Hotzenwaldblues
han halt dencht, viellicht chommet sie mir it auf die Schliche.
Han’s doch immer vom Handy uns g’macht. Bis auf eimol.«
Iris zog das Handy aus der Tasche. »Tzz, da kommt einiges zusammen.
Fangen wir doch gleich mal mit der Gründung einer kriminellen Vereinigung an.
Dann versuchter Mord, Brandstiftung und was weiß ich nicht noch alles. So, und
jetzt rufe ich die Kollegen. Die werden Sie abführen.«
»Johannes …«, sagte Joseph Kohlbrenner kläglich. Und dann: »… mein
Herz.«
»Hören Sie auf, uns Theater vorzuspielen«, fuhr Iris grob
dazwischen.
Johannes Forstweiler sammelte sich als Erster. Und plötzlich sprach
er fast Hochdeutsch. Mit Schweizer Akzent und alemannischen Einschüben. »S’ hat
kcheinen Zweck, Joseph. Mir müen alles erzählen. Und ehrlich, ich wär froh,
wenn ich die Last von der Seele hät.«
Auch Joseph Kohlbrenner konnte offenbar Hochdeutsch, wenn es drauf
ankam. Ohne alemannische Einschübe. »Johannes, dann war alles umsonst!«
»Na ja, it ganz. ’s Gefängnis ischt immerhin kchai Altenheim. Und
Franz war doch wirklich in Gefahr und musste schauen, dass er wegkam. Sein
Schwiegersohn hätt nicht geruht, bis er tot war. Das gibt sicher mildernde
Umstände, so was hän ihr doch au im Dütsche, oder? Und dir, dir hän sie’s Huus
unterm Hintern wegverkauft. ‘s war jedenfalls kurz davor. Ich für min Teil wär
froh, wenn alles ein End hätt. Bin nicht mehr jung genug fürs Verbrechen.«
Max schaute noch immer fassungslos von einem zum anderen. Dann sank
er neben Johannes Forstweiler aufs Bett.
»Also haben Sie den Drohbrief geschrieben, Sie geben es zu?«, hakte
Iris nach. »Wie ich es mir dachte. Diese alttestamentarische Ausdrucksweise passt
gut zu einem ehemaligen Pfarrer. Aber warum der Hinweis auf Bruno Manser? Warum
überhaupt diese ganze unglückselige Aktion?«
Joseph Kohlbrenner schluckte. »Mir wolltet weg. So wit wie möglich.
A neues Läbe. Aber dafür brucht’s Geld. Guet mir hän alli Erschparnis,
aber die reichet auch it ewig …«
»Und da dachten Sie, Sie könnten eine kleine Erpressung in die Wege
leiten? Denn darum ging es dann doch wohl, um eine kleine, miese Erpressung.
Und keineswegs um höhere Ziele in Sachen Umweltschutz! Sie wollten Geld. Wie
viel? Drei Millionen, fünf? Drei Warnungen, damit jeder davon überzeugt ist,
dass Sie es ernst meinen – und dann stellen Sie Ihre wahren Forderungen.
War das der Plan? Wen wollten Sie denn erpressen? Die Landesregierung? Das
Schluchseewerk?«
Johannes Forstweiler nickte. »Nai, it so viel Geld. Bloß a halbe
Million hän mir eus überlegt. Aber ‘s schtimmt. Das Schluchseewerk. Un RWE und E n BW . Un die dütsche Regierig. Aber bloß im Notfall, mir
hän denkcht, die regionale Ermittler sin vielleicht it ganz so g’fährlich.
‘tschuldigung, Frau Terheyde. Sie müen mir glaube, des mit dem Verletzte ischen
Unfall gsi, en ganz blöder. Das hän mir it wölle. Sel hät alles verändert. Und
usserdem, es isch it usschließlich ums Geld gange. Mir hän denkcht, wenn wir’s
Thema Umweltschutz a weng ins G’spröch bringe, denn überlege sich die Obere
künftig … Egal, isch jo nix in dr Zittig g’schtande über eus.«
Joseph Kohlbrenner hatte sich so weit gefasst, dass er einen letzten
Versuch des Widerstandes wagte. »Sel verschtön solche Bürokraten nie und
nimmer, Joseph, vergiss es. Die denkchet bloß in Schwarz-Weiß. Übrigens, Sie
sind selbst schuld. Wenn Sie den Sprengsatz it g’funde hättet, wär gar nix
passiert. Samschtags bauet die da it. Und um die Uhrzit sind da auch kchaine
Lüt. Die Bombe hät sowieso solle z’midst in dr Nacht hochgo. Aber denn hät der
angebliche Experte dran rumgefummelt und – wumms!«
Iris hatte nicht die Absicht, ihm das durchgehen zu lassen. »So, nun
versuchen Sie die Verantwortung auch noch auf mich und auf den
Sprengstoffexperten abzuschieben, der sein Leben riskiert hat, um eine Bombe zu
entschärfen, die Sie gebastelt haben. Das ist ganz schön frech. Sie sollten
sich schämen. Aber jetzt rücken Sie schon damit raus: Gibt es irgendwo noch
weitere Bomben, die hochgehen können? Sie haben doch bestimmt noch was in der
Hinterhand. Falls Landesregierung und Schluchseewerk Ihren Forderungen nicht
nachgeben.«
Forstweiler übernahm. »Nai, kcheine weiteren Bomben. Nach’m Unglück
mit dem arme Ma hän mir au die Bombe beim Schuppen in Brennet isammle wölle.
Aber mer hän’s zitlich eifach nümme geschafft. Usserdem sind Sie eus die ganze
Zit
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