How to be really bad (German Edition)
geh dann schon mal rein und warte dort auf meine Freundinnen.»
Langsam erwachten meine Lebensgeister wieder.
«Nein, Greta, auf keinen Fall. Du wartest nicht. Du lässt sie warten. Du kommst etwas später. Zehn nach drei ist okay. Bis dahin sind sie nur etwas nervös, aber noch nicht sauer.»
«Interessante Strategie», kommentierte Sam. «Wie sieht’s aus, Lilith? Ich hab jetzt bereits Zeit. Könnten wir gleich miteinander reden?»
Wie es aussah? Bei mir?
Hach, bei mir sah es so aus, dass ich am liebsten sofort in ein anderes Universum verschwunden wäre. Und mit der gleichen Intensität wollte ich auf keinen Fall von Sams Seite weichen. Was war bloß los?
Ein klitzekleiner Teil meines Hirns schien noch zu funktionieren. Er übernahm die Regie: «Ich hab jetzt noch zu tun. Wir hatten gesagt, wir treffen uns um vier Uhr. Und dabei bleibt es.»
«Okay. Bestehst du auch auf dem Treffpunkt vor der Bäckerei? Falls nicht, könnten wir uns auch woanders treffen.»
«Was ist deine Alternative zur Bäckerei?»
«Asia Teehaus.»
«Oh, das ist super dort», rief Greta. «Da war ich auch schon mal. Mit meiner Mutter.»
Na ja. Das war nun wirklich eine Referenz für das Asia Teehaus. Aber okay.
Greta wollte nett sein: «Hör mal, Lilith, du musst nicht mit mir mitkommen. Geh ruhig. Ich schaff das auch alleine.»
Aber ich nicht. Ich schaff das nicht, dachte ich jammernd.
Seit wann jammere ich? Und das noch in Gedanken!
Schluss jetzt! Ich bin die Tochter des Teufels! Mich schreckt nichts, nichts macht mich nervös!
Ich richtete mich auf.
«Okay, wenn du meinst», sagte ich und achtete drauf, völlig lässig zu wirken.
«Ich begleite euch, ich hab ja noch etwas Zeit.»
«Wohin?»
«Na, ins Asia Teehaus. Wenn du nicht mit mir kommst, hast du doch jetzt schon Zeit. Und ich hab noch mindestens ’ne Viertelstunde, wenn ich deinen Rat befolge.»
Sam sah mich an. «Genehmigt?»
«Was? Was soll das denn bedeuten?»
«Ich wollte mich nur erkundigen, ob es für dich in Ordnung ist, dass wir A: jetzt schon und B: überhaupt ins Teehaus gehen.»
«Und wieso?»
Sam lachte. «Ich weiß nicht, ob es dir bereits aufgefallen ist, aber du kannst sehr ärgerlich werden, wenn etwas nicht so läuft, wie du es geplant hast.»
Sam grinste, seine Augen blitzten.
Ich seufzte.
Wir gingen los.
Ich sah ihn von der Seite an. Wenn er zu mir blickte, drehte ich rasch den Kopf weg, und wenn er wieder woanders hinsah, schaute ich ihn an. Merkwürdiges Spiel. Wenn sich unsere Blicke trafen, wurde ich kribbelig.
Gut, dass Greta mitgekommen war, so ruhte Sams Aufmerksamkeit nicht komplett auf mir, und ich konnte mich darauf konzentrieren, meinen Herzschlag und meinen Atemrhythmus unter Kontrolle zu bringen.
«Du interessierst dich für Tee?», wandte Sam sich an Greta.
«Ja. Ich darf keinen Kaffee trinken.»
Er erzählte Greta von verschiedenen asiatischen Teesorten, ihren Anbaugebieten, den Erntemethoden und der Weiterverarbeitung. Schließlich hielt er sogar noch eine kleine Abhandlung über die Geschichte des Tees, was nahtlos zum Britischen Imperium führte. Blablabla, der hörte sich wohl gerne reden. Ich schaltete schon nach dem Satz ab: «Tee ist ein Getränk, das Imperien aufgebaut und auch zerstört hat.»
Als wir an einem Buchladen vorbeiliefen, meinte Sam: «Ich muss ganz kurz hier rein. Dauert nur eine Sekunde, bin sofort zurück.»
Ich weiß nicht, warum Leute sagen, etwas würde nur eine Sekunde dauern. Stimmte doch nie, aber egal.
Als er verschwunden war, fragte mich Greta flüsternd: «War das der Junge, der dich gestern angerufen hat?»
«Ja.»
«Unglaublich! Du bist einen Tag hier und hast schon ein Date.»
«Das ist kein Date.»
«Bist du in ihn verliebt?»
Ich sah sie völlig entgeistert an. «Wie bitte? Ich? Verliebt? Nee, wirklich nicht! Das ist ein guter Witz!»
«Sicher?»
«Ganz sicher.»
«Du verhältst dich so merkwürdig.»
«Sam macht mich nervös, das ist alles.»
«Nervosität ist auch ein Zeichen von Verliebtheit.»
Ich schüttelte den Kopf. «Nicht in meinem Fall.»
In unserem System ist Liebe gar nicht vorgesehen. Wir verlieben uns nicht.
Ich sah Greta lachend an.
Sie glaubte mir nicht.
Also wiederholte ich es noch einmal: «Greta, glaube mir, ich bin nicht verliebt, weil das gar nicht sein kann.»
Sie lächelte wissend zurück. «Ich weiß gar nicht, wieso du dich so dagegen sträubst. Es ist doch toll, verliebt zu sein.»
Ach, diese menschliche Romantik.
«Was bitte soll
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