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House of God

House of God

Titel: House of God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel Shem
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medizinischen Hierarchie im
House of God,
wo sie sich mit übertriebenen medizinischen Stunts umbringen konnte.
    Die Kombination aus Jo, Levy dem Kneifer und meiner ersten Aufnahme gaben mir den Rest. Die Aufnahme war Henry, dreiundzwanzig Jahre alt; seine Nieren arbeiteten nicht. Er war aus einem der St. Irgendwos hergeschickt worden, nachdem man dort aus einem Patienten mit einem Nierenleiden einen ausgetrockneten, tröpfelnden, urämischen Fleischklops gemacht hatte, der am Rande des Grabes stand. Außerdem war Henry geistig zurückgeblieben. Wenn ich ihm also helfen wollte, mußte ich aus seiner Akte schlau werden, die vom St. Irgendwo mitgeschickt worden war. Aber die war zu hell fotokopiert, nicht durchnumeriert und von einem ausländischen Hochschulabsolventen geschrieben. Ich konnte sie nicht lesen. Levy der Kneifer kam und versuchte mir zu helfen, indem er die Akte laut vorlas. Ich sagte ihm, dies sei kein BMS -Fall und er solle sich verziehen. Im Gehen fragte er noch:
    »Was hat er?«
    »Hypotassie.«
    »Was ist das?«
    »Schlag es nach.«
    Er ging, und ich versuchte noch einmal, die Akte zu lesen und konnte es nicht. Ich sah zum Fenster hinaus in den Herbst. Ein junges Paar machte eine Blätterschlacht. Die bunten Blätter blieben an ihren weißen irischen Pullis hängen. Tränen traten mir in die Augen. Alles, was mir entging, schnürte mir die Kehle zu: die zweite Tasse Kaffee im Bett mit einer Frau und der Sonntagszeitung, der Schmerz in den Lungen von der eisigen Morgenluft. Jo kam herein und wollte, daß ich ihr »den Fall vorstelle«. Ich explodierte. Ich vergaß mich und brüllte sie an, wenn sie noch eine Minute dabliebe, würde ich gehen. Ich schrie, warf ihr alle möglichen schrecklichen Sachen an den Kopf, ihre emotionalen Probleme, ihr übermächtiges Bedürfnis, dazuzugehören. Ich baute mich vor ihr auf und brüllte, bis ich blau anlief und mir die Tränen über die Wangen rannen, und ich hörte nicht auf, bis ich diese halbe Portion, dieses Opfer des Erfolgs, aus der Tür, mit dem Fahrstuhl hinunter und raus aus dem
House of God
gejagt hatte.
    Dann kehrte ich zu dem Krankenbericht des Flotten Henry zurück, setzte mich hin und weinte. Es war ein Eiertanz! Ich schlug mit der Faust auf den Tisch, immer und immer wieder, prügelte auf die Welt ein. Ich konnte nicht mehr. Ich dachte daran, wie ich als Kind Superman gespielt und mir vorgemacht hatte: Wenn ich mein Bestes gebe, kann ich nichts falsch machen. Also machte ich weiter. Ich ging, um mir den Flotten Henry anzusehen, einen aschgrauen jungen Burschen mit dem Blick der Zurückgebliebenen, einer Stimme, die bei jedem zweiten Wort vom Baß ins Falsett rutschte, und mit Haaren die in der Mitte gescheitelt waren wie bei Wrong Way Corrigan. Ich fragte ihn, wie es ihm ginge, und er antwortete:
    »Dok, wenn ich morgen sterben würde, wäre ich der glücklichste Mensch auf der Welt.«
    Irgendwie half mir das, und ich begann mit den Untersuchungen.
    Die nächste große Hilfe an diesem elenden Tag war Levy der Kneifer, der eigenhändig Jos ganze Station in Schutt und Asche legte. Er arbeitete an der zweiten Aufnahme, einer jungen Frau in schwarzer Spitzenunterwäsche, die an Colitis ulcerosa litt. Obwohl Levy der Kneifer ganz aufgeregt war, weil nach der Darmuntersuchung Blut und Eiter an seinem Finger waren und er sie gleich sigmoidoskopieren und in die Bibliothek gehen wollte, um »wie wild über Stuhl« nachzulesen, war er verlegen über die erotische Komponente der Untersuchung. Unglücklicherweise hatte Levy der Kneifer der Patientin gefallen und sie hatte ihm, splitternackt, zu verstehen gegeben, daß auch seine Untersuchung ihr gefiel. Als die Botschaft bei dem Kneifer ankam, rastete er aus, rannte weg und kam schlotternd zu mir.
    »Ich habe noch nie eine nackte Frau gesehen und noch nie eine junge, weibliche Patientin gehabt. Darüber hat man uns nichts beigebracht. Ich schäme mich so.«
    »Du schämst dich? Was, zum Teufel, hast du mit ihr gemacht?«
    »Nichts. Ich schäme mich über meine total unprofessionellen Gedanken.«
    Er war so aufgeregt, daß er sich weigerte, weiterzumachen, bevor er mit seinem Analytiker darüber gesprochen hatte. Darum ließ ich ihn an Mrs. Biles weiterarbeiten, jener Frau mit dem eingebildeten Herzleiden, die er zu Beginn ihres Aufenthalts im Haus gekniffen hatte. Um ein Uhr nachts stand der Kneifer plötzlich vor mir und sagte:
    »Also, ich habe gerade Mrs. Biles hypnotisiert.«
    »Was hast du mit wem

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