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Hotzenwaldblues

Hotzenwaldblues

Titel: Hotzenwaldblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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sie
mit in die Ehe brocht. Die isch aber beschtimmt scho zwanzig Johr tot. Jung
g’schtorbe.«
    Also das war Iris komplett neu. »Und woher wussten Sie das, Herr
Forstweiler?«
    Der alte Mann lächelte schief. »I bin Pfarrer g’si, scho
vergesse? Ich kchenn die Familie scho lang. Die erschte Frau Stümpfli hat sich
oft bi mir Rat geholt. Da kommt mr ins Schwätze. Jedenfalls hän mir eus
g’fragt, der Franz, der Joseph und ich, wenn der Stümpfli was verschtecke wot,
dann wo? Da isch mir die Hütte wieder ig’falle. Meine Notizen hab ich danach
zur Sicherheit sofort ins Schließfach vom Örtler bi der Schparkass Bad Säckinge
brocht. Ich han Vollmacht. Der Joseph au.«
    »Mit den Bomben sind Sie den entscheidenden Schritt zu weit gegangen«,
befand Iris. »Wegen des Mordversuchs wäre der Schwiegersohn von Franz Örtler
doch sowieso ins Gefängnis gewandert. Er hätte sich also nicht mehr fürchten
müssen.«
    Forstweiler senkte den Kopf. »Die G’schicht mit der Vergiftung –
mir hättet viel früher was mache müsse. Aber dass da Arsen im Schpiel sein
kchönnt, da hät uns erscht die Heilerin druffbrocht. Sie hät au g’sait, dass
sie erscht dr Franz genauer untersuche müsst. Doch der hät am Mäntig jo nümmi
anekchönne.«
    »Trotzdem hän mir überlegt, woher selles Gift überhaupt schtamme
kchönnt. Da sin mir uf sellen Schtai-Hufe im Gerber-Garten kcho. Aber mir sin
ja kcheine Chemiker. Mir hän Ihre Hilfe brucht, um ussez’finde, ob da wirklich
Arsen drin isch«, sagte nun Joseph Kohlbrenner.
    »Deswegen haben Sie mich also engagiert, Herr Forstweiler«,
konstatierte Iris.
    »Ja, un’ weil mir au Angscht kcha hän um Tanja und ihre Maidli. Hät
jo kainer g’wüsst, was dem Saubatzi Hanspeter no alles ifallt.«
    »Hanspeter Gerber benötigte Geld für sein neues Haus, die Wohnung in
Freiburg und seine Geliebte, soweit ich weiß. Warum brauchte aber Ihr Schwiegersohn eigentlich so dringend Geld,
dass er sich bestechen ließ, Herr Kohlbrenner?«
    »Der ischt ein Versager. Hat versucht, sich bei den Oberen des
Schluchseewerks durch Eifer bei den Landaufkäufen einzuschleimen. Und ein
Spieler ischer usserdem. Süchtig, wenn Sie mich fragen. Hät immer denkcht, er
kann’s verbergen. Aber nicht vor mir.«
    Iris nickte. Das passte mit dem zusammen, was sie bereits
herausgefunden hatten.
    »Du meine Herrn, da kommt ein ganz schöner Haufen kriminelle Energie
zusammen«, mischte sich jetzt wieder Max ein. »Hätten Sie, statt Bomben zu
bauen, nicht gleich nach den Beweisen suchen können, die Ihnen fehlten? Und
dann die Gerber-Brüder, Fred Malzacher und Stümpfli erpressen? Warum mussten
Sie den Wächter ins Leben rufen? Warum diesen
Manser bemühen?«
    Forstweiler wand sich. »Sie hän scho recht. Aber es isch halt
manschmal so, mr sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht. Mir hän eifach glaubt,
‘s wär eine gute Idee. Verschtand’s inzwische selber nümme. Und es isch au
keineswegs so, dass es uns bloß aufs Geld angekommen wär. Mir hän denkcht, mir
schlage zwei Fliegen mit einer Klappe. ’s isch ja kaum noch mitanzusehen, was
us derre Gegend g’worden isch. Franz isch usserdem no immer wütend, dass sine
Variante für den Autobahnbau so mir nix, dir nix im Papierkorb glandet isch. ‘s
wird Sie a biz wundre, aber mir drei lieben dieses Stück Erde. ‘s isch wie im
Paradies do. Zumindest isches eins gsi. Bevor die Stromkonzerne kcho sin, um
ihren Reibach zu machen. Sie hän Überlandleitungen baut und Strommaschte
ipflanzt, hoch wie Türm, die bald jedes Tal hier verschandlet. Und schließlich
hän sie Atomkraftwerke baut – Leibstadt, Cattenom, Gösgen. Isch ein
Fukushima nicht genug? Jetzt plane sie in dr Schwiz au no ein Lager für hoch
radioaktive Abfälle. Alles in derre Region. Und wahrschins werde sie dort, geschäftstüchtig
wie sie sind, au gli den Atommüll us Frankreich und Dütschland mit entsorge.
Das isch sicher a guets G’schäft, un die Dütsche un die Franzose sin fein raus.
Ach, ehe ich’s vergess, ein Lager für schwach radioaktive Abfälle hemmer in
Würenlingen ja scho. Und was da an strahlendem Abfall aus der Forschung uffem
Areal vom Paul Scherrer liegt – ich denkch lieber nicht darüber nach.
Früher isches hier so schön gsi. Jahrhunderte lang. Dazumals, als der Rhii noch
über dä Laufe, also die Schtromschnelle g’rauscht isch. Denn hän sie’s
Rhikraftwerk baut und rigoros alles g’schprengt. Da kchasch doch it einfach
zuluege, wenn’s immer so witergoht?

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