Huebsch in alle Ewigkeit Roman
versucht, sie etwas weiter aufzumachen. Vor lauter Aufregung beiße ich mir auf die Lippen. Aber tatsächlich schafft es Vivian, dass wir etwas erkennen können. Jetzt kann ich von meiner Position aus sogar einen Blick auf das Produkt erhaschen. Halb hatte ich gehofft, dass es der Tagesanzug für Vampire sei, so was wie ein Astronauten-Dress, aber leider sind es nur weiße Tücher in Serviettengröße.
»Die Aphrodite-Tücher sind mit einer besonderen Essenz getränkt«, sagt Tessa angeberisch und hält Ture eines unter die Nase. »Wissenschaftler haben lange daran getüftelt. Da Vampire sehr empfindlich gegenüber Gerüchen sind, ist das Tuch geruchsneutral, aber dennoch wirkungsvoll.«
Vivian wirft mir einen fragenden Blick zu. Ich winke ab und ziehe sie ein Stück von der Tür weg. »Diese dämliche Kuh«, flüstere ich, »die ist wirklich superdreist.«
»Wieso?«
»Diese Aphrodite-Tücher gibt es schon ewig! Bei Hedwig & Hermann kann man die im Dutzend zu einem Spottpreis bestellen!«
»Nein!«, ruft Vivian. »Und die gibt hier vor Uteschnute an wie zehn nackte Werwölfe, dabei hat sie nur Ramschware im Programm.«
»Komm, lass uns wieder runtergehen«, sage ich und ziehe sie weiter.
»Wofür sollen diese Dinger denn gut sein?«, fragt Vivian.
»Sie sind angeblich mit Vampirpheromonen besprüht und sollen eine Art Aphrodisiakum sein.«
»Wie bitte?« Vivian bleibt stehen.
»Ja, wegen dem alten Problem zwischen Vampiren, du weißt schon, weil da nichts läuft. Mit diesem Zeug soll es angeblich klappen. Wahrscheinlich will sie die Party ein bisschen auflockern«, sage ich.
»Oder ihn abschleppen«, ruft Vivian und dreht sich wieder um.
»Na und? Lass sie doch«, sage ich. »Das Zeug ist bestimmt wie spanische Fliege, das wirkt sowieso nicht.«
Aber Vivian ist schon wieder auf ihrem alten Beobachterposten. Und ich kann sie nicht im Stich lassen, obwohl alles in mir schreit: Lauf weg!
Tessa sagt: »Und spürst du was?«, und legt Ture die Hand auf den Arm.
»Diese dumme Schlampe«, regt sich Vivian auf und macht eine Bewegung, als wolle sie auf die Tür losstürmen.
»Nein«, rufe ich und will sie packen, stolpere aber über die Servierschürze und kann mich gerade noch an Vivians Rücken festhalten, wodurch sie einen Stoß nach vorne bekommt und fast in die Tür reinfällt. Sie fängt sich im letzten Moment an der Wand ab. Wir erstarren, als hätte uns jemand mit Blitzbeton übergossen. Aber zu spät.
»Was war das denn?«, höre ich Tessa fragen. »Da ist doch jemand!«
Vivian schaut mich entsetzt an und läuft los, ich renne mit. Zum Glück ist es bis zur nächsten Tür nur ein paar Schritte, wir reißen sie auf, schlüpfen in das Zimmer und lehnen uns von innen gegen die Tür. Puh! Erleichterung! Und dann sehen wir, dass wir nicht allein sind.
»Das Zarah-Leander-Outfit steht dir überhaupt nicht. Du siehst aus wie eine Wurst in der Pelle«, nörgelt ein junger Mann mit einer unfassbar engen Hose, der sich auf einem Sessel fläzt, das linke dünne Bein lässig über die Lehne gelegt.
»Jetzt halt endlich deinen Mund, Jojo«, hören wir eine dunkle Stimme hinter einem blumenverzierten Paravent. Und zu meiner großen Erleichterung kennen wir diese Stimme. Das ist Lulu.
»Gib mir noch was von dem V«, mault der junge Mann, »sonst langweile ich mich hier noch zu Tode!« Er kichert. »Ups, das kann ich ja gar nicht mehr!«
»Du übertreibst es schon wieder, Jojo, du weißt doch, das Zeug muss man gut dosieren.« Lulu kommt mit perfekt onduliertem Haar und in großer rubinroter Abendrobe hinter dem Paravent hervor. Sie stutzt. »Ach nein! Huhu, Mädels! Was macht ihr denn …?«
Es klopft. Vivian legt den Zeigefinger vor den Mund, und wir huschen hinter den Paravent. Tessa steckt den Kopf rein. »Ist eben jemand gekommen?«
»Nein«, sagt Lulu anzüglich, »leider nicht.«
Der junge Mann kichert.
»Ich könnte schwören …«, sagt Tessa. Lulu und der junge Mann schauen sie ungerührt an. Tessa räuspert sich. »Ihr Auftritt ist in zwanzig Minuten. Es ist alles vorbereitet. Ich rate Ihnen, seien Sie gut.« Sie knallt die Tür zu.
»Hoppla, wer hat denn da schlechte Laune«, sagt der junge Mann.
»Das ist übrigens Jochen«, stellt Lulu ihn vor. Aha,
will ich sagen, das ist also der zickige Strichervampir. Aber ich verkneife es mir gerade noch.
»Apropos«, sagt Vivian, »du hast mir übrigens eine Kleinigkeit verschwiegen, Lulu. Du weißt schon, wegen der
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