How to be really bad (German Edition)
daran toll sein?»
«Alles. Du hast immer gute Laune, könntest die ganze Welt umarmen, würdest am liebsten den ganzen Tag lang hüpfen und singen, du hast vor nichts mehr Angst, fühlst dich unbesiegbar und bist einfach unbeschreiblich glücklich.»
Das war bei mir definitiv nicht der Fall. Puh! Erleichterung!
Allein die Vorstellung, dass die Leute durch die Gegend hüpften, dabei sangen und sich ständig gegenseitig umarmten, sollte doch ein ausreichender Grund sein, Liebe schlicht und ergreifend zu verbieten, oder? Nein, ernsthaft, stellt es euch vor. Na bitte. Kein schönes Bild!
Ich versuchte, Greta sanft die reale Seite von Liebe zu erläutern: «Greta, Liebe ist ein irrationales Gefühl, das deine Denk- und Entscheidungsfähigkeit extrem beeinträchtigt. Es führt zu nichts. Na ja, zu Herzschmerz und Gejammer, zu Verzweiflung und Tränen. Es lenkt dich von deinen eigentlichen Aufgaben ab, bringt dein Leben durcheinander. Wir sind gegen Liebe immun, und das ist gut so.»
«Wer wir ?»
«Oh. Ähm … wir in Nebraska.»
«In Nebraska wohnen wirklich sehr merkwürdige Leute.»
Ich ließ es gut sein. Sie würde es nicht verstehen.
Sam kam aus dem Laden heraus und drückte mir eine Tüte in die Hand. Ein kleines Buch befand sich darin: «Die Geschichte des Tees».
Ich sah ihn fragend an.
«Ich hatte das Gefühl, das Thema interessiert dich brennend.»
«Echt? Da täuschst du dich aber gewaltig.»
«Ich weiß, hab ich mitgekriegt.» Er grinste. «Aber ich dachte, das lag vielleicht an mir. Die Sache mit dem Tee ist echt interessant.»
Da ich nicht wusste, wie ich reagieren sollte, stöhnte ich einfach nur genervt auf. Passt immer.
Greta sah auf die Uhr. «Ich muss jetzt los, damit ich pünktlich zu spät bin. Tschüs, bis später. Wir treffen uns an der Bushaltestelle, Lilith? Halb sechs?»
Ich nickte.
Sam hielt mir die Eingangstür des Teehauses auf.
Ich blieb stehen.
«Also, der Plan sah vor, dass wir jetzt hier reingehen und gemeinsam Tee trinken.»
Ich zuckte die Schultern, versuchte meinen Beinen den Befehl zu geben, sich zu bewegen, aber sie gehorchten nicht.
«Du siehst nicht sehr erfreut aus.»
«Bin ich auch nicht.»
«Okay, Lilith, ich mach dir einen Vorschlag: Wir ignorieren einfach die letzte Viertelstunde und tun nun so, als hätten wir uns gerade eben getroffen. Und wir tun am besten auch so, als hätten wir uns hier verabredet.»
Ich entspannte mich etwas. Guter Plan. Warum, wusste ich nicht, aber meine Füße sahen das wohl auch so und trugen mich problemlos über die Türschwelle.
Nachdem ich aus einer endlos langen Liste verschiedener Tees unter Sams fachkundiger Beratung einen Oolong aus China gewählt hatte, lehnte er sich zurück und lächelte mich an.
Zu lange, zu intensiv, schon kroch mir die Nervosität wieder in die Knochen.
«Was ist?», fragte ich schließlich ein wenig ungeduldig, weil ich einerseits meinen Blick nicht abwenden wollte, andererseits aber befürchtete, dass ich auf Dauer dieses In-die-Augen-sehen-Duell nicht gewinnen würde.
Sam brach den Blickkontakt ab.
Hurra, gewonnen!
Er nahm einen Schluck Tee, er hatte grünen Tee aus Japan gewählt, sah mich wieder an und sagte: «Erzähl mal von dir, deiner Familie, wo du herkommst und so.»
«Wieso denn das?»
«Ist so üblich, wenn man sich kennenlernt. Man erzählt von sich.»
Was sollte ich erzählen? Etwa: «Hi, ich bin Lilith, Tochter von Luzifer. Ach ja, und übrigens, mein Vater ist der Teufel. Ich komme aus der Hölle.»
Tolle Idee. Ich konnte auch gleich gleich aufstehen und gehen.
«Kein Interesse. Erzähl du von dir.»
Tat er nicht. Stattdessen fragte er: «Wie sieht es mit Hobbys aus?»
«Wie soll es damit aussehen?»
«Hast du welche?»
«Nein, wozu?»
Sam lachte. «Machst du es mir mit Absicht schwer?»
«Was mache ich dir schwer?»
«Na, mit dir zu reden, ein Thema zu finden, über das wir uns unterhalten könnten.»
Genau genommen legte ich gar keinen Wert darauf, mit ihm zu reden. Es würde mir genügen, hier zu sitzen und ihn anzusehen. Aber ich war ziemlich sicher, dass das eher unüblich war, und deshalb verzichtete ich darauf, ihm vorzuschlagen, dass er einfach nur seinen Tee trinken solle und ich ihm dabei zusehen würde. Ach, er sah einfach großartig aus. Und er hatte eine anziehende Ausstrahlung, ein gefährliches Lächeln und eine dunkle, leicht vibrierende Stimme! Seine Anwesenheit verursachte ein Kribbeln, das meine Wirbelsäule entlanglief. Rauf und runter.
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