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House of Night 7. Verbrannt

House of Night 7. Verbrannt

Titel: House of Night 7. Verbrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
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flüsterte er.
    Er hörte, wie Stevie Rae aufkeuchte, und war sich fast sicher, dass sie seinen Namen rief. Dann teilte sich die Finsternis, und Rephaim bot sich ein Anblick, den er niemals vergessen würde, und sollte er auch so lange leben wie sein Vater.
    Stevie Rae stand genau in der Mitte des Kreises. Um ihre Beine wanden sich Stränge aus klebrigem schwarzen Rauch. Überall, wo sie sie berührten, bohrten sie sich in ihre Haut. Ihre Jeans waren zerrissen und hingen in Fetzen herunter. Aus den Schnitten und Rissen in ihrer Haut sickerte Blut. Während er hinsah, schwirrte ein weiterer Fühler aus der wabernden Finsternis auf sie zu und wickelte sich wie eine Peitschenschnur um ihre Taille. Sofort bildete sich eine feine Linie aus Blut. Stevie Rae stöhnte qualvoll auf, und ihr Kopf fiel nach vorn. Rephaim sah, wie ihre Augen blicklos wurden.
    In diesem Augenblick offenbarte sich die Bestie. Kaum erblickte Rephaim sie, da wusste er ohne jeden Zweifel, dass er der leibhaftig gewordenen Gestalt der Finsternis gegenüberstand. Sie schnaubte, ein grauenvoller, betäubender Laut. Geifer, Blut und Rauch trieften ihr aus dem Maul, ihre Hufe zerfleischten die Erde. Die Kreatur entstieg dem Ort, wo der Rauch am dicksten war, und stampfte auf Stevie Rae zu. Ihr Fell leuchtete wie fahles Mondlicht über einem Friedhof, während sie drohend über dem Mädchen aufragte. So gewaltig war das Wesen, dass es den massigen Kopf senken musste, um das Blut von ihrem Bauch zu lecken.
    Stevie Rae schrie auf, und ihrem Schrei folgte der von Rephaim: »Nein!«
    Der gigantische Stier hielt inne. Er drehte den Kopf dem Rabenspötter zu, und sein abgrundtiefer Blick fesselte den von Rephaim.
    »Diese Nacht wird zunehmend interessanter.«
Die Stimme grollte durch Rephaims Geist. Er kämpfte seine Angst nieder, als der Stier Witterung aufnahm und zwei Schritte auf ihn zukam, wobei der Boden bebte.
    »Du riechst nach Finsternis.«
    »Ja«, sagte Rephaim über sein entsetzlich pochendes Herz hinweg. »Ich lebe schon lange mit der Finsternis.«
    »Erstaunlich, dass ich dich dann nicht kenne.«
Der Stier beschnupperte ihn noch einmal.
»Deinen Vater jedoch kannte ich.«
    »Der Macht von meines Vaters Blut ist es zu verdanken, dass ich den Vorhang aus Finsternis teilen konnte und nun vor dir stehe.« Ohne die Augen von dem Stier zu wenden, war er sich vollkommen bewusst, dass Stevie Rae nur wenige Schritte von ihm entfernt stand, blutend und hilflos.
    »Tatsächlich? Ich glaube, du lügst, Vogelmann.«
    Obgleich sich der Tonfall der Stimme in seinem Geist nicht veränderte, spürte Rephaim, dass das Wesen erzürnt war.
    Er blieb ruhig und strich sich mit einem Finger etwas roten Nebelstaub von der Brust. Wie eine Opfergabe an den Stier hielt er die Hand hoch. »Dies hier ermöglichte es mir, den dunklen Vorhang des Kreises zu teilen, und die Macht hierüber besitze ich durch meinen von Geburt rechtmäßigen Anteil an meines Vaters unsterblichem Blut.«
    »Es ist wahr, dass durch deine Adern das Blut der Unsterblichen fließt. Doch die Macht, die in deinem Körper fließt und die meinen Schleier teilte, wurde von mir verliehen.«
    Über Rephaims Rücken lief ein Schauer der Furcht. Sehr bedächtig neigte er respektvoll und bestätigend den Kopf. »Dann danke ich dir, obgleich es nicht deine Macht war, die ich anrief. Ich habe allein die Macht meines Vaters beschworen, da ich nur über sie rechtmäßig gebiete.«
    »Ich höre, dass du die Wahrheit sprichst, Sohn des Kalona, doch wozu hast du die Macht der Unsterblichen angerufen? Um hierherzugelangen und meinen Kreis zu betreten? Welche Angelegenheiten haben du oder dein Vater heute Nacht mit der Finsternis zu besprechen?«
    Rephaim stand völlig reglos, aber seine Gedanken rasten. Bis zu diesem Augenblick in seinem Leben hatte er stets Kraft aus der Verbindung von unsterblichem Erbe in seinem Blut und der Schläue des Raben geschöpft, die beide an seiner Entstehung beteiligt gewesen waren. Doch in dieser Nacht, im Angesicht der Finsternis selbst, angefüllt mit einer Macht, die nicht ihm gehörte, erkannte er plötzlich: Auch wenn es der Kraft dieses Wesens zu verdanken war, dass er überhaupt hier stand, würde er Stevie Rae nicht retten können, indem er sich der Finsternis bediente, sei es der des Stiers oder der seines Vaters; und auch die Instinkte des Raben eigneten sich nicht dazu, die Bestie zu bekriegen, die vor ihm stand. Wer die Inkarnation der Finsternis besiegen wollte, durfte nicht

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