Huckleberry Finn - Walbreckers Klassiker fuer Kids
Es ist die Gabe von dem, der da drüben liegt, erkaltet, aber sicher glücklich.â
Mary Jane flog auf den König zu, und ihre Schwestern eilten zum Herzog. Und dann ging von neuem ein Geherze und Geschmatze los, wie ich's noch nie erlebt hatte. Alles drängte noch näher und hatte Tränen in den Augen und wollte den Gaunern die Hände drücken. âIhr guten, treuen Seelen! Wie groÃherzig!â
Genau in dem Moment schob sich ein groÃer Mann mit eiserner Kinnlade in den Raum. Er blieb stehen, guckte und bekam auf einmal auffällig groÃe Ohren, als der König erneut zu einem Geschwafel ansetzte: über seinen tiefen Schmerz, über das selbstlose Leben seines verstorbenen Bruders, über dessen Wohltaten und über eine bevorstehende Begräbnisorgie.
âWas quatscht der Kerl da?â Aus heiterem Himmel hatte sich der Mann mit der eisernen Kinnlade zu Wort gemeldet.
Alles war bestürzt:âAber Doktor!â Und einer rief: âAber Robinson! Hast du denn die Neuigkeit noch nicht vernommen? Das ist Harvev Wilks!â Der König lächelte sein schönstes Lächeln, steuerte auf den Mann zu und wollte ihm die Hand reichen: âIst das etwa der treue Freund und Arzt meines armen Bruders?â
âFinger weg!â fuhr ihn der Arzt an. âDu willst ein Engländer sein? Du willst Peter Wilks Bruder sein? Ein Schwindler bist du, nichts weiter!â
Einen Aufruhr gab's, ein Gezeter und Gedränge! Jeder wollte auf den Arzt einreden und ihn beruhigen. Aber der war schier auÃer sich: âGlaubt diesem Lumpen kein Wort! SchmeiÃt ihn raus! Er hat euch belogen.â
Da plötzlich verschaffte sich Mary Jane Gehör und sprach ein klärendes Wort: âMein lieber Onkel Harvey! Ich möchte, dass du die sechstausend Dollar für mich und meine Schwestern in deine Obhut nimmst. Mit unserem ganzen Vertrauen!â
Alle klatschten in die Hände, der König lächelte stolz, und der Doktor sagte im Hinausgehen: âIch hab euch gewarnt. Ihr werdet noch an mich denken!â
Kapitel 9
Wohin mit dem Geld?
Nachdem der Doktor gegangen war, kehrte erst mal Ruhe ein. Der König und der Herzog bekamen ein Zimmer zugeteilt, und ich landete in einem Kämmerchen oben im DachgeschoÃ.
Am Abend gaben die drei Mädchen ein groÃes Essen, bei dem ich dem König und dem Herzog aufzuwarten hatte, während die anderen Gäste von Niggern bedient wurden. Es wurde viel über den Toten geredet, über seine guten Taten und alle möglichen Ereignisse in seinem Leben. Ich war froh, nach dem Essen mit dem Mädchen mit der Hasenscharte in der Küche zu landen, wo wir uns über die Reste der Mahlzeit hermachten und nett unterhielten â jedenfalls zu Anfang. Dann wurde es ausgesprochen peinlich:
âHast du den König von England schon mal in echt gesehen?â wollte sie von mir wissen.
âNa klarâ, sagte ich. âWilliam IV. kommt regelmäÃig zu uns in die Kirche.â
âDer ist doch längst totâ, belehrte sie mich. âAuÃerdem wohnen doch die Könige immer in London, oder?â
Verdammt, ich war reingefallen! âAber er kommt oft zu uns nach Sheffield, um Seebäder zu nehmenâ, wollte ich mich aus der Falle retten.
âSeebäder? Sheffield liegt doch gar nicht an der See!â
âMist!â Verlegen stotterte ich was von Fässern mit Seewasser, das für den König in Sheffield aufgewärmt wird.
Aber dann wollte sie auch noch wissen, ob ich regelmäÃig in die Kirche gehe und wo ich da genau sitze.
âNatürlich in unserem eigenen Kirchenstuhlâ, gab ich zur Antwort. âIn dem von deinem Onkel Harvey.â
âWie bitte? Ich denke, Onkel Harvey ist Priester und steht auf der Kanzel?â
Verflucht und zugenäht! Durch ihre blöden Fragen verhedderte ich mich immer mehr. Und am Ende hatten wir richtigen Streit, schrien uns an und machten uns Vorwürfe, bis Mary Jane in die Küche gerannt kam.
âWas ist denn hier los? Schämst du dich nicht, Joanna?â fragte sie ihre Schwester.
âEr lügt mich in einem fort anâ, begann die sich zu verteidigen.
âIch lüge nieâ, wehrte ich mich und hatte ein ganz blödes Gefühl dabei.
âSo kannst du doch keinen Jungen behandeln, der aus der Fremde kommt und unser Gast ist!â rief Mary Jane, die Hübsche.
Eigentlich tat es mir ja gut. Aber
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