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Hudson River - die Kunst, schwere Entscheidungen zu treffen

Hudson River - die Kunst, schwere Entscheidungen zu treffen

Titel: Hudson River - die Kunst, schwere Entscheidungen zu treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: GABAL Verlag
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Oder behindert mich das nur in meinen Bewegungen?
Der Sprung ins Ungewisse
    Wir alle kennen die Kinder, die im Freibad stundenlang auf dem Sprungturm stehen und aufs Wasser starren. Sie klettern nicht wieder herunter, aber sie springen auch nicht. Ihr erstaunliches Ausharrungsvermögen kommt daher, dass sie völlig ausgeblendet haben, dass eine Entscheidung ansteht. Sie stehen da oben und frieren, während ihre Freunde unten im Wasser einen Höllenspaß haben.
    Erst wenn du weißt, wie ein Gurt funktioniert, kannst du ihn auch ablegen.
    Du weißt genau, dass du etwas entscheiden musst. Dass der Zeitpunkt längst gekommen ist, eine Situation zu klären, ein Missverhältnis zu bereinigen. Aber du tust es nicht. Lieber noch ein bisschen warten. Lieber noch ein paar Informationen mehr einholen. Doch wenn du da oben auf dem Sprungturm stehst, nutzt es nichts, die anderen Kinder nach der Wassertemperatur zu fragen. So etwas fällt unter die Sparte »Kreative Vermeidungsstrategien «.
    Und das ist das Drama mit dem uneingeschränkten Sicherheitsdenken: Weil du dich nicht entscheiden möchtest, vertagst du den Entschluss. Und aus diesem Vertagen wird schnell Vermeiden. Aus der langen Bank wird schnell der Sankt-Nimmerleins-Tag.
    Jede Entscheidung ist wie ein Sprung. Im Sprung hast du keine Kontrolle. Und aus Angst, die Kontrolle zu verlieren, springst du nicht.
    Wenn du dich aber gar nicht mehr zu rühren wagst, dann wird es kritisch. Die Angst davor, die Kontrolle zu verlieren, hindert dich daran, eine Entscheidung zu treffen.
    Das Perverse an der Sache ist: In dem Moment, wo du nicht entscheidest, entgleitet dir die Kontrolle erst recht. Dann hat der Kontrollzwang
dich
im Griff.
    Warum also, zum Teufel, entscheidest du dich nicht? Alles, was du tun musst, ist zu sagen: Hopp oder Top, Stop oder Go. Das gilt übrigens auch für: Baugenehmigung erteilen oder nicht; Kita-Plätze einrichten oder nicht; Hochschulreform oder nicht. Stattdessen heißt es: »Da müssen wir noch ein Gutachten einholen« oder »Wir sollten noch ein Komitee gründen«.
    Was ist das für eine unselige Kraft, die uns wie ein unsichtbarer Sicherheitsgurt zurückhält, fällige Entscheidungen zu treffen, und so daran hindert, ins Handeln zu kommen? Was ist das für ein Sicherheitsgurt, der, ohne dass wir es merken, zur Fessel mutiert?
    Erst wenn du weißt, wie er funktioniert, kannst du das Schloss knacken und ihn ablegen. Und zwar genau dann, wenn du es für richtig hältst.
Ausgetrickst
    Süße Teddys, knuddelige Hündchen, freche Mäuse – die vierjährigen Kinder sind begeistert. Ein jedes, das an der Versuchsreihe der amerikanischen Yale-University teilnimmt, darf sich eines der Stofftiere mit nach Hause nehmen. Dazu dürfen sie zuerst aus dem Berg der Spielzeugtiere drei auswählen, die für sie in Betracht kommen. Mit großem Ernst wird die Auswahl vorgenommen: Das Kätzchen mit dem samtweichen Fell? Nein, das hat so doofe Augen. Lieber den braunen Bären. Abschätzende Blicke, abwägen und entscheiden. Dann liegen die drei Kandidaten unter den begehrlichen Augen der Kleinen auf dem Tisch. Der brummige Bär, der Fisch, der sich so gut unter den Arm klemmen lässt, und der Hund mit den extralangen Ohren. Nun muss das Kind eines der drei weglegen. Das dauert. Es ist so schwer, sich zu entscheiden! Nach langem Hin und Her wird der Fisch mit großem Bedauern wieder zurückgelegt. Nun gilt es, sich zwischen dem Hund und dem Bären zu entscheiden. Die langen Ohren geben den Ausschlag: Der Bär kommt wieder auf den Haufen, der Hund wartet darauf, liebevoll an die Brust gedrückt zu werden. Alles in Butter also, die Entscheidung ist gefallen. Jetzt aber legen die Psychologen Louisa C. Egan, Laurie R. Santos und Paul Bloom dem Kind noch einmal den zuvor weggelegten Fisch auf den Tisch und sagen, dass es sich noch einmal zwischen Fisch (Platz 3) und Hund (Platz 1) entscheiden darf. Und obwohl es den Kindern anfangs so schrecklich schwer gefallen war, die Auswahl zu treffen, wird in ausnahmslos allen Fällen der Fisch wieder verworfen. Der Hund wurde gewählt und es bleibt dabei.
    Dieser an der amerikanischen Yale-University im Jahr 2007 durchgeführte Versuch stieß auf weltweites Interesse. Er zeigt, dass schon vierjährigen Kindern der Hang zum Selbstbetrug in den Knochen steckt. Sie bleiben strikt bei ihrer Wahl, obwohl auch die Alternative durchaus in Frage kommt. Selbstbetrug? Wieso das denn?
    Ganz einfach: Mit diesem Trick müssen sie von dem, was sie

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