House of Night 7. Verbrannt
Rauch bildete.
»Hör auf, Stark, du Vollidiot!« Plötzlich stand Aphrodite direkt vor ihm. Stark war klar, dass sie Zoeys Freundin war, aber hätte Darius ihn nicht mit schraubstockartigem Griff festgehalten, er hätte sie weggeschubst, um zu Neferet zu gelangen.
»Stark!«, donnerte Aphrodite ihn an. »Das hilft Zoey nicht!« Und dann tat das blonde Mädchen etwas, was nicht nur ihn, sondern seinem scharfen Einatmen nach auch Aphrodites Krieger völlig aus der Fassung brachte. Sie nahm sein Gesicht zwischen ihre zarten Hände und zwang ihn, ihr in die Augen zu sehen. Und dann flüsterte sie ihm etwas zu, was seinem Leben einen radikal neuen Kurs gab. »Ich weiß, wie wir Zoey helfen können.«
Während Starks Blick von Aphrodite festgehalten wurde, versprühte Neferet weiter ihr Gift. »Ihr seht, wie unbeherrscht er ist! Wer weiß, was dieser disziplinlose Knabe dem Körper meines Gefährten antun würde, wenn dieser hierbliebe!«
»Schwörst du das?«, flüsterte Stark Aphrodite eindringlich zu. »Kein Scheiß?«
Aphrodite hob eine blonde Braue. »Wenn du mich besser kennen würdest, wüsstest du, dass ich
nie Scheiß rede
, aber ja. Ich schwöre auf meinen neuen, ätzend verantwortungsvollen Titel als Prophetin, dass ich weiß, wie wir Zoey helfen können, aber dazu darf Neferet nicht in der Nähe sein. Kapiert?«
Stark nickte knapp und hörte auf, sich gegen Darius zu stemmen. Aphrodite nahm ihre Hände weg. Hochaufgerichtet, jeder Zoll eine Prophetin, drehte sie sich zu Neferet und dem Hohen Rat um. »Warum sind Sie alle so schnell bereit zu glauben, dass Zoey sterben wird?«
Es war Duantia, die zuerst das Wort ergriff. »Ihre Seele hat ihren Körper verlassen, und nicht nur, um eine Geistreise in die Anderwelt anzutreten, oder in vorübergehender Verschmelzung mit ihrer Göttin. Zoey ist zersplittert.«
Dann meldete sich ein Ratsmitglied, das bisher meist geschwiegen hatte, zu Wort. »Du musst begreifen, was das bedeutet, Prophetin. Zoeys Geist hat sich in der Anderwelt in seine Einzelteile aufgelöst. Vergangene Leben, einzelne Erinnerungen und Aspekte ihrer Persönlichkeit haben sich von ihr getrennt. Sie ist dabei, eine ›Caoinic Shi‹ zu werden, ein Ding, weder tot noch lebendig – gefangen in der Welt der Geister, doch ohne die Sicherheit eines eigenen Geistes.«
»Hey, also bitte! Könnten Sie vielleicht mal amerikanisch reden und nicht so ein verschwurbeltes antikes Europa-Kauderwelsch?« Eine Hand in die Hüfte gestemmt, wies Aphrodite mit dem Zeigefinger anklagend auf den gesamten Rat. »Hölle nochmal, ich will jetzt im Klartext ohne diesen ganzen Hokuspokus wissen, warum Sie Zoey schon abgeschrieben haben.«
Stark hörte, wie einige Ratsmitglieder bei Aphrodites schnoddrigen Worten scharf die Luft einsogen, und ihm entging nicht Neferets bedeutungsschwangerer ›Ich hab Euch doch gesagt, wie unbeherrscht die sind‹-Blick, den sie mit einigen von ihnen teilte, aber Thanatos antwortete ungerührt: »Was Aether damit sagen will, ist, dass die Schichten von Zoeys Geist, die sie zu der Zoey machen, die ihr kennt – ihre früheren Leben, ihre bisherigen Erfahrungen, ihre Persönlichkeit –, sich von ihr gelöst haben, und solange diese Schichten nicht in der angestammten Ordnung vereint sind, ist es ihrem Geist unmöglich, in der Anderwelt Ruhe zu finden oder hierher in ihren Körper zurückzukehren. Man könnte es mit einem schrecklichen Unfall vergleichen, bei dem die Schichten von Haut, Muskulatur und Knochen, die gewöhnlich das Herz schützen, vom Körper geschält wurden und so das lebenswichtige Organ nackt und schutzlos zurückbleibt. Was wäre die Folge, Aphrodite?«
Aphrodite schwieg, und Stark dachte, sie zögerte, weil sie sich scheute, die offensichtliche Antwort zu geben. Aber sie warf ihm einen Blick zu, und er war überrascht, welcher Triumph und welche Erregung in ihren Augen standen. »Wenn mein Herz keinen Schutz hätte, würde es aufhören zu schlagen. Also müssen wir Zoey einen Schutz geben.«
Schutz! Ich bin Zoeys Schutz!
Ein kleines, hoffnungsfrohes Beben durchlief ihn. »Ich bin ihr Schutz!«, sagte er schnell. »Mir ist egal, ob in dieser Welt oder in der nächsten. Wenn Sie mir zeigen können, wie ich dahin komme, wo sie ist, dann bin ich dort für sie da.«
»Das klingt tatsächlich logisch, Stark«, sagte Thanatos. »Aber deine Gaben sind die eines Kriegers, und das bedeutet, du verfügst über körperliche Talente, nicht über solche, die mit der
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