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Huebsch in alle Ewigkeit Roman

Titel: Huebsch in alle Ewigkeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Flint
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nicht gerade beruhigend. Vor allem weil wir immer noch keine verdammte Sicherheitstür in unserer Wohnung haben. Mit miesester Laune stapfe ich neben Vivian zur Haltestelle. Ture wohnt noch nicht mal in Köln. Jetzt müssen wir auch noch mit der Bahn fahren!
    »Es ist total bescheuert, am Samstagabend mit der Bahn aus der Stadt zu fahren. Jeder vernünftige Vampir
will in die Stadt. Nur wir zwei Idioten fahren in irgendein kleines Kuhdorf«, motze ich.
    »Brühl ist kein Kuhdorf«, widerspricht Vivian.
    »Das werden wir noch sehen«, sage ich.
    Die Bahn kommt und wir steigen ein. Mir fällt auf, dass Vivian überhaupt nicht so schlechter Stimmung ist, wie es die Aussicht auf einen Abend unter mürrischen Kollegen eigentlich bewirken müsste.
    »Die einzige freie Nacht in der Woche und dann so was Ödes«, maule ich. »Wieso muss ich eigentlich mitkommen?«
    »Du wirst mich mit Uteschnute und den anderen Schwachköpfen doch nicht alleine lassen, oder?«, fragt Vivian erschrocken.
    »Nein, natürlich nicht. Aber was ist eigentlich der Anlass? Feiert der Höllenfürst die tausendste Hinrichtung? Oder hat er heute vielleicht Namenstag und spielt mit uns Topfschlagen?«
    Vivian geht gar nicht auf meine sarkastische Bemerkung ein, sondern guckt einfach aus dem Fenster. Mir fällt etwas ein: »Sollen wir ihn eigentlich einweihen in unsere Nachforschungen?«
    »Bist du jetzt völlig verrückt geworden?«, fragt sie.
    »Ich meine ja nur. Er ist immerhin der Polizeichef.«
    »Also, liebe Leni, wenn du mal weniger Politmagazine sehen würdest und mehr niveauvolle Sendungen wie Krimiserien, dann wüsstest du sehr genau, dass nicht selten der Polizeichef die krummen Dinger dreht.«
    »Stimmt«, sage ich.
    »Außerdem, überleg doch mal, warum der Vampirkiller
immer noch auf freiem Fuß ist, wo die Testamentssache so offensichtlich stinkt!«
    »Ja, das ist wirklich merkwürdig.«
    »Entweder es ist jemand von der Polizei oder jemand, der von der Polizei gedeckt wird!«, schlussfolgert sie.
    »Oder die Testamente sind erst nachträglich gefälscht worden, so dass es der Vampirpolizei gar nicht auffallen konnte «, werfe ich ein. Eine alte Frau, die ein paar Reihen vor uns sitzt, dreht sich zu uns um. Wir dämpfen unsere Stimmen.
    »Genau!«, sagt Vivian. »Watson, du machst dich. Also, was müssen wir als Nächstes herausfinden?«
    »Äh, wo Uteschnute wohnt?«, frage ich.
    »Ha ha. Nein. Wir müssen wissen, wer alles mit dem Polizeichef befreundet ist.«
    »Und das sehen wir an den Gästen heute Nacht!«, rufe ich. Mir geht ein Licht auf. »Deshalb wolltest du da hin.«
    »Ja, klar. Weswegen sonst?«
    »Ich dachte schon … ach, nix.«
    »Los, sag schon.«
    Es ist mir ein bisschen peinlich, aber vor Vivi habe ich nun mal keine Geheimnisse. »Ich dachte, du magst ihn vielleicht doch.«
    »Wen? Uteschnute?«, ruft Vivian und lacht, und dann fängt sie lautstark an, über ihn herzuziehen: »Oh Mann, Leni, doch nicht Uteschnute, dieser blasierte Idiot mit seiner Ich-bin-hier-der-Höllenfürst-und-alles-hört-aufmein-Kommando-Masche. Nein, nein, nein, nein, nein. Niemals. Auf keinen Fall. Wie käme ich dazu? Ausgerechnet Uteschnute mit seiner Teppichfrisur und dem …«

    »Egal«, unterbreche ich sie, »aber denk dran, wenn du dich umhörst: Man weiß nie, was für Talente diese uralten Vampire alles haben. Gedankenlesen, Verwandlungen - wer weiß, was es noch so alles gibt.«
    »Schon klar.«
     
    Ture wohnt in einer Villa am Rand von Brühl. Eine hohe Backsteinmauer trennt das Anwesen von den anderen Häusern. Das große schmiedeeiserne Tor steht offen und kleine Lampen weisen den Weg durch den parkähnlichen Garten zum Haus. Ich höre wieder Fledermäuse herumschwirren, und mir kommt in den Sinn, dass ich mir demnächst das Bahnfahren schenken kann, wenn ich erst herausgefunden habe, wie ich mich verwandele.
    »Nur Fliegen ist schöner!«, sage ich und hüpfe mit meinen Wildlederstiefeln über eine Pfütze.
    »Angeberin«, stichelt Vivian.
    »Ist er eigentlich verheiratet?«, frage ich.
    »Wer?«, fragt Vivian, als ob sie nicht wüsste, wen ich meine.
    »Na, dein allerliebster Chef.«
    »Du weißt doch, Vampire können sich nicht lieben.«
    »Wie viele Ehepaare tun das schon?«, feixe ich.
    Wir sind schon fast an der Haustür. Sie ist zweiflügelig und aus schwerem Holz mit aufwendigen Eisenbeschlägen, eine dicke goldene Löwenpfote dient als Türklopfer, drei marmorne Stufen führen hinauf. Es sieht eigentlich ganz einladend aus.

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