Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Huckleberry Finn - Walbreckers Klassiker fuer Kids

Huckleberry Finn - Walbreckers Klassiker fuer Kids

Titel: Huckleberry Finn - Walbreckers Klassiker fuer Kids Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Walbrecker
Vom Netzwerk:
Tage gefesselt zu verbringen. Und ich sah mit Staunen, was man als Schauspieler alles können musste. Nachdem der König nämlich seine Julia-Rolle einigermaßen beherrschte, musste er sich im Schwertkampf üben und gegen Richard III. antreten. Zwar ging der Arme dabei ein paar Mal über Bord, seine Begeisterung aber war ungebrochen.
    â€žWir brauchen noch was für die Zugaben“, erklärte der Herzog eines Tages. „Ich kann da mit einem Hochlandtanz oder einem Matrosensolo aufwarten. Für dich, Alter, muss ich mir noch was einfallen lassen.“
    Dann schwafelte er was von Shakespeare und Hamlet, und schließlich spielte er mit Klamauk und lauten Worten dem König eine Rolle vor, die es in sich hatte. Da wurde getobt und gerast und mit den Zähnen geknirscht und ein so wirres Zeug deklamiert, dass es mir die Schuhe auszog. Der König jedenfalls war begeistert. Er lernte auch diese Rolle. Und dann endlich war es soweit: Die beiden adeligen Herren fühlten sich reif für einen großen Auftritt!
    Wir waren schon einigermaßen weit durch Arkansas durch, da kam bei einer großen Flusskrümmung ein kleines Städtchen in Sicht, welches wir mit unserem Gefährt anliefen. Das Glück war uns hold – am Nachmittag sollte schon eine Zirkusvorstellung stattfinden, so dass eine Menge Landvolk mit allen möglichen gebrechlichen Fahrzeugen und auf Pferden im Anmarsch war. Kurzerhand mietete der Herzog für den Abend das Gerichtsgebäude und ließ einen ganzen Stapel Plakate drucken.
    Die Ankündigung der abendlichen Vorstellung las sich wunderbar: „Shakespeares Wiedergeburt! Einzigartige Attraktion! Sondergastspiel nur an einem Abend! David Garick der Jüngere vorn Londoner Drury-Lane-Theater und Edmund Kean der Ältere vom Königlichen Heymarket-Theater in London geben sich die Ehre, die Balkonszene aus ROMEO & JULIA, den atemberaubenden Schwertkampf aus RICHARD III. und auf besonderen Wunsch HAMLETS unsterblichen Monolog zu präsentieren!“
    Dieses Plakat klebten wir straßauf, straßab – überall, wo wir in diesem außergewöhnlichen Ort eine Tür, eine Wand oder einen Zaun entdeckten.
    Je mehr es auf den Nachmittag zuging, desto voller wurde es im Ort. Es wurde eine Menge Branntwein gebechert, und hier und da ging's anständig zur Sache. Einige Männer krakeelten, und es gab Prügeleien und am Schluss sogar eine richtige Schießerei, weil irgendwo ein Typ mit Indianergeheul durch den Ort ritt. „Freie Bahn für den alten Boggs! Ich bin auf dem Kriegspfad! Der Preis für Särge ist gerade im Steigen, Leute!“
    Weit kam der verrückte Alte nicht. Irgendwann trat ein gewisser Colonel Sherburn vor sein Haus, machte kurzen Prozess und knallte den Ruhestörer einfach ab!
    Ein wunderbarer Nachmittag war das. Und nun konnte ich mich auf den Abend, auf unsere Vorstellung freuen.
    Was aber erlebte ich? Erst einmal kamen bloß zwölf Leute, gerade ausreichend, um die Unkosten zu decken. Dann lachten sie auch noch die ganze Zeit, was den Herzog zur Weißglut brachte. Und statt auf die groß angekündigte Zugabe zu warten, gingen sie noch während der Vorstellung, so dass am Ende nur noch ein Junge im Zuschauerraum saß – und der war eingeschlafen!
    Vor allem der Herzog war stinksauer über diese Pleite: „Shakespeare ist viel zu hoch für diese Arkansas-Dümmlinge. Wir müssen denen was total anderes bieten!“
    Am nächsten Morgen besorgte er sich einige große Bogen Packpapier und schwarze Farbe. Und schon mittags hing im ganzen Ort das neue Theaterprogramm:
    â€žDie weltberühmten Darsteller David Garick der Jüngere und Edmund Kean der Ältere in seiner Glanzrolle als ‚König Ohnegleichen‘ zeigen unwiderruflich nur an drei Abenden die atemberaubende Tragödie DES KÖNIGS GIRAFFE!“ Und ganz unten war noch zu lesen: „Damen und Kinder haben keinen Zutritt!“
    Man kann es sich denken: An diesem Abend war der Versammlungsraum gerammelt voll. Die Bühne war mit Vorhängen und Kerzen feierlich dekoriert. Und der Herzog hielt eine kleine Ansprache, in der er nicht gerade bescheiden über das tolle Stück und den noch tolleren Hauptdarsteller erzählte.
    Und dann ging's los: Der Vorhang wurde hochgezogen, und der König kam nackt auf allen vieren hereingetänzelt! Er war rundum, geringelt und gestreift, in allen Regenbogenfarben

Weitere Kostenlose Bücher