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Huckleberry Finn - Walbreckers Klassiker fuer Kids

Huckleberry Finn - Walbreckers Klassiker fuer Kids

Titel: Huckleberry Finn - Walbreckers Klassiker fuer Kids Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Walbrecker
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gleichzeitig bekam ich ein rabenschwarzes Gewissen. Und während Mary Jane ihrer kleinen Schwester immer noch Vorwürfe machte und von ihr verlangte, sich bei mir zu entschuldigen, reifte in mir ein Entschluss: So gemein wie der König und der Herzog darfst du nicht sein! Und als die Kleine auch noch zu mir kam und mich ganz süß um Verzeihung bat, war es klar: Ich würde das Geld für die drei Mädchen in Sicherheit bringen! Ich würde verhindern, dass sie weiter so fies hinters Licht geführt werden!
    Gesagt, getan! Ich verzog mich umgehend und log, ich würde ins Bett gehen. Tatsächlich verschwand ich im Zimmer von Mary Jane, wo ja inzwischen der König eingezogen war. Zum Suchen aber kam ich nicht. Kaum hatte ich mich durch den dunklen Raum getastet, hörte ich die Halunken kommen. Ab unters Bett! war mein einziger Gedanke. Aber ich fand es nicht. Stattdessen flüchtete ich hinter einen Vorhang, mitten zwischen Janes Kleider!
    Und von da aus konnte ich in den nächsten zehn Minuten zitternd und mit Herzklopfen belauschen, was diese Obergauner planten:
    Der Herzog war fürs Abhauen – und zwar umgehend und sofort und natürlich mit den sechstausend Dollar. Der König plädierte fürs Bleiben und fürs totale Absahnen. Und er hatte einen Gedanken, der den Herzog gleich überzeugte: „Wir verkaufen alles. Dann hauen wir ab. Und wenn sie merken, dass sie angeschmiert wurden, sind die Verkäufe sowieso ungültig, und die Erben kriegen alles zurück. So einfach ist das Leben.“
    â€žAber das Geld sollten wir wenigstens sicherer verstecken!“, forderte der Herzog. „Wenn ein Nigger an die Kleider von Mary Jane muss, stolpert er darüber und: Schnapp! Weg ist der Schatz!“
    Wie bitte? – Ich bekam fast einen Kollaps.
    â€žDu bist ein schlaues Bürschchen!“ machte der König seinem Kumpel ein Kompliment. „Wir werden das umgehend regeln.“
    Ich hörte Schritte. Ich wagte nicht zu atmen. Direkt neben mir raschelte es. Jemand trat mir fast auf die Füße. Irgendwas wurde über den Boden von mir weg quer durchs Zimmer geschleift. Und dann ging ein Geraschel los, als wühle jemand in einem Strohhaufen.
    â€žHier sucht keine Seele, garantiert!“ hörte ich den König flüstern. „Die faulen Nigger schütteln grad mal das Federbett auf. Den Strohsack drehen sie höchstens einmal im Jahr um.“
    â€žDu sagst es, Alter. Und jetzt schnell wieder runter zum Feiern, damit niemand Verdacht schöpft.“
    Ich hörte, wie jemand das Federbett klopfte, dann Schritte. Und dann herrschte Totenstille.
    Das Blut dröhnte mir in den Ohren. Ich schob die zarten, weichen Gewänder von Mary Jane beiseite, trat hinter dem Vorhang vor, schlich quer durch das düstere Zimmer, tastete mich bis zum Bett, und dann ging alles in Sekundenschnelle: Ich warf das Federbett zur Seite, riss den Strohsack auf, schnappte mir den Sack mit den Münzen, richtete das Bett einigermaßen wieder her, ging auf Zehenspitzen zur Tür und lauschte: Die Luft schien rein zu sein – das beste wäre jetzt, mit dem Sack gleich nach draußen zu schleichen und ihn im Freien zu verstecken. Aber da unten hockte die ganze Familie, die echten und die unechten Mitglieder, und jederzeit konnte einer ins Treppenhaus kommen.
    Ich ging also die Stiege hinauf in meine Kammer. Ich legte mich mit allen Klamotten und dem Geldsack ins Bett. Ich zog die Decke über die Ohren und wartete – und wartete – bis endlich alle in den Federn lagen.
    Ich stieg wieder raus aus dem Bett, lauschte an der Tür. Totenstille. Dann schnappte ich den Sack und ging aus dem Zimmer.
    Als ich an den Zimmern der beiden Gauner vorbeikam, hörte ich lautes Schnarchen – wunderbar! Auf Zehenspitzen ging ich die Treppen runter, wo die schwierigste Hürde kam: Die Esszimmertür stand einen Spalt offen, und da drinnen hielten ein paar Männer Wache. Nebenan im Wohnzimmer war die Leiche von Peter Wilks aufgebahrt. Auch da stand die Tür offen, und ich sah neben dem Sarg eine Kerze brennen – ganz schön unheimlich das Ganze! Ich konnte es nicht lassen, ich musste durch die Esszimertür schauen und sehen, ob die Männer wach waren oder nicht.
    Mir fiel ein Stein vom Herzen: Sie waren alle eingeschlafen. Nun gab es kein Hindernis mehr. Seelenruhig schlich ich zur Haustür und sah mich schon draußen – aber die

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