House of Night 7. Verbrannt
diese Insel bringt.
Entschlossen, ohne das geringste Lächeln, führte Stark sie über die Brücke, bis sie einen imposanten, schneeweißen Torbogen von ätherischer Schönheit erreichten. Das Fackellicht brach sich auf zahllosen silbernen Adern in dem Stein, von dem Stark sicher war, dass es nur kostbarer Marmor sein konnte, und der ganze Torbogen funkelte verführerisch.
Aphrodite wandte sich davon ab. »Oh, Mist nochmal, ich kann kaum hinsehen! Dabei liebe ich normalerweise alles, was glitzert.«
»Das gehört auch zu dem Zauber.« In Darius’ Stimme war die Anspannung deutlich zu hören. »Er soll abwehrend wirken.«
»Abwehrend?« Aphrodite schielte zu dem Torbogen, erschauerte und sah schnell wieder weg. »Ich würde eher ›gemeingefährlich‹ vorschlagen.«
»Auch dagegen bist du gefeit, oder?«, fragte Darius Stark.
Er zuckte mit den Schultern. »Er ist beeindruckend und war sicher teuer, aber ich fühl mich nicht komisch, wenn ich ihn anschaue.« Er trat näher und betrachtete den Torbogen genauer. »Hm, gibt’s eine Klingel oder so? Oder eine Sprechanlage, oder muss man rufen, damit jemand kommt?«
»Ha Gaelic akiv?«
Die körperlose Männerstimme schien aus dem Stein selbst zu kommen, als wäre das Tor lebendig. Stark spähte verwirrt ins Dunkel. »So muss es wohl die engelsche Sprache sein«, fuhr die Stimme fort. »’s war genug, dass ihr ungebeten hereinschneit, um mich zu rufen.«
»Ich muss mit Sgiach reden. Es geht um Leben und Tod«, erklärte Stark.
»Sgiach hat nichts mit läpp’schen Wichten zu schaffen, und ging’s auch um Leben und Tod.«
Die Stimme schien nähergekommen zu sein. Der schottische Akzent darin war schon fast ein Grollen.
»Was zum Teufel ist ein läpp’scher Wicht?«, flüsterte Aphrodite.
»Pssst«, warnte Stark. Zu der körperlosen Stimme sagte er: »Zoey ist kein kleines Mädchen. Sie ist eine Hohepriesterin, und sie braucht Hilfe.«
Da trat ein Mann aus dem Schatten. Er trug einen Kilt in erdfarbenen Tönen, der aber keinem derer glich, die sie auf ihrer eiligen Reise durch die Highlands gesehen hatten. Dieser bestand aus viel mehr Stoff und war alles andere als geschniegelt und gebügelt. Der Vampyr trug dazu auch kein Rüschenhemd und Tweedjackett; sein muskulöser Oberkörper und die Arme waren nackt bis auf eine beschlagene Lederweste und lederne Armschützer. An seinem Gürtel blitzte der Griff eines Langmessers. Außer einem Streifen kurzer Haare entlang dem Scheitel war er kahlrasiert. In einem Ohr prangten zwei goldene Ohrringe. Im Fackellicht schimmerte sein goldener Armreif, der ihn als Clanführer auswies. Im Gegensatz zu seinem gestählten Körper war sein Gesicht von tiefen Furchen durchzogen, und sein kurzgeschorener Bart war schneeweiß. Seine Tattoos stellten Greife dar, deren Klauen drohend über seine Wangenknochen ausgefahren waren. Starks erster und umfassender Eindruck war der eines Kriegers, der eine Feuersbrunst durchqueren könnte und nicht nur unverletzt, sondern siegreich daraus hervorgehen würde.
»Hohepriesterin? Dies Kind nenn’ ich Jungvampyr.«
»Zoey ist keine gewöhnliche Jungvampyrin«, sagte Stark schnell, voller Angst, der Typ, der aussah wie einer urtümlichen Welt entsprungen, könnte sich jede Sekunde auflösen und in die Vergangenheit entschwinden. »Bis vor zwei Tagen hatte sie noch das volle Tattoo einer Vampyrin plus weitere Tattoos über fast den ganzen Körper. Und sie war affin zu allen fünf Elementen.«
Der abschätzende Blick der blauen Augen des Mannes blieb auf Stark haften, ohne auch nur eine Sekunde zu Darius und Aphrodite zu gleiten.
»Na, heut seh ich da nur eine totenstille Jungvampyrin.«
»Vor zwei Tagen ist ihre Seele im Kampf gegen einen gefallenen Unsterblichen zerborsten. Als das passierte, sind ihre Tattoos verschwunden.«
»Ei, so wird sie wohl sterben.« Der Vampyr machte eine wegwerfende Handbewegung und wollte sich umdrehen.
»Nein!«, rief Stark und trat vor.
»Stad anis!«
, befahl der Krieger, wirbelte mit anderweltlicher Geschwindigkeit herum und sprang nach vorn, genau unter den Torbogen, Stark in den Weg. »Bist du tumb oder gar närrisch, Bursche? Nicht erlaubt ist dir, die Eilean nan Sgiath, die Insel der Frauen, zu betreten. Versuch’s, und du bist verloren, also lass die Torheiten!«
Stark, der nur wenige Zentimeter vor dem bedrohlichen Vampyr stand, wich nicht von der Stelle und sah ihm geradewegs in die Augen. »Ich bin nicht dumm oder verrückt. Ich bin Zoeys
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