House of Night 7. Verbrannt
Thanatos’ strenge Miene, und sie lächelte wieder. »Oh Kind, bitte sie doch einfach um Hilfe.«
Aphrodite blinzelte. »Einfach so?«
»Ja, Prophetin, ganz einfach so.«
Langsam legte Aphrodite Zoey wieder die Hand auf die Schulter. Diesmal schloss sie die Augen und nahm drei lange, tiefe Atemzüge, genau wie sie es bei Zoey gesehen hatte, wenn die sich daran machte, einen Kreis zu beschwören. Dann sandte sie Nyx ein stummes, aber inständiges Gebet zu.
Wenn das hier nicht wichtig wäre, würde ich dich nicht bitten, aber das ist dir bestimmt klar, weil du weißt, dass ich nicht gern um irgendwas bitte. Niemanden. Außerdem kann ich diese Bettelei nicht besonders gut, aber das weißt du ja auch.
Aphrodite seufzte innerlich.
Nyx, ich brauche deine Hilfe. Thanatos meint, ich hätte eine Art Verbindung zur Anderwelt. Wenn das stimmt, könntest du mir bitte zeigen, was mit Zoey los ist?
Sie hielt inne, seufzte noch einmal und machte einen innerlichen Total-Strip vor ihrer Göttin.
Göttin – bitte. Und nicht nur deshalb, weil Zoey für mich so was ist wie die Schwester, die meine Mom egoistischerweise nicht kriegen wollte. Ich brauche deine Hilfe, weil für so viele Leute alles von Zoey abhängt, und das ist leider wichtiger als ich.
Sie spürte, wie allmählich unter ihrer Handfläche Wärme entstand, und dann war es, als glitte sie aus ihrem eigenen Körper in Zoeys hinüber. Nur einen Augenblick lang war sie in ihrer Freundin – einen Herzschlag lang, nicht mehr – aber was sie fühlte und sah und
erkannte
, überwältigte sie so, dass sie sich im nächsten Moment schon wieder in ihrem eigenen Körper wiederfand. Keuchend vor Angst barg sie die Hand, mit der sie Zoey berührt hatte, an ihrer Brust. Dann wurde ihr furchtbar übel, sie stöhnte auf, krümmte sich und würgte unter Tränen, aber nur Speichel kam heraus.
»Was ist, Prophetin? Was hast du gesehen?«, fragte Thanatos ruhig, während sie Aphrodite um die Taille stützte und ihr die Wangen abwischte.
»Sie ist weg!« Aphrodite verkniff sich ein Schluchzen und riss sich allmählich wieder zusammen. »Ich konnte spüren, was mit ihr passiert ist. Nur ganz kurz. Zoey hat Kalona die ganze Macht des Geistes entgegengeschleudert. Sie hat mit allen Mitteln versucht, ihn zu stoppen, aber es hat nicht geklappt. Heath ist vor ihren Augen gestorben. Das hat ihren Geist in Stücke gerissen.« Hilflos sah sie Thanatos durch die Tränen hindurch an. Sie fühlte sich seltsam benommen. »Sie wissen auch, wo sie ist, nicht wahr?«
»Ich glaube ja. Es wäre aber gut, wenn du es bestätigen würdest.«
»Die zerborstenen Stücke ihres Geistes sind bei den Toten in der Anderwelt.« Aphrodite blinzelte heftig, weil ihre rotgeäderten Augen stachen. »Zoey ist nicht mehr hier. Sie hat es einfach nicht verkraftet, was da draußen passiert ist – sie verkraftet es immer noch nicht.«
»Mehr hast du nicht gesehen? Nichts, was Zoey helfen könnte?«
Aphrodite schluckte, weil ihr die Galle hochkam, und hob zitternd die Hand. »Nein, ich kann’s aber nochmal versuchen und –«
Darius legte ihr die Hand auf die Schulter und hielt sie sanft zurück. »Nein. Du bist noch geschwächt vom Bruch deiner Prägung mit Stevie Rae.«
»Das ist egal. Zoey stirbt!«
»Nein, es ist nicht egal«, sagte Thanatos leise. »Willst du, dass deine Seele auch so endet wie die von Zoey?«
Ein neuer Schrecken durchfuhr Aphrodite. »Nein«, flüsterte sie und legte ihre Hand über die von Darius.
»Genau aus diesem Grund ist es oft so bedauerlich, wenn unsere liebende Göttin den Jungen so große Gaben verleiht. Nur selten besitzen sie die nötige Reife, sie weise zu gebrauchen«, bemerkte Neferet.
Beim Klang der kühlen, herablassenden Stimme sah Aphrodite, wie ein Ruck durch Starks Körper ging, und endlich löste er den Blick von Zoey.
»Warum lässt man diese
Kreatur
hier rein? Das war sie! Sie hat Heath umgebracht und Zoey zerschmettert!« Es hörte sich an, als müsste er die Worte im Mund zermahlen, um sie aussprechen zu können.
Neferet warf ihm einen kühlen Blick zu. »Ich verstehe, dass du große Qualen leidest, aber so kannst du nicht mit einer Hohepriesterin sprechen, Krieger.«
Stark sprang auf die Füße. Blitzschnell wie immer hielt Darius ihn zurück. Aphrodite hörte ihn beschwörend flüstern: »Denk nach, bevor du handelst!«
»Krieger«, wandte sich Duantia an Stark, »du warst zugegen, als der Menschenjunge getötet wurde und Zoeys Seele zerbarst. Du hast
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