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Hotzenwaldblues

Hotzenwaldblues

Titel: Hotzenwaldblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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jemanden nach und nach vergiften.
Zumal man leichte Arsenvergiftungen meines Wissens schnell mal übersieht. Würde
die Arsenkonzentration im Aushub des Daniela-Stollens denn für so etwas
reichen?«
    »Ja, ich denke schon. Aber wer sollte so etwas tun?«
    »Die Menschen sind leider nicht so friedfertig, wie du vielleicht
meinst, Hugo. Könntest du mir bitte diese Studie zukommen lassen?«
    »Mach ich. Aber warum willst du das alles wissen?«
    »Ähm. Also, das erkläre ich dir später, das ist jetzt irgendwie
blöd. Ich bin so etwas wie eine Betroffene. Aber danke, Hugo, du hast mir sehr
weitergeholfen.« Sie legte das Handy zur Seite und widmete sich wieder einmal
hingebungsvoll ihren ohnehin schon sehr malträtierten Fingernägeln.
    So, jetzt wusste sie also, wie das Arsen aus den Steinen in den
Körper von Örtler hatte kommen können. Und dass die Konzentration sicherlich
hoch genug gewesen war, um diesen irgendwann unter die Erde zu bringen. Zu hoch
jedenfalls, um auf einer normalen Mülldeponie entsorgt zu werden. Sobald sie
die Studie hatte, würde sie sie an den Glücklichen weiterreichen.
    Aber was hatte sie konkret in der Hand? Hanspeter Gerber hatte sich,
um seinen Schwiegervater zu vergiften, hoch arsenhaltiges Gestein in den Garten
karren lassen, das zudem tonnenweise an einem relativ leicht zugänglichen Ort,
nämlich der Kreismülldeponie, abgelagert worden war. Wohin es gar nicht erst
hätte gebracht werden dürfen. Ob das aus Schlamperei, Unwissenheit oder mit
Absicht geschehen war, würde sich herausstellen. Sicher war jedoch, dass Gerber
schon lange um den hohen Arsengehalt gewusst hatte, denn sonst hätte er sich
den Aushub kaum beschafft, um Franz Örtler damit zu vergiften. Als Mitarbeiter
im Regierungspräsidium, das wiederum dem Deponiebetreiber Landkreis
übergeordnet war, musste er außerdem sehr genau wissen, dass illegal war, was
da mit dem Aushub geschah. Nicht auszudenken, was es für Folgen gehabt hätte,
wenn Arsen ins Grundwasser gelangt wäre. Aber das war dem feinen Herrn wohl
egal. Hauptsache, über die Arsenfunde wurde nichts bekannt und seine kleine
Giftdeponie im Garten flog nicht auf. Wahrscheinlich würde er sich irgendwie
herausreden, auf die Zuständigen verweisen. Das waren selbstverständlich
andere. Und Malzacher? Der arbeitete immerhin bei der Schluwe, hätte also auch
vom Gift im Stein wissen können. Hatte er den Mund gehalten, weil er gehofft
hatte, die Arsenmethode später bei seinem eigenen Schwiegervater anwenden zu können?
Es würde akribische Recherchen beim Regierungspräsidium und der Schluwe
erfordern, um zweifelsfrei nachzuweisen, dass beide Männer aus egoistischen
Motiven eine große Gefahr für die Umwelt und die Menschen der Region in Kauf
genommen hatten. Doch da war noch der Verdacht der Bestechung und der
Bestechlichkeit. Diese Anklage könnte die feinen Herren immerhin aus dem
Verkehr ziehen, sprich, ihre Beamtenjobs kosten.
    Eigentumsdelikte waren im Bürgerlichen Gesetzbuch der Deutschen,
gemessen an der Schwere der Tatfolgen, meist mit höheren Strafen bewehrt als
Verbrechen gegen Mensch und Natur. Mensch und Natur ließen sich beide nicht
einfach so wiederbeleben. Dennoch wurde der Verlust von Geld und Gut in manchen
Fällen strenger geahndet als der Tod eines Menschen. Wusste noch jemand von
dieser Arsengeschichte und der illegalen Ablagerung des Aushubs? Und machte es
diesen Jemand so wütend, dass die Verantwortlichen bisher nicht zur
Rechenschaft gezogen worden waren, dass er alles und alle in die Luft sprengen
wollte? Tief in Iris verdichtete sich das Gefühl, dass sie sich langsam der
Lösung des Rätsels um den Wächter näherte. Nur
so ein Gefühl. Noch nichts, was sie hätte erklären können. Manchmal war das ja
so. Man hatte den Eindruck, etwas verstanden zu haben. Aber wenn man es dann in
Worte fassen wollte, ging es nicht.
    Sie musste den Glücklichen informieren. Ihn anrufen? Iris schaute
auf die Uhr. Nein, besser nicht. Sie bootete den PC und schrieb einen Entwurf im Mailaccount von Gateway one. Kurz überlegte sie,
ob der alte Forstweiler ihren PC womöglich immer
noch ausspionierte. Oder Trautmann. Wenn die Geschichte mit dem Wächter geklärt war, würde sie sich ganz genau
damit beschäftigen, wie sie ihren PC langfristig
vor Trojanern schützen konnte. Sie speicherte den Entwurf und schickte dem
Glücklichen eine SMS mit dem Text »Gateway one« .
    Kurze Zeit darauf klingelte ihr Handy.
    »Liebe Kollegin Terheyde. Könnten

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