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House of Night 7. Verbrannt

House of Night 7. Verbrannt

Titel: House of Night 7. Verbrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
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Zunge des Stiers mit weißglühendem Schmerz die Wunde an seinem Knöchel berührte, erkannte Rephaim, dass Stevie Rae gar nicht vorhatte näherzukriechen. Auf Händen und Knien wie eine Krabbe kauerte sie da, im Kontakt mit der Erde. Ihre Arme zitterten, und sie blutete überall, aber ihr Gesicht bekam allmählich wieder etwas Farbe.
Sie schöpft Kraft aus der Erde
, begriff er unendlich erleichtert. So würde sie bald in der Lage sein, aus dem Kreis zu fliehen und sich in Sicherheit zu bringen.
    Da ergoss sich das Miasma des Atems des Stiers über Rephaim.
»Ich hatte vergessen, wie süß das Blut der Unsterblichen ist. Im Blut der Vampyrin war nur ein Hauch davon. Ich glaube, ich werde lange von dir trinken, Sohn des Kalona. Heute Nacht hast du dir in der Tat die Macht der Finsternis ausgeborgt, also ist deine Schuld eine größere als die ihre.«
    Rephaim vermied es, die Kreatur anzusehen. Sein Körper wurde, immer noch gefesselt von den schneidenden Strängen, angehoben und gedreht, so dass seine Wange auf der Erde zu liegen kam. Er hielt den Blick stur auf Stevie Rae gerichtet, während der Stier über ihm stand und aus der Wunde an seinen Flügelansätzen trank.
    In seinem Körper herrschte Agonie, wie er sie noch nie zuvor erlebt hatte. Er verbat es sich zu schreien, sich vor Qual aufzubäumen. Aber er konnte nicht anders. Einzig Stevie Raes Augen hielten ihn bei Bewusstsein, während die Finsternis von ihm trank, ihn wieder und wieder bedrängte und verwundete.
    Als Stevie Rae aufstand, glaubte Rephaim zu halluzinieren, weil sie so stark und mächtig und so unsäglich zornig aussah. Sie hielt etwas in der Hand – ein langes geflochtenes Büschel, aus dem Rauch aufstieg.
    »Es hat einmal funktioniert, es wird auch ein zweites Mal funktionieren!«
    Ihre Stimme schien wie aus weiter Ferne zu kommen, aber auch sie klang kraftvoll. Rephaim fragte sich, warum der Stier nicht aufmerksam wurde und etwas gegen sie unternahm, aber das lustvolle Stöhnen der Bestie und der gleißende Schmerz in seinem Rücken beantworteten seine Frage. Der Stier betrachtete Stevie Rae nicht als Bedrohung, er war ganz damit beschäftigt, im berauschenden Blut der Unsterblichkeit zu schwelgen.
Soll er weiter von mir trinken, solange sie nur entkommt
, betete Rephaim stumm zu allen Göttern, die vielleicht geneigt waren, ihn zu erhören.
    »Mein Kreis ist ungebrochen«, sagte Stevie Rae klar und entschlossen. »Rephaim und dieser eklige Stier sind auf meinen Befehl hin gekommen. Also befehle ich nochmal. Mit der Macht der Erde bitte ich den
anderen
Stier her, denjenigen, der mit diesem hier kämpft. Und ich zahl jeden Preis, egal was, solange er dieses Ding dazu bringt, meinen Rabenspötter loszulassen!«
    Rephaim fühlte, wie das Wesen über ihm im Trinken innehielt. Vor Stevie Rae durchbohrte ein heller Lichtstrahl die neblige Dunkelheit. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, und – oh Wunder – sie begann zu lachen.
    »Ja!«, rief sie glücklich. »Ich zahle deinen Preis. Mann, bist du schwarz und wunderschön!«
    Der weiße Stier über ihm schnaubte drohend. Aus der Finsternis um Rephaim lösten sich Tentakel und glitten auf Stevie Rae zu. Er öffnete den Schnabel, um ihr eine Warnung zuzurufen, aber Stevie Rae trat genau in den Lichtstrahl. Ein Donnerschlag ertönte, und noch einmal wurde das Licht blendend hell. Mitten aus der gleißenden Explosion trat ein gewaltiger Stier, so schwarz, wie der andere weiß war. Doch die Schwärze dieses Wesens war nicht die der tintigen Schatten, die vor ihm zurückwichen. Sein Fell hatte die Farbe eines Mitternachtshimmels, über dem das Glitzern diamantener Sterne liegt – tief und geheimnisvoll und wunderschön.
    Einen Augenblick lang traf sich der Blick des schwarzen Stiers mit dem von Rephaim, und der Rabenspötter keuchte auf. Noch niemals hatte er solche Güte erblickt; er hatte nicht geahnt, dass solche Güte überhaupt existierte.
    »Lass sie nicht die falsche Wahl getroffen haben.«
Die neue Stimme in seinem Geist war so tief wie die des ersten Stiers, doch voller Mitgefühl.
»Denn ob du dessen wert bist oder nicht, sie hat den Preis gezahlt.«
    Der schwarze Stier senkte den Kopf und donnerte auf den weißen zu. Als sie genau über Rephaims Körper aufeinanderprallten, gab es einen ohrenbetäubenden Knall – und darauf folgte eine ebenso ohrenbetäubende Stille.
    Die Rauchschwaden schmolzen dahin wie Tau in der Sommersonne. Stevie Rae war wieder auf die Knie gesunken und

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