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Huckleberry Finn - Walbreckers Klassiker fuer Kids

Huckleberry Finn - Walbreckers Klassiker fuer Kids

Titel: Huckleberry Finn - Walbreckers Klassiker fuer Kids Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Walbrecker
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einen Moment unschlüssig. Da ich aber kein Unmensch bin, fuhr ich ans Ufer, nahm die beiden an Bord, wendete auf der Stelle und ruderte mit der Strömung zügig zum Mississippi zurück. Tatsächlich hörte ich jetzt flussabwärts Gebell und Männerstimmen – die beiden Flüchtlinge schienen also die Wahrheit gesagt zu haben.
    Erst als wir drüben bei Jim waren, kam ich dazu, die Fremdlinge genauer unter die Lupe zu nehmen. Der eine war bestimmt schon siebzig, war kahlköpfig, hatte einen grauen Backenbart und trug einen alten verbeulten Schlapphut, zerlumpte Baumwollhosen und einen gestrickten Hosenträger. Der andere war etwa dreißig, genauso scheußlich angezogen und hatte wie der Alte eine Art Reisesack dabei. So wie sie taten, waren sie sich zufällig auf der Flucht begegnet.
    â€žIch hab ein Mittel verkauft, das den Zahnstein von den Zähnen entfernt. Dummerweise ging auch gleich das Zahnfleisch mit weg – da musste ich mich leider aus dem Staub machen“, erzählte der jüngere. „Eigentlich bin ich aber Zeitungsdrucker und Schauspieler. Außerdem unterrichte ich Gesang und Geographie und hab noch 'ne Menge mehr drauf, wenn's gefragt ist.“
    â€žIch hab Probleme bekommen, weil ich so 'ne Art Antitrinkverein gegründet hab“, erklärte der Kahlköpfige. „Alle Frauen waren für mich, aber irgend so ein Depp hat behauptet, ich würde heimlich selber trinken, und da wollten sie mich teeren und federn, die Schufte!“
    â€žUnd was treibst du sonst so?“
    â€žIm Händeauflegen bin ich stark, gegen Krebs und solche Krankheiten. Wahrsagen kann ich auch ziemlich gut. Und im Predigen und Missionieren, vor allem bei großen Versammlungen im Freien, da bin ich Spitze.“
    Ich muss sagen: Es war höchst interessant, diesen beiden Männern zu lauschen. Das Interessanteste kam aber erst noch. Plötzlich begann der Jüngere zu seufzen und zu klagen, und schließlich fing er sogar an zu heulen: „Wer hätte je gedacht, dass ich mal in einer solchen Gesellschaft enden würde!“
    â€žVerdammt noch mal, sind wir dir etwa nicht fein genug, oder was ist los?“ sagte der Kahlkopf ziemlich scharf.
    â€žO doch, es ist alles so gekommen, wie ich's verdiene“, lamentierte der junge Mann. „Ich selber war's, der sich in diesen menschlichen Sumpf gezogen hat.“ Und dann flossen wieder Tränen, und er faselte was vom „Geheimnis meiner Geburt“ und ähnlichem, bis dem Alten der Kragen platzte:
    â€žNun spann uns nicht auf die Folter, Kerl! Willst du etwa sagen...“
    â€žMeine Herren“, sagte der Jüngere sehr feierlich und streckte sich zu seiner vollen Größe „… meine Herren, ich möchte euch enthüllen, wer ich wirklich bin. Von Rechts wegen bin ich Herzog. Der rechtmäßige und echte Herzog von Bilgewater.“
    Jim quollen fast die Augen aus dem Kopf. Und wir alle hörten uns voller Mitleid seine Leidensgeschichte an. Jeder wollte ihn trösten und ihm helfen, aber der Mann schien untröstlich. In einem fort beklagte er sein tragisches Leben und erzählte, wie ein böser Verwandter ihn nicht nur um seinen Titel, sondern auch um seinen Besitz gebracht habe. So ging es noch eine Weile weiter, bis der Mann eine Idee hatte:
    â€žWenn ihr euch entschließen könntet, mich wie einen richtigen Herzog zu behandeln, wenn ihr mich mit ‚Euer Gnaden‘ oder ‚Mylord‘ oder ‚Euer Herrlichkeit‘ anreden würdet und wenn ihr mir bei Tisch bedienen würdet, dann könnte es mir möglicherweise in Zukunft etwas besser gehen.“
    Natürlich taten wir dem armen Herzog diesen Gefallen. Vor allem Jim überschlug sich vor lauter Hochachtung. Beim Mittagessen wartete er ihm auf und fragte die ganze Zeit: „Wollen Euer Gnaden noch was hiervon oder davon?“
    Es wäre auch alles wunderbar gewesen, wenn sich nicht die Laune des alten Kahlkopfs zusehends verschlechtert hätte. „Es tut mir verdammt leid für Euch“, sagte er irgendwann zu unserem Adeligen, „aber Ihr seid nicht der einzige, den so ein Unglück getroffen hat.“
    â€žSo?“, grummelte der Herzog.
    â€žIhr seid nicht der einzige, um dessen Geburt sich ein Geheimnis rankt.“
    Und eh wir recht verstanden, was hier Sache war, begann auch der Kahlkopf mit dem Heulen. „Kann ich Euch vertrauen, Bilgewater?“,

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