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Hotzenwaldblues

Hotzenwaldblues

Titel: Hotzenwaldblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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schweißverklebte Männer mit großen Händen und
starken Schultern. Nicht solche mit Bauch wie Trautmann. Bauch hatte sie
selbst. Blöderweise mochte sie selbst Trautmanns Bauch.
    Während sie darauf wartete, dass das Kaffeewasser kochte, stromerte
sie in seinem Wohnzimmer herum. Aus alter Gewohnheit hob sie einige Blätter
hoch, die auf seinen Schreibtisch lagen. Er hatte etwas ausgedruckt. Ein neuer
Western? Nein, es war ein Gedicht, eines jener Haikus, die er so sehr liebte.
Und die er ihr nie zeigen wollte. Iris las es und wurde feuerrot.
     
    Ihr grüngrauer Blick.
    In meiner Seele wachsen
    Sehnsuchts-Blüten.
     
    Als er zurückkam, hatte sie bereits den Kaffee
aufgegossen. Er roch frisch nach Aftershave, hatte sich sogar rasiert.
    Sie versuchte, das zu ignorieren. »Ich muss mit Ihnen reden«,
erklärte sie barscher, als sie beabsichtigt hatte. »Wir müssen uns diese
Senioren vorknöpfen. Ich meine die Herren Forstweiler, Kohlbrenner und Örtler.
Ich glaube, die versuchen, uns zu manipulieren. Mit diesen beiden Bränden, also
denen im Altenheim und auf dem Kohlbrennerhof, ist etwas oberfaul. Joseph
Kohlbrenner hat beide entdeckt. Und beide versucht er jetzt, seinem
Schwiegersohn in die Schuhe zu schieben. Und die Arsengeschichte … Ich
werde das Gefühl nicht los, dass das alles zusammenhängt.«
    Max runzelte die Stirn. »Ich glaube, ich hatte Ihnen das noch gar
nicht erzählt: Ich habe seit ein paar Tagen einen Klienten. Franz Örtler. Er
hatte mich beauftragt, seinen Schwiegersohn zu beschatten. Er hat nämlich große
Angst vor ihm. Hanspeter Gerber versucht offenbar mit allen Mitteln, ihn ins
Altenheim abzuschieben. Und Franz Örtler geht mit allen Mitteln dagegen an. Er
weiß offenbar etwas, mit dem er seinen Schwiegersohn erpressen kann. Er sagt,
er hat einen Brief geschrieben, der im Schließfach einer Bank liegt und in dem
alles steht. Das ergäbe ein feines Mordmotiv für Gerber.«
    »Ach, schön, dass ich das auch mal erfahre, Partner.«
    »Sie sind es doch, die mir nichts erzählt.«
    Er hatte ja recht. »Das meinte er also in Ihrem Auto mit dem Ausruf
›Den bringe ich in den Knast‹. Die Schwiegersöhne von Örtler und Kohlbrenner
werden beide von diesem Schweizer Bauunternehmer, Beat Stümpfli, geschmiert.
Ebenso Frank Gerber. Vielleicht hat Örtler das herausgefunden und setzt seinen
Schwiegersohn damit unter Druck? Fest steht jedenfalls: Hanspeter Gerber hat sich
hoch mit Arsen belastetes Gestein in den Garten karren lassen. Er hat einen
Mineur dafür bezahlt, und zwar schon 2009, als das Haus noch ein Rohbau war.
Der Minenarbeiter hat es inzwischen zugegeben. Sie wissen doch, Trautmann, der
Steinhaufen im Garten, von dem wir zwei Brocken mitgenommen haben. Von einem
Freund – wer das ist, tut nichts zur Sache – weiß ich außerdem, dass
die Arsenkonzentration in dem Aushub hoch genug ist, um einen Menschen zu
vergiften, wenn man es richtig macht. Tja, und nun liegt Örtler mit
Arsenvergiftung im Krankenhaus. Trotz seiner beiden vorhergehenden
Schwächeanfälle hat das niemand bemerkt. Bei alten Menschen tut man körperliche
Schwäche und geistige Verwirrtheit schnell mal als Alterserscheinungen ab. Ich
bezweifle allerdings inzwischen, dass Franz Örtler so verwirrt ist, wie es den
Anschein hat oder er seine Umwelt glauben machen will.«
    Max Trautmann lachte. »Da könnten Sie recht haben.«
    »Weiß ich, ich habe oft recht.«
    Warum grinste er jetzt so von oben herab? Egal, sie würde ein
anderes Mal darüber nachdenken. »Da ist noch etwas. Ich habe das anfangs als
Zufall abgetan und nicht weiter beachtet. Bis gestern Abend, um genau zu sein.
Ich habe Örtler an der Baustelle in Rhina gesehen, kurz bevor dort der
Sprengsatz hochging. Ich bin losgelaufen, um die Leitstelle zu alarmieren. Als
ich wieder zurückkam, stand Johannes Forstweiler bei ihm, und die beiden haben
über irgendetwas heftig gestritten. Das haben Sie selbst gesehen. Aber Örtler
ist schon vorher in der Nähe gewesen. Und was hat Forstweiler gestern gemeint,
als er uns alarmierte, weil er Angst hatte, Joseph Kohlbrenner könnte etwas
Schlimmes anstellen? Er wollte es uns nicht sagen. Nein, das sind nie und
nimmer Zufälle. Deshalb werde ich jetzt ins ehemalige Seniorenheim ›Auf der
Halde‹ marschieren, die beiden Herren Kohlbrenner und Forstweiler aus dem Bett
werfen und mal gehörig auf den Busch klopfen. Außerdem ist da noch diese
ominöse Datei.«
    »Welche Datei? Sie sind heute Morgen wie eine Wundertüte,

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