Hover Car Racer 01 - Auf Crashkurs
kurzen Moment sah er seinen Vater vor dem Fenster zusammengesunken, unrasiert und mit zerknitterter Kleidung in einem Sessel sitzen. Dieselben Sachen hatte er am Renntag getragen.
Sein Vater war keinen Moment von seinem Bett gewichen.
Jason schlief wieder ein.
Dann setzten die Albträume ein. Alle drehten sich um Unfälle.
Er stieß mit den Eingangssäulen eines Bergtunnels zusammen.
Er prallte in der Nähe der Rennschule gegen eine Klippe.
Am schlimmsten aber war der Traum, der sich am häufigsten wiederholte - das Wasser des Canal Grande raste ihm entgegen, sein Wagen war außer Kontrolle geraten, die Steuerung reagierte nicht mehr.
Und wie bei all den anderen Albträumen riss er den Bruchteil einer Sekunde vor dem Aufprall die Augen auf und stellte fest, dass er keuchend und schweißnass im Bett lag. Irgendwann erwachte Jason vom Sonnenschein, der ihm in die Augen fiel.
Als Erstes sah er seinen Vater, der ihn vom Sessel aus anlächelte. »Hallo, mein Sohn.« »Hi, Dad.« Jasons Kehle war ausgedörrt. Blinzelnd setzte er sich auf. »Wie lange war ich bewusstlos?«
»Fast zwei Tage«, sagte Henry Chaser mit Blick auf seine Armbanduhr.
»Zwei Tage ... «
»Ganz Italien wartet auf die Nachricht, dass du wieder okay bist. Du bist ein Held, denn du hast deinem Bruder das Leben gerettet - während ein steuerloser Hovercar direkt auf dich zugerast ist. Ich bin sehr stolz auf dich, mein Sohn. Du hättest dich in Sicherheit bringen können, aber das hast du nicht getan. Du hast deinen Bruder nicht im Stich gelassen.«
Henry umarmte Jason. Drückte ihn mit aller Kraft an sich. »Guter Junge.«
Eine halbe Stunde später stürzten Martha Chaser und der Bug ins Krankenzimmer, gefolgt von Sally McDuff und Scott Syracuse.
Martha schloss Jason ungestüm in die Arme. Der Bug tat es ihr nach und flüsterte seinem Bruder etwas ins Ohr.
»Kein Problem, Buddy«, erwiderte Jason. »Du hättest mich auch nicht im Stich gelassen.«
Sally sagte: »Okay, du Held, wenn du verlierst, dann mit Stil. Wolltest wohl unbedingt mit 'nem großen Paukenschlag abtreten, hab ich recht? Obwohl ich sagen muss, dass die Berichte über deinen Tod maßlos übertrieben sind.«
Sie reichte ihm eine Ausgabe der Tageszeitung Corriere Deila Sera, deren Schlagzeile lautete: » D ER T OD D ES J ASON C HASER «. Illustriert war der Artikel mit einem Motion Photo des Argonaut II, als der gerade von Kamiko Idekis Yamaha gerammt wurde und in Flammen aufging.
»Der Corriere Deila Sera hat offenbar zwei Ausgaben für heute vorbereitet - eine, in der du am Leben bist, und eine, in der du tot bist - und versehentlich tausend Stück der falschen Ausgabe gedruckt«, erklärte Sally. »Ich finde, das solltest du dir einrahmen.« Jason lachte gedämpft.
»Wie hat Mr. Lombardi das alles aufgenommen?«, fragte er.
»Zunächst dachte er natürlich, du wärst am Steuer seines Wagens ums Leben gekommen. Aber dann hat man ihm gesagt, du würdest wieder gesund -«
»WO STECKT ER?«, dröhnte auf dem Gang eine laute Stimme.
Umberto Lombardi betrat mit geweiteten Augen das Zimmer. »Wo steckt der junge Mann, der meinen Wagen zerstört hat}«
Jason sank ins Kissen zurück - unsicher, ob Lombardis Zorn gespielt oder echt war. Lombardi blieb vor ihm stehen ... dann machte seine zornige Miene auf einmal einem breiten, schalkhaften Grinsen Platz. »Signor Chaser, ich würde wirklich gern wissen, wie es sich anfühlt, einen Dreißig-Millionen-Dollar-Ferrari zu zerstören!«
»Tut mir leid, Mr. Lombardi!«
»Ach was! Vergessen Sie's. Der Wagen war versichert - und es macht mir Spaß,
Versicherungsgesellschaften auf große Zahlungen zu verklagen. Ich habe weiß Gott schon genug Prämien bezahlt. Aber Sie, mein Junge, Sie sind ein Held Und deshalb bin ich jemand, der Helden beschäftigt. Ich hoffe nur, es macht Ihnen nichts aus, wenn von Ihrem Heiligenschein auch ein wenig Licht auf mich abfällt!«
»Meinetwegen können Sie alles haben, Sir. Ich trauere immer noch um den Wagen.« »Daran sollten Sie nicht mal denken«, meinte Lombardi freundlich. »Ferraris kommen und gehen, aber junge Männer wie Sie« - er zwinkerte - »sind eine Seltenheit.«
Jason aber konnte nicht aufhören, an den Unfall zu denken.
Die Sache ließ ihm einfach keine Ruhe.
Sobald er sich ein wenig erholt hatte, bat er um eine Videoaufzeichnung der Schlussphase des Rennens und schaute sich immer wieder den Unfall an.
Er sah, wie sein Wagen Trouveaus Renault überholte und auf die 5. Position
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