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Huckleberry Finn - Walbreckers Klassiker fuer Kids

Huckleberry Finn - Walbreckers Klassiker fuer Kids

Titel: Huckleberry Finn - Walbreckers Klassiker fuer Kids Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Walbrecker
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angestrichen und sah einfach unbeschreiblich komisch aus. Die Leute bogen sich vor Lachen. Und als der König irgendwann hüpfend und außer Puste hinter den Kulissen verschwunden war, brüllten und klatschten, tobten und johlten sie und verlangten eine Zugabe. Das ging noch zweimal so, und dann trat der Herzog vor den Vorhang, verkündete das Ende der Vorstellung und bat die Leute, tüchtig Werbung für die nächsten zwei Abende zu machen.
    â€žWas, das soll schon alles sein?“ rief einer, und die anderen brüllten: „Betrug! Betrug!“ Der ganze Saal schien aus den Fugen zu geraten, und meinen beiden Freunden wurde angst und bange. Da trat im letzten Moment ein stattlicher, gut aussehender Mann auf einen Stuhl und rief: „Halt, Herrschaften! Wir sind übel reingelegt worden, da gibt's keinen Zweifel. Aber wenn wir nicht zum Gespött der ganzen Stadt werden wollen, müssen wir uns was ausdenken. Am besten, wir gehen raus und loben die Vorstellung. Dann rennen auch die anderen rein, und wir sind aus dem Schneider!“
    Die anderen klatschten Beifall. Und tatsächlich – am nächsten Tag gab es nur ein Thema im Ort: Wie kriege ich Karten für das tolle Theaterstück? Am Abend war der Versammlungsraum wieder gerammelt voll, und die zwei Adeligen legten das Publikum genauso rein wie am Vortag und versprachen noch eine dritte und allerletzte Vorstellung. Allerdings schienen sie den Leuten nicht so ganz zu trauen. Als wir uns am späten Abend auf dem Floß trafen, wollten die beiden Gauner lieber weiter flussabwärts ankern. „Damit wir nachts nicht von Autogrammjägern belästigt werden“, meinte der Herzog.
    Am dritten Abend – man mag es kaum glauben – war das Haus nochmals überfüllt. Ich stand neben dem Herzog an der Tür und wunderte mich: Viele Gesichter kannte ich schon von den Vorabenden. Außerdem fiel mir auf, dass alle, die rein kamen, merkwürdig dickbauchige Taschen hatten. Und im übrigen roch es nach ganzen Kisten von faulen Eiern, nach vergammelten Kohlköpfen und nach toten Katzen. Auch der Herzog schien den Braten zu riechen. Kaum war der Saal voll, schloss er die Tür von außen und meinte zu mir: „Jetzt nichts wie weg hier!“
    Ich rannte los, und er rannte los. Und wir hielten nicht inne, bis wir gleichzeitig auf dem Floß waren. „Sofort ablegen!“ bekam Jim den Befehl.
    Nach ein paar Sekunden schon glitten wir in tiefer Dunkelheit und Stille gen Flussmitte, und erst jetzt fiel mir der König ein. Dem geht's bestimmt an den Kragen, dachte ich gerade – da kam der Kahlkopf doch unversehrt aus dem Wigwam gekrochen und fragte: „Na, wie ist die Sache diesmal abgelaufen, Herzog?“
    Kurz darauf saßen unsere beiden Adeligen beim Geldzählen, und Jim und ich konnten es kaum glauben: Bare vierhundertfünfundsechzig Dollar hatten die zwei Gauner an drei Abenden eingenommen!
    â€žDu nicht wundern, Huck, wie sich Königs benehmen?“ flüsterte Jim mir in der Nacht zu.
    â€žFast alle Könige sind Lumpen“, gab ich ihm zur Antwort.

Kapitel 8
    Ein irrer Plan
    Die Reise ging weiter, und ich muss nicht lügen: Jim und ich hatten von unseren hochherrschaftlichen Begleitern genug! Nur zu gerne wären wir sie losgeworden. Doch so einfach über Bord werfen – das war ja auch nicht die feine Art.
    Vor allem Jim ging es schlecht. Als ich eines Tages noch vor Sonnenaufgang aufstand, um die Wache zu übernehmen, saß er, den Kopf zwischen den Knien, vorne am Bug und seufzte. Ich wusste, was ihn bedrückte: Er hatte Heimweh, und er dachte an seine Frau und seine Kinder. Es war nicht das erste Mal, dass ich ihn so erlebte. Oft, wenn er glaubte, ich und die beiden Gauner würden schlafen, hörte ich ihn jammern: „Arm klein Lisbeth! Arm klein Johnny! Es sein so schrecklich! Ich glauben, euch nie, nie wiedersehen!“
    Es ist seltsam: Früher hab ich immer gemeint, nur wir Weißen könnten solche Gefühle haben, und bei den Schwarzen sei das ganz anders. Inzwischen denke ich das nicht mehr. Jim liebte seine Frau und seine Kinder mindestens so wie ein Weißer. Er hatte mir schon viele rührende Szenen erzählt. Und ich wünschte ihm, dass er mit seinen Leuten irgendwann wieder zusammenkommen würde.
    Erst aber galt es, ein anderes Problem zu lösen: Jim hatte es nämlich satt, den ganzen Tag über mit Stricken gefesselt im

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