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Hotzenwaldblues

Hotzenwaldblues

Titel: Hotzenwaldblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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gewechselt.
    »Wir treffen uns unten im Seniorenheim«, erklärte Iris noch und
schlug die Beifahrertür zu. Sie sah dem Volvo kurz nach, stieg dann in ihren
gelben Twingo und öffnete das Faltdach, um die Hitze herauszulassen, die sich
noch immer im Wagen staute, obwohl es längst Abend geworden war.
    Als sie so allein vor sich hin in Richtung Rheintal zuckelte, hatte
sie genügend Zeit zu überlegen und dabei die Nägel ihrer linken Hand zu
attackieren. Fred Malzacher war also in Geldnöten. Oder er war einfach nur
gierig und wollte zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Karriere machen,
indem er der Schluwe mehr Flächen beschaffte als benötigt, und Geld dafür
kassieren, dass er dem Schweizer Bauhai Informationen darüber zuschanzte,
welche die Schluwe ablehnen würde, damit dieser sie dann teuer an die
Bundesregierung als Ausgleichsfläche für die Autobahn verscherbeln konnte. Das
berappte ja nur der deutsche Steuerzahler. Und bei dem bedienten sich derzeit
viele. Da kam es auf einen Herrn Stümpfli und seine Kumpane auch nicht mehr an.
    Aber Fred Malzacher ein Brandstifter? Gut, ganz auszuschließen war
es natürlich nicht. Er hatte ein Motiv. Sogar für den Brand im Altenheim, wenn
sie es recht überlegte. Wollte am Ende tatsächlich nicht nur Hanspeter Gerber
seinen Schwiegervater loswerden, sondern auch Fred Malzacher, jetzt, wo es bei
dem nichts mehr zu holen gab?
    Gerber und Malzacher kannten sich gut und steckten vermutlich unter
einer Decke, zusammen mit Frank Gerber und Beat Stümpfli. Wusste vielleicht
auch Joseph Kohlbrenner etwas, das seinen Schwiegersohn gefährden konnte?
    Vielleicht steckte aber etwas anderes dahinter. Warum hatte Johannes
Forstweiler seinem Freund Kohlbrenner von dem Gesundheitszustand des verletzten
Brandsachverständigen erzählt? Es hätte doch anderes zu sagen gegeben in dieser
Situation. Und warum hatte sich das zerknitterte Gesicht von Joseph Kohlbrenner
bei dieser Nachricht beinahe zu einem Lächeln verzogen? Auf der Herfahrt hatte
auch Forstweiler ihre Mitteilung, die eigentlich für Max Trautmann gedacht
gewesen war, mit bemerkenswertem Enthusiasmus aufgenommen. Sie hatte es darauf
geschoben, dass ein Pfarrer halt ein geborener Menschenfreund war.
    Doch nun die ähnliche Reaktion bei seinem Freund. Auch wenn Joseph
Kohlbrenner versucht hatte, es zu verbergen, er war sehr erleichtert darüber
gewesen, dass der Mann über den Berg war, hatte geradezu gewirkt, als fiele ihm
eine schwere Last von der Seele. Also: Warum das?
    Iris war wild entschlossen, das herauszufinden und nicht eher zu
ruhen, bis die beiden Senioren geredet hatten. Aber wie sollte sie sie zum Sprechen
bringen? Sie hatte keine Beweise für ihre Theorien.
    Sie entschied sich für den Überraschungsangriff.
     
    Doch an diesem Abend wurde nichts mehr daraus. Als sie den
Wagen abgestellt hatte und dem ehemaligen Seniorenheim »Auf der Halde«
zustrebte, wurde sie von Max Trautmann abgefangen.
    »Sie können da nicht hin.«
    »Und ob ich kann!«
    »Nein, Joseph Kohlbrenner ist vorhin im Auto zusammengeklappt. ›Den
bring ich in den Knast‹, hat er gebrüllt. Vermutlich meinte er seinen
Schwiegersohn. Ich dachte, er kratzt mir ab. Der Notarzt ist bei ihm. Schauen
Sie, da kommt er schon.«
    Iris kannte den Mann nicht, es war keiner von den Laufenburger
Medizinern. »Wie geht es Herrn Kohlbrenner?«
    Der Arzt musterte sie ablehnend. »Dazu kann ich nichts sagen.«
    Iris schluckte. Sie warf Max Trautmann einen bittenden Blick zu. Der
verstand sofort.
    »Aber mir dürfen Sie etwas sagen, oder? Ich habe Herrn Kohlbrenner
schließlich in sein Zimmer gebracht und Sie gerufen. Muss er denn nicht ins
Krankenhaus?«
    Der Arzt schüttelte den Kopf. »Nein, der Krankenwagen ist schon
wieder weg. Nur der Kreislauf. Er schläft jetzt. Ich habe ihm eine Spritze
gegeben.«
    »Kann ich zu ihm?«, verlangte Iris zu wissen.
    »Davon rate ich dringend ab.«
    Max griff nach ihrem Arm. »Kommen Sie, morgen ist auch noch ein
Tag.«
    Iris gab sich widerwillig geschlagen und trabte nach einem kurzen
Wortwechsel heimwärts. Nein, ein Bier trinken wollte sie nicht. Auch nicht über
Organisatorisches bezüglich Galerie, Internet und Detektivbüro sprechen. Sie
wolle einfach nur heim, beschied sie Trautmann.
    Sie musste nachdenken. Gut, bei Kohlbrenner kam sie heute nicht
weiter. Aber es gab noch anderes zu klären. Wenn nun Franz Örtler sich selbst
vergiftet hatte, damit Hanspeter Gerber in den Verdacht kam, ihn umbringen zu
wollen?

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