House of Night 7. Verbrannt
Boden vor dem Podest ab. Automatisch und wie abgesprochen traten Stark und Darius zwischen Kalona und Zoey.
»Natürlich ist Erebos nicht tot. Schließlich ist er unsterblich«, begann Neferet in ihrem üblichen arroganten Ton, aber dann brach ihre Stimme, und mit einem Schluchzen sagte sie: »Er ist nicht tot, aber ihr seht es – er ist
fort
!«
Fast wie von selbst stand Aphrodite auf und näherte sich Kalona. In Sekundenschnelle war Darius neben ihr. »Nein, berühr ihn nicht.«
»Ob wir ihn Erebos nennen oder nicht, dieses Wesen ist zweifellos ein uralter Unsterblicher«, sagte Thanatos. »Aufgrund der Macht seines Blutes wird es der Prophetin unmöglich sein, in seinen Körper einzudringen, selbst wenn sein Geist nicht anwesend ist. Er stellt nicht die gleiche Gefahr für sie dar wie Zoey, Krieger.«
»Mach dir keine Sorgen. Lass mich versuchen, ob ich was rausfinde«, sagte Aphrodite zu Darius.
»Ich bleibe bei dir. Ich lasse dich nicht los.« Er nahm ihre Hand und trat mit ihr zu Kalona.
Aphrodite spürte, wie angespannt ihr Krieger war, aber wieder holte sie dreimal tief Luft und konzentrierte sich auf Kalona. Nach einem kurzen Moment des Zögerns legte sie ihm die Hand auf die Schulter. Seine Haut war so kalt, dass sie alle Willenskraft aufbringen musste, um sie nicht wegzuziehen. Stattdessen schloss sie die Augen.
Nyx? Bitte hilf mir noch einmal. Lass mich irgendwas erfahren … egal was, Hauptsache, es kann uns helfen.
Und dann beendete Aphrodite ihr stummes Gebet mit dem Gedanken, durch den ihr Band zur Göttin sich verfestigte und sie endlich zu einer wahren Prophetin wurde.
Mach mich zu deinem Werkzeug, Nyx. Bekämpfe mit meiner Hilfe die Finsternis und zeig uns deinen Weg.
Ihre Handfläche erwärmte sich, aber Aphrodite musste nicht in Kalona eindringen, um zu wissen, dass er fort war. Die Finsternis sagte es ihr – und mit einem Ruck erkannte sie, dass es sich nicht um irgendeine Finsternis, sondern
die
Finsternis handelte. Sie war etwas ganz Eigenes, eine gewaltige, mächtige und lebendige Wesenheit. Sie war überall. Sie schloss den gesamten Körper des Unsterblichen ein. Aphrodite stand ein sehr klares Bild eines Spinnennetzes vor Augen, gesponnen von einer unsichtbaren monströsen Spinne. Um jeden Zoll seines Körpers zogen sich die schwarzen Fäden, hielten ihn fest – liebkosten ihn –, umhüllten ihn in einer grausamen Parodie sicherer Verwahrung, denn es war offensichtlich, dass der Körper des Unsterblichen gefesselt war – ebenso offensichtlich wie die Tatsache, dass in diesem Körper gähnende Leere herrschte.
Aphrodite keuchte auf, zog rasch die Hand weg und rieb sie an ihrer Hose ab, als hätte das schwarze Netz sie verunreinigt. Ihre Knie gaben nach, und sie sackte gegen Darius.
»Da drin ist es genau wie in Zoey«, sagte sie, während der Krieger sie auf die Arme hob. Mit voller Absicht erwähnte sie nicht, dass Kalonas Leib sich sozusagen in einer Art Geiselhaft befand. »Er ist auch nicht mehr da.«
Zoey
» Z o, wach auf! Bitte. Wach auf und red mit mir.«
Die Stimme des Typen war nett. Schon bevor ich die Augen öffnete, wusste ich, dass er süß aussah. Dann öffnete ich die Augen und musste lächeln, weil ich definitiv ins Schwarze getroffen hatte. Er war, wie meine ABF Kayla sagen würde, »erste Sahne mit Zuckerguss«. Also – lecker! Auch wenn mir ein bisschen schummrig war, fühlte ich mich warm und glücklich. Mein Lächeln wurde zu einem Grinsen. »Ich bin wach. Wer bist du?«
»Zoey, mach keinen Scheiß. Das ist nicht witzig.« Der Typ sah mich finster an, und plötzlich wurde mir klar, dass ich auf seinem Schoß saß und er mich in den Armen hielt. Hastig setzte ich mich auf und rückte ein bisschen von ihm ab. Ich meine, klar war er supersüß und so, aber auf dem Schoß irgendeines Fremden zu sitzen war mir nun wirklich nicht besonders angenehm.
»Äh, das war nicht witzig gemeint.«
Sein niedliches Gesicht wurde starr und geschockt. »Zo, soll das heißen, du weißt echt nicht, wer ich bin?«
»Hey, pass mal auf. Du weißt, dass ich nicht weiß, wer du bist. Okay, ich weiß, du redest, als würdest du mich kennen, aber …« Verwirrt von all dem Weiß verstummte ich.
»Zoey, weißt du, wer
du
bist?«
Ich blinzelte. »Was für ’ne blöde Frage. Natürlich weiß ich, wer ich bin. Ich bin Zoey.« Gut, dass der Typ niedlich war, denn offenbar war er nicht das hellste Licht im Leuchter.
»Weißt du,
wo
du bist?« Sein Ton war vorsichtig, fast
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