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Hudson River - die Kunst, schwere Entscheidungen zu treffen

Hudson River - die Kunst, schwere Entscheidungen zu treffen

Titel: Hudson River - die Kunst, schwere Entscheidungen zu treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: GABAL Verlag
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dickste Fisch fehlt noch. Der Grund, der dich mehr als alle anderen davon abhält, dich den notwendigen Entscheidungen zu stellen und so dein Leben in die Hand zu nehmen, statt es einfach laufen zu lassen. Das Totschlagargument sozusagen …
Kein Zurück
    Wer entscheidet, geht immer auch ein Risiko ein. Das Risiko, sich falsch zu entscheiden. Zu glauben, man würde in seinem ganzen Leben keine Fehler machen, ist ein Kinderglaube. Wer entscheidet, kann auch verlieren. So wie es dem Flugzeugbauer Dornier ergangen ist.
    Sie setzten alles auf eine Karte.
    Die Dornier-Werke sind mit dem Bau von Flugzeugen groß geworden. Aber die hervorragenden Leistungen des Unternehmens – ich denke da an die legendären Flugboote der Zwanziger- und Dreißigerjahre und an die bahnbrechenden Entwicklungen in der Satellitentechnik ab den Sechzigerjahren –, zusammen fast hundert Jahre Erfahrung haben nicht verhindern können, dass Streitigkeiten unter den Dornier-Erben das Unternehmen empfindlich schwächten. Den Befreiungsschlag sollte die Entwicklung von neuen, zweistrahligen Regionaljets bringen. Das war nicht dumm, denn vor der Jahrtausendwende nahm der Flugboom so richtig Fahrt auf. Kaffeetrinken in London, zum Einkaufen nach Mailand – alles war möglich. Und Dornier setzte alles auf die Karte Do 728, das Projekt, ein zweistrahliges Standardflugzeug für den Kurzstreckenverkehr zu bauen.
    Aber dann schossen die Entwicklungskosten in die Höhe und die Finanzierung wurde immer wackeliger. Als die Lufthansa kurz nach dem 11. September 2001 ihre Option für 60 Maschinen wieder zurückzog, war das der Todesstoß. Am Ende sperrten die Banken kurz vor dem Erstflug den Kredit. Dornier ging pleite. Übrig blieben drei Prototypen, deren Entwicklung hunderte Millionen Euro gekostet hatte. Der eine wurde für 19 000 Euro an das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt verkauft und dient heute für Kabinenakustiktests. Ein anderer sollte zwischenzeitlich zum Café umgebaut werden, das erwies sich aber als zu teuer. Das dritte Modell – noch ohne Türen und ohne Leitwerk – kaufte ein Rentner für 6000 Euro.
    Im Nachhinein weiß man es natürlich immer besser. Was schlauer gewesen wäre, wie man es hätte anders oder besser machen können. Doch die »richtige« Entscheidung gibt es einfach nicht. Oder ich könnte auch sagen: Jede Entscheidung ist richtig – zum Zeitpunkt der Entscheidung. Weil niemand bewusst die zweitbeste Alternative wählen würde. In dem Moment, wo du dich entscheidest, triffst du immer die »beste« Entscheidung, die du in diesem Moment und auf der Basis der Informationen, die du hast, treffen kannst. Ob es aber auch morgen noch die beste ist – darüber kannst du dir nicht sicher sein. Die Bedingungen verändern sich, die Situationen verändern sich, vielleicht kommen neue Informationen ans Licht – und auf einmal kann die Entscheidung, die du gestern noch für die beste hieltest, völlig unsinnig erscheinen. Na super!
    Ja, es ist leider so. Wer entscheidet, geht immer auch ein Risiko ein. Das Risiko, sich falsch zu entscheiden. Ein Leben ohne Fehler ist nichts weiter als ein Kinderglaube. Egal, wie lange man Pro und Contra abwägt, egal, wie gut eine Entscheidung untermauert ist: Wer entscheidet, kann verlieren. Und daran lässt sich nichts ändern. Da ist es schon berechtigt zu fragen: Wenn du mit jeder Entscheidung, die du triffst, immer auch damit rechnen musst, die falsche getroffen zu haben, ist es dann nicht besser, das Risiko einer falschen Entscheidung zu vermeiden und sich alle Optionen offenzuhalten? Wer stillhält, trifft wenigstens keine Fehlentscheidungen.
    So habe auch ich einmal gedacht. Ich habe am eigenen Leibe erfahren, was es für Folgen hat, sich nicht entscheiden zu können. Was es bedeutet, wenn man meint, einfach weiterwursteln zu können, ohne sich festzulegen.
Gerockt ist was anderes
    Mit meinen 18 Jahren war ich definitiv noch grün hinter den Ohren. Aber forsch genug, um die Schule zu schmeißen und spontan meine Kusine Anne in Rom zu besuchen. Das Erste, was mir ins Auge fiel, waren ihre bunten Ketten, Ohrringe und Armreifen. So etwas hatte ich zu Hause noch nie gesehen. Dann sagte Anne en passant: Ah, das ist ja nur Modeschmuck, total günstig … Und es stimmte auch: Die bunten Perlen gab es für einen Appel und ein Ei. Selbst ich konnte sie mir leisten. Ich packte mir eine Tasche voll, und zurück in Deutschland versuchte ich damit ein bisschen Geld zu verdienen. Etwas Besseres hatte

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