House of Night 7. Verbrannt
sich längst nicht mehr so schwach wie noch vor ein paar Minuten. In ihr schien es fast zu summen, als ob ihr Blut total kräftig in alle Winkel ihres Körpers gepumpt würde.
Das ist Rephaims Blut – das bisschen, was ich von ihm im Körper trage, zieht Kraft aus dem Menschenblut und stärkt mich.
»Stevie Rae, mir scheint, du bist wach und aufnahmefähig«, sagte Lenobia. Stevie Rae wandte ihre Aufmerksamkeit wieder der Außenwelt zu und sah, wie die Pferdeherrin sie intensiv musterte.
»Ja, ich fühl mich definitiv besser, und ich brauch jetzt das Telefon. Kramisha, gibst du mir –«
»Zuerst säubere ich diese Wunden, und ich kann dir versprechen, dass du währenddessen nicht in der Lage sein wirst zu telefonieren«, sagte Sapphire in (fand Stevie Rae) viel zu selbstzufriedenem Ton.
»Dann lassen Sie mich erst Aphrodite anrufen, bevor Sie mich fertigmachen. Kramisha, hol dein verflixtes Handy aus deiner Monsterhandtasche.«
»Oh nein, das hier ist wichtiger«, knurrte Sapphire. »Deine Wunden sind schwerwiegend. Du bist von den Fußknöcheln bis zur Taille zerschnitten. Die Schnitte müssen gereinigt, manche auch genäht werden. Und du musst noch mehr Blut trinken. Tatsächlich wäre es am besten, wenn wir einen der menschlichen Freiwilligen herbestellen würden, damit du direkt von ihm trinken kannst – das wäre sehr vorteilhaft für den Heilungsprozess.«
»Freiwillige? Menschen?«, keuchte Stevie Rae.
So was
gab es im House of Night?
»Sei nicht so naiv«, war alles, was Sapphire dazu sagte.
»Ich trink nich von irgendeinem Fremden!«, Stevie Rae reagierte heftiger, als sie beabsichtigt hatte, was ihr erstaunte Blicke von Lenobia und Sapphire einbrachte. »Ich meine – also, ich komm super mit den Blutbeuteln klar. Ich kann mir überhaupt nich vorstellen, von jemandem zu trinken, den ich nich kenn, vor allem so kurz nach, also …« Sie brach ab. Die drei würden denken, sie spräche von der kürzlich gebrochenen Prägung mit Aphrodite.
Aber das war lächerlich. Sie dachte nicht an Aphrodite.
Sie dachte an das einzige Wesen, von dem sie hätte trinken wollen – von dem sie sich sehnlich zu trinken wünschte: Rephaim.
»Dein Blut riecht nicht normal«, sagte Lenobia.
Stevie Raes Denken klärte sich, und sie sah Lenobia an. »Nich normal? Was meinen Sie damit?«
»Etwas daran ist seltsam«, bestätigte Sapphire, während sie die tiefen Schnitte mit den alkoholgetränkten Tupfern zu säubern begann, die Kramisha ihr reichte.
Bei dem Schmerz sog Stevie Rae scharf die Luft ein. Durch zusammengebissene Zähne sagte sie: »Ich bin ’n roter Vampyr. Mein Blut ist anders als Ihres.«
»Nee, haben beide recht. Riecht dein Blut komisch«, sagte Kramisha mit gerümpfter Nase und wandte den Blick von den Wunden ab.
Stevie Rae suchte hastig nach einer Ausrede. »Das liegt daran, dass er von mir getrunken hat.«
»Wer? Der Rabenspötter?«, fragte Lenobia.
»Nein!«, rief Stevie Rae entrüstet. »Das versuch ich doch schon die ganze Zeit Dallas klarzumachen – der Rabenspötter hat mir nichts getan. Er war genauso ein Opfer wie ich.«
»Was genau ist da draußen geschehen, Stevie Rae?« fragte Lenobia mit Nachdruck.
Sie holte tief Luft und erzählte – im Großen und Ganzen war es sogar die Wahrheit.
»Ich bin in den Park gegangen, weil ich versuchen wollte, von der Erde Infos zu kriegen, die Zoey vielleicht helfen können, weil Aphrodite mich darum gebeten hat. Da gibt’s so ’nen uralten Vampyrglauben, was Kriegermäßiges, was heute total unmodern ist, von dem sie denkt, es könnte Stark einen Weg zu Zoey in die Anderwelt ermöglichen.«
»Aber ohne zu sterben kann Stark die Anderwelt nicht betreten«, sagte Lenobia verwundert.
»Ja, das sagen alle, aber vor kurzem sind Aphrodite und ich auf dieses uralte Zeug gestoßen, womit er’s vielleicht auch lebendig schafft. Die Hauptsache in dieser Religion, oder wie man’s auch nennen soll, sind zwei Kühe – ich mein Stiere. Ein weißer und ein schwarzer.« Bei der Erinnerung überlief Stevie Rae ein Schauder. »Die dumme Nuss hat nur vergessen, mir zu erzählen, dass der verflixte
weiße
Stier der Böse ist und der
schwarze
der Gute, und da hab ich aus Versehen den falschen beschworen.«
Lenobia wurde so bleich, dass ihr Gesicht fast durchsichtig wirkte. »Göttin! Du hast die Finsternis heraufbeschworen?«
»Sie kennen sich da aus?«
Wie unbewusst griff Lenobia sich in den Nacken. »Ich habe ein wenig Erfahrung mit der
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