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Huebsch in alle Ewigkeit Roman

Titel: Huebsch in alle Ewigkeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Flint
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gesagt, weil es hier ansonsten absolut nichts gibt, was ich tun könnte. Wenigstens habe ich eine Nagelfeile dabei und fange aus lauter Langeweile an, an meinen Nägeln rumzumachen.
    »Hallo?!«, höre ich auf einmal eine tiefe Stimme. Gunther glotzt mich fassungslos an. »Das verstößt gegen die Hygienevorschriften.«
    Ach, sieh mal einer an, der Camembert kann sprechen. »Das ist doch nur eine Attrappe«, beruhige ich ihn. »Die ist überhaupt nicht rau, also kann ich auch nichts abfeilen.«
    Gunther starrt mich weiterhin unverwandt an. Ich erkläre es ihm noch mal besser: »Wenn Fingernägel nicht wachsen, braucht man auch nichts zu feilen. Ist einfach bloß eine Angewohnheit von früher.« Gunthers Blick ruht weiter auf mir, und ich stecke die Feile, die keine ist, in meine Tasche. »Schon gut. Jetzt zufrieden?«
    Aber er antwortet nicht, sondern versenkt sich wieder in seinen Dämmerzustand. Ich rolle genervt mit den Augen und laufe ein bisschen rum. Das Schrillen des Telefons dröhnt durch den Raum. Wegen der Kacheln hallt das richtig. Selbst Gunther fällt fast vom Stuhl. Er sieht mich gereizt an. Ich glaube, wir werden keine Freunde. Aber egal. Ich hebe ab.
    »Hallo. Kantine«, sage ich. Es ist Vivian.
    »Können wir uns in fünf Minuten im Foyer treffen?«, fragt sie hektisch.

    Ich werfe einen Blick auf Gunther. »Klar.« Ich lege auf. »Ich muss weg«, sage ich zu meinem Kollegen und werfe meine Schürze auf den Tisch. Es wundert mich nicht, dass für einen kurzen Moment ein Hauch von Erleichterung über sein schwammiges Gesicht weht, bevor wieder Stille einkehrt in seine letzte Ruhestätte.
    Vivian trippelt aufgeregt hin und her, als ich komme. Sie zieht mich in eine Ecke des Foyers, so dass der Pförtner uns nicht belauschen kann.
    »Ture will morgen ins zentrale Identitätsregister!«, verkündet Vivian aufgeregt.
    »Was?«, rufe ich entsetzt.
    Sie nickt. »Ich war eben bei Walburga Heimlich, um ihn anzumelden. Dort gibt es ein Buch, in dem sich alle eintragen müssen - selbst die obersten Chefs -, mit Datum und Grund des Besuchs. Nur wer sich eingetragen hat, wird von der Heimlich nach Rücksprache mit Kowarsch ins Register gebracht.« Vivian schaut sich um, ob uns auch keiner belauscht. Dann wispert sie: »Stell dir vor, Ture war schon vor der Digitalisierung bereits mehrfach dort gewesen. Er hatte also die Gelegenheit, die gefälschten Testamente zu den entsprechenden Akten zu legen. Und im Computer kann er sie sowieso fälschen, da er als Vapo-Chef und Sicherheitsminister natürlich die höchste Zugangsberechtigung hat. Wenn wir jetzt noch beweisen können, dass er hinter dem Institut steckt, dann haben wir ihn!« Sie ballt eine Faust. »Aber da bin ich schon dran, das werde ich bald herausfinden.«
    »Hat er gesagt, was er im Identitätsregister machen möchte?«, frage ich.

    Vivian schüttelt den Kopf. »Entweder er will Spuren verwischen oder vielleicht wieder einen Mord vorbereiten. Ich meine, sonst muss ich ihm bei jeder Kleinigkeit helfen, aber da will er mich nicht dabeihaben. Das sagt doch alles!«
    Da fällt mir siedend heiß etwas ein. »Aber was ist, wenn er mein Handy findet?«, frage ich entsetzt.
    »Das ist genau der Punkt. Wir müssen ihm zuvorkommen! Wir müssen dein Handy rausholen und in den Akten der Opfer prüfen, ob es vielleicht doch noch ein Originaltestament gibt.«
    »Aber wie?«
    Vivian zieht entschlossen die Augenbrauen hoch. »Wir müssen heute Nacht noch rein!«
    »Nein, Vivian, das ist viel zu gefährlich!«, rufe ich erschrocken.
    »Ich weiß. Aber wie sollen wir es denn sonst machen?«
    »Am besten wäre, wenn wir tagsüber rein könnten, wenn uns bei der Arbeit niemand vermisst«, überlege ich. »Aber das geht ja nicht, wegen der Panoramascheibe und weil der Türmechanismus bei Tageslicht blockiert.«
    »Es sei denn, wir hätten Hilfe von jemandem, dem die Sonne nichts anhaben kann«, murmelt Vivian.
    »Sandra!«, rufe ich.
    Vivian nickt. »Aber das löst nicht das Problem mit dem Türschloss.«
    Mir schwirrt was im Kopf rum, aber ich kriege den Gedanken nicht zu fassen. »Verdammt, was hat Ede noch mal erzählt?«
    »Wie bitte?«

    »Ede hat gestern irgendwas geschwallt von einem seltenen kosmischen Ereig… jetzt fällt es mir wieder ein! Die Sonnenfinsternis! « Ich schaue Vivian aufgeregt an. »Morgen ist eine totale Sonnenfinsternis! Um zehn Uhr irgendwas.«
    »Das ist es!«, flüstert Vivian.
    Aber so einfach ist das trotzdem alles nicht. Im Gegenteil. Es

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