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Huckleberry Finn - Walbreckers Klassiker fuer Kids

Huckleberry Finn - Walbreckers Klassiker fuer Kids

Titel: Huckleberry Finn - Walbreckers Klassiker fuer Kids Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Walbrecker
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Tür war verschlossen, und es steckte kein Schlüssel im Schloss.
    Gleichzeitig hörte ich Schritte auf der Treppe – jemand kam herunter! Ich huschte durch die Diele, rein ins Wohnzimmer und hinter den Sarg! Im letzten Moment sah ich, dass der Deckel ein Stück zurückgeschoben war. Vor mir war das Gesicht des Toten mit einem feuchten Tuch darüber und dann noch ein Stückchen vom Leichenkittel – Schauder und Grausen!
    Was tun? Die Schritte wurden lauter. Sie näherten sich dem Wohnzimmer.
    Ich packte kurzerhand den Sack mit den Goldmünzen, steckte ihn durch die Sargöffnung und schob ihn nach unten – dahin, wo der Tote seine kalten Hände gefaltet hatte – wieder Grausen und Entsetzen!
    Dann huschte ich ins Dunkel zurück, gerade noch rechtzeitig, bevor leise Schritte in das Wohnzimmer kamen und sich dem Sarg näherten. Ich erkannte Mary Jane, die vor dem Sarg stehen blieb, sie kniete nieder, sie drückte ihr Taschentuch an die Augen, und sie begann zu schluchzen.
    Mir wurde ganz eng ums Herz. Ich schlich mich hinter dem Rücken des Mädchens aus dem Zimmer und hatte nur noch ein Ziel: meine Dachkammer!
    Am nächsten Morgen wagte ich es kaum, jemandem ins Gesicht zu schauen. Jeden Augenblick rechnete ich damit, dass mich einer zur Rede stellte. Doch nichts geschah.
    Gegen Mittag begann ein munteres Treiben: Der Leichenbestatter und seine Gehilfen sorgten für Ordnung im Wohnzimmer. Der Sarg wurde – immer noch mit halboffenem Deckel – in die Mitte des Raums gestellt, und drum herum wurden mindestens hundert Stühle postiert. Und dann kamen sie alle – die Töchter, die falschen Onkels, das halbe Dorf und Pastor Hobson. Ein junges Frauenzimmer hockte sich an ein klappriges Harmonium und produzierte unsäglich traurige Töne. Die Trauergemeinde sang dazu, und dann gab's die Predigten: eine vom Pfarrer und natürlich eine vom König – das kannte ich ja schon. Wieder gab's Tränen über Tränen, und nachdem auch das überstanden war, schritt der Leichenbestatter mit einem Schraubenzieher zum Sarg und tat sein Werk.
    Ist das Gold überhaupt noch drin oder nicht? Ich glaube, keiner hatte in diesem Moment größere Sorgen als ich.
    Danach ging's zur Beerdigung, und ich gestehe: Ich war mit nichts anderem als mit dem Geld beschäftigt. Anscheinend war ich aber nicht der einzige. Denn kaum waren wir alle wieder zu Hause, erklärte der König, die priesterlichen Pflichten würden ihn nach England rufen. Allerdings mache er sich Sorgen um das Wohl seiner Nichten, und deshalb lade er sie ein, mit ihm und dem stummen William nach England zu ziehen. Was das nun wieder zu bedeuten hatte, verstand ich nicht.
    Die Mädchen jedenfalls waren einverstanden, und gleich am nächsten Tag ging es mit dem Packen los. Was aber viel mehr Aufwand bereitete: Der König ließ eine Versteigerung vorbereiten. Mit der Zustimmung der Mädchen sollte alles, was nicht niet- und nagelfest war, meistbietend verkauft werden. Außerdem standen der ganze Grund und die Häuser von Peter Wilks auf der Liste – eine ungeheuerliche Dreistigkeit.
    Was aber der Gipfel der Schamlosigkeit war, geschah am folgenden Tag: Der König hatte nämlich nicht nur sämtlichen Hausrat zum Verkauf ausgeschrieben. Auch die zwei Nigger samt Frauen und Kindern waren zu Schleuderpreisen zu haben! Natürlich waren sofort ein paar Sklavenhändler zur Stelle und rissen die Familien auseinander. Die einen sollten rauf nach Memphis und die Kinder runter nach Orleans ... unfasslich! Und ich glaube, hier hatte der König auch übertrieben. Denn nicht nur die Nigger heulten Rotz und Wasser. Auch Mary Jane und ihre Schwestern vergossen bittere Tränen. Und sogar im Dorf regte man sich über diese Gemeinheit auf.
    Richtig schlimm wurde es aber erst am nächsten Tag. Im Morgengrauen tauchten der König und der Herzog bei mir in der Dachkammer auf und weckten mich. An ihren Mienen sah ich, dass was schiefgegangen war.
    â€žWarst du vorgestern Abend in meinem Zimmer?“ fragte der König.
    â€žNein, Euer Majestät.“ – „Ehrenwort?“
    â€žEhrenwort, Euer Majestät.“
    Jetzt mischte sich der Herzog ein: „Hast du irgend jemand anderen reingehen sehen?“
    â€žNein, Euer Gnaden, ich glaub nicht.“
    â€žDenk noch mal nach!“
    Das ist deine letzte Chance, Huckleberry Finn, schoss es mir durch den

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