Hover Car Racer 01 - Auf Crashkurs
hatten; die Burschen, die bei dem wundervollen Schaurennen Fabian ein Schnippchen geschlagen hatten -, waren tot.
Ums Leben gekommen in einem spektakulären Flammeninferno.
Henry und Martha Chaser, die den Zieleinlauf von einer Hovertribüne aus beobachtet hatten, standen unter Schock.
Sie konnten sich nicht bewegen, bekamen keine Luft mehr, vermochten den Blick nicht von der riesigen Rauchwolke über dem Kanal abzuwenden - von der Rauchwolke, in der ihre beiden Söhne aufgegangen waren.
»O nein«, flüsterte Martha. »Lieber Gott, nein!«
Henry murmelte nur: »Mach schon, Jason, sag mir, daß du's geschafft hast ... Bitte sag mir, dass du der Katastrophe entkommen bist...«
Doch nichts geschah. Rettungsfahrzeuge legten unter Sirenengeheul vom Ufer ab.
Als sie die Rauchwolke erreichten, erschienen zwanzig Meter von der großen schwarzen Rauchwolke entfernt plötzlich zwei kleine Gestalten an der Wasseroberfläche.
Jason und der Bug!
Henry und Martha sprangen von den Sitzen. Die eben noch totenstillen Zuschauer brüllten vor Erleichterung.
Die Rettungsfahrzeuge hielten pfeilgerade auf die beiden Jungs zu, die auf dem Wasser schwammen. Sämtliche Fernsehkameras im Umkreis zoomten an den Ort des Geschehens heran - doch aus der Nähe betrachtet, nahm die Szene plötzlich einen erschreckenden Charakter an.
Während der Bug hektisch winkte, rührte sich Jason nicht.
Dreißig Sekunden vorher:
Der Argonaut II schwimmt am Ende des Canal Grande, hundert Meter vor der Ziellinie, auf dem Wasser. Die Unterseite zeigt nach oben. Jason taucht auf und sieht, dass Kamiko Idekis Yamaha direkt auf ihn zuhält. Er hält die Luft an und taucht erneut, um den Bug zu retten. Vier Sekunden später prallt Idekis Yamaha mit voller Wucht gegen den Argonaut II. Wumm.
Aus Unterwassersicht stellt sich alles ganz anders dar. Die Ereignisse überschlagen sich.
Jason sieht, dass der Sicherheitsgurt des Bug klemmt. Er lässt sich nicht mehr rechtzeitig lösen - auf keinen Fall reicht die Zeit aus, um noch vor dem drohenden Zusammenstoß die Gefahrenzone zu verlassen.
Also greift Jason in den verbleibenden vier Sekunden zu der einzigen Möglichkeit, die ihm einfällt.
Mit gespreizten Beinen platziert er sich unter dem auf dem Kopf stehenden Sitz, setzt sich seinem gefangenen Bruder praktisch auf den Schoß und betätigt den Auslöser des Schleudersitzes.
Schuuuuuuuumm!
Eine Blasenspur rast raketenschnell in die Tiefe - denn der Sitz des Bugs wird nicht nach oben katapultiert, sondern hinab ins blaugrüne Kanalwasser -, und zwar einen Sekundenbruchteil bevor der Argonaut II vom Kamikaze getroffen wird und in einer Gischtwolke explodiert.
Das Wasser bremst den Schleudersitz ab und fängt die beiden Jungs in dreißig Meter Tiefe ab.
Der Bug schreit noch immer und stößt Luftblasen aus.
Die ganze Zeit über hält Jason die Gürtelschnalle umklammert, und auf einmal - Schnapp! - öffnet sie sich.
Der Bug befreit sich vom Gurt - und sieht, dass Jason sich nicht mehr bewegt. Er packt Jason und schwimmt, befeuert vom Adrenalin, nach oben. Er kann nicht wissen, dass die Lungen seines Bruders mit Wasser gefüllt sind - das ihm bei der rasanten Abwärtsfahrt in die blaue Tiefe in den offenen Mund geströmt ist.
Gemeinsam tauchen sie an die Wasseroberfläche, und der Bug beginnt hektisch zu winken, versucht jemanden, irgend-jemanden, herbeizurufen, damit man sich um seinen bewusstlosen Bruder kümmert - um den Bruder, der sein Leben riskiert hat, um ihn zu retten.
Jason träumte.
Zwischendurch jagten immer wieder flüchtige Eindrücke durch seinen Geist:
Er wurde an Bord eines Hubschraubers gehoben - laute Stimmen - jemand drückte rhythmisch auf seine Brust - er flog über Venedig hinweg, Sonnenschein fiel ihm in die Augen, und dann hustete er unvermittelt, spuckte Wasser, hustete das Wasser aus seinen Lungen aus ... er atmete, holte Luft und atmete wieder aus, wundervoll tiefe Atemzüge ... und schlief schlagartig ein.
Stimmen in seinem Traum:
»Er wird wieder gesund, Mr. Chaser«, sagte eine ruhige Männerstimme. »Er schläft nur. Sie können ins Hotel zurückfahren. Wir rufen Sie an, sobald er wieder bei Bewusstsein ist.«
»Bis mein Sohn nicht aufgewacht ist, fahre ich nirgendwo hin«, erwiderte Henry Chasers Stimme.
Irgendwann kam Jason kurz zu sich und nahm wahr, dass er, bekleidet mit einem Pyjama, im Bett lag. Es war ein Krankenhausbett, und es war tief in der Nacht - Mondlicht fiel durch das nahe Fenster.
In diesem
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