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Huckleberry Finn - Walbreckers Klassiker fuer Kids

Huckleberry Finn - Walbreckers Klassiker fuer Kids

Titel: Huckleberry Finn - Walbreckers Klassiker fuer Kids Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Walbrecker
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habe kein bescheideneres Ansinnen, als die Betroffenen in mein Gebet einzubeziehen, ihnen solcherart meine Hilfe darzubieten.“
    Der Junge war tief beeindruckt von soviel Betroffenheit, Bescheidenheit und Hilfsbereitschaft. Und dann begann er, dem König die ganze Familiengeschichte der Wilks zu erzählen. Von der fünfzehnjährigen rothaarigen Nichte Mary Jane, von der fünfzehnjährigen Nichte Susan und von Joanna mit der Hasenscharte. Von anderen Verwandten und Bekannten und wie sie wohnten und was sie taten und was sie besaßen.
    â€žUnd welches schwere Erbe kommt jetzt auf die beiden armen Brüder aus England zu?“ wollte der König mit zitternder Unterlippe wissen.
    â€žHäuser, Land und drei- bis viertausend Dollar, die Wilks irgendwo versteckt hat.“
    â€žDer arme Wilks“, sagte der König und blickte dabei zutiefst gerührt. „Und wann soll die Beerdigung sein?“
    â€žMorgen Mittag“, sagte der Bauernbursche, während wir gleich neben der Dampffähre anlegten.
    Kaum hatten wir den Burschen mit seinem Gepäck abgesetzt, gebärdete sich der König, als sei er in ein Wespennest getreten: „Los, Adol…, äh, Huck! Ruder sofort zum Floß und hol den Herzog. Er soll sich fein anziehen und die neuen Reisesäcke mit Gepäck mitbringen! Ich warte hier auf euch.“
    Ich ahnte schon, was der Alte im Schilde führte. Und kurze Zeit später, nachdem ich seinen Auftrag brav erledigt hatte, hockten die beiden Obergauner im Boot und machten einen Schlachtplan.
    â€žTraut Ihr Euch zu, den Taubstummen zu spielen, Bilgewater?“, wollte der König wissen, nachdem sein Kumpel den Stammbaum der Wilks-Familie auswendig gelernt hatte.
    â€žKein Problem“, murmelte der Herzog, „hab ich schon auf der Bühne gespielt.“
    Alles Weitere geschah schnell: Wir versteckten unser Boot. Dann bestiegen wir das nächste Dampfschiff, das von Cincinnati kam. Und nach kaum fünf Meilen erklärte der König, indem er schlecht und recht einen auf Engländer spielte, er müsse hier an Land. Es gab kurz Ärger, aber mit Geld lässt sich bekanntlich alles regeln. Wir durften das Beiboot besteigen und wurden an der Stelle an Land gesetzt, wo der Bauernbursche den Wohnsitz des verstorbenen Wilks beschrieben hatte. Offenbar war ganz in der Nähe ein kleiner Ort, denn wie auf Bestellung kamen gleich zwei Dutzend Leute ans Ufer geströmt, um uns zu bestaunen.
    â€žKann mir einer von den Herren sagen, wo hier ein gewisser Mr. Peter Wilks wohnt?“, fragte der König den Nächstbesten.
    Erst mal betretenes Schweigen. Dann guckten sich die Leute gegenseitig an und nickten sich zu, als ob sie sagen wollten: „Hab ich's nicht gesagt!“ Endlich sprach einer betont leise und machte eine Trauermiene dazu: „Es tut mir leid, mein Herr, aber wir können Ihnen leider nur sagen, wo er bis gestern gewohnt hat.“
    Wie auf Kommando verlor der durchtriebene König die Fassung. Er fiel dem fremden Menschen heulend in die Arme und jammerte: „O weh! O je! Unser armer Bruder ist dahin geschieden! Wir werden ihn nie wiedersehen! O je! O weh!“
    Dann wandte er sich tränenüberströmt seinem frisch gekürten Bruder zu und machte mit den Händen eine Menge merkwürdige Zeichen. Der Herzog guckte, als ob die Welt gerade untergegangen sei, ließ die Reisetasche fallen und fing an zu heulen.
    Ich sage ganz ehrlich: So was von verruchter Heuchelei war mir mein Lebtag noch nicht untergekommen! Es war so peinlich, dass ich mich am liebsten verkrochen hätte. Aber die Sache ging weiter: Die Leute brachten uns den Berg rauf und erzählten den beiden Gaunern in allen Einzelheiten von dem traurigen Ende ihres ‚Bruders‘. Unterwegs gesellten sich immer mehr Neugierige dazu. Alle rannten mit oder riefen wieder anderen zu: „Sie sind es! – Sie sind es wirklich!“
    Als wir schließlich vor dem Trauerhaus standen, war die Straße voll mit Schaulustigen. Und dann kamen sie heraus: Mary Jane, die Rothaarige und Älteste, und ihre beiden Schwestern! Die wunderschöne Mary Jane hatte einen ganz verklärten Blick, so sehr freute sie sich über die Ankunft ihres Onkels. Der König breitete die Arme aus, und sie fiel ihm prompt heulend entgegen. Die mit der Hasenscharte stürzte auf den stummen Herzog zu und fing auch das Flennen an. Dann strömte alles ins Haus. Und erst

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