Hühner Voodoo (German Edition)
besten melden wir dich für ein Single-Seminar an. Dort kannst du dann sicher sein, keinen verheirateten Mann zu treffen.»
Sie nahm ein Kissen von der Couch, legte es auf den Boden und bettete Brittas Kopf darauf. Aus ihrem Schlafzimmer holte sie eine Decke, mit der sie sie zudecken wollte. Als sie zurück ins Wohnzimmer kam, saß Britta wieder aufrecht und hielt eine Visitenkarte in der Hand. Angestrengt versuchte sie zu lesen, was drauf stand.
«Bahnhof … mir jemand gegeben … Männername drauf?»
Gwendolyn verdrehte die Augen und nahm Britta die Karte aus der Hand. Sie stutzte: «Luna Madison – Hühner Voodoo» stand darauf. Gwendolyn knurrte verärgert. Sie hätte es nicht Bernadette überlassen sollen, für Werbung zu sorgen. «Lebensberatung» hätte da stehen müssen, um ihre psychologische Arbeit mit einzuschließen.
«Mit Männern bin ich fertig …», waren Brittas letzte Worte, bevor sie zur Seite kippte und anfing zu schnarchen.
Am nächsten Vormittag, während Britta noch ihren Rausch ausschlief, klingelte Gwendolyns Telefon.
«Hier ist ein junger Mann, der eine Lieferung für eine Frau Schneider abgeben will», berichtete Bernadette, die täglich frühmorgens in der Praxis erschien und bis abends tapfer die Stellung in den bislang fast noch leeren Räumen hielt. Sie hatte sich selbst Praxiszeiten auferlegt und hielt sich streng daran, ungeachtet der Tatsache, dass sie gar keine Kundschaft hatten. Da die Küche bereits voll eingerichtet war, beschäftigte sie sich mit Kuchenbacken. «Was soll ich tun?»
«Sie annehmen natürlich. Das sind die Möbel für deinen Behandlungsraum.»
«Oh, wunderbar. Bringen Sie alles rein.» Der letzte Satz war offensichtlich an den jungen Mann gerichtet, danach hatte Bernadette einfach aufgelegt.
Gwendolyn ging neugierig nach unten. Es roch nach frischgebackenem Kuchen.
«Wo sind die Sachen?», fragte sie.
«Wer ist Frau Schneider?», antwortete Bernadette mit einer Gegenfrage.
Gwendolyn überlegte kurz. «Eine unserer Mitarbeiterinnen.»
«Wir haben Mitarbeiterinnen?»
Hm. Interessante Idee. Wäre das eine weitere Einnahmequelle? Lohnkosten für imaginäre Mitarbeiter? Würde Bernadette dafür bezahlen?
«Sie ist eine freie Mitarbeiterin. Sie hat sehr gut verhandelt, wir bekommen die Sachen zu einem günstigen Preis. Du übernimmst doch die Hälfte?»
Bernadette sah Gwendolyn erstaunt an.
«Was ist?», fragte Gwendolyn streng. «Ich denke, wir sind Partner. Das gilt auch auf der Kostenseite.»
Bernadette zog ein Gesicht. «Natürlich, das ist ja klar. Aber … ich befürchte, Frau Schneider legt uns rein.»
«Wie kommst du denn auf die Idee?»
«Der junge Mann sagte, das wären ausrangierte Requisiten vom Theater, die wir für unsere Aufführung kostenlos haben können.»
Dumm gelaufen. Das Geld konnte sie abschreiben.
«Hm. Ich werde da wohl mal ein Wort mit Frau Schneider reden müssen», meinte Gwendolyn und hoffte, das Thema wäre damit erledigt.
«Von welcher Aufführung sprach er denn?», fragte Bernadette.
«Keine Ahnung. Vielleicht hat Frau Schneider das erfunden, damit sie die Sachen nicht bezahlen muss.»
«Das ist aber nicht sehr nett. Und das werde ich ihr auch sagen, wenn ich sie treffe.»
Gwendolyn überlegte kurz und entschied, auf angebliche Mitarbeitergehälter als Einnahmequelle zu verzichten.
«Wir werden uns von Frau Schneider trennen. Aber jetzt zeig mir mal die Sachen. Wo sind sie?» Bernadette führte sie in ihr Zimmer, in dem sie ihren Campingtisch und ihre beiden Campingstühle aufgestellt hatte, die sie bislang auf der Straße benutzt hatte, und präsentierte Gwendolyn die vom Theater gelieferten Requisiten: zwei etwas ramponierte, ungefähr ein Meter große Heiligenfiguren, eine mannshohe Pappmaché-Giraffe, ein Elefant, ebenfalls aus Pappmaché, der etwa die Größe einer Dogge hatte, und drei Kartons.
Bernadette deutete auf die beiden Heiligenfiguren. «Das sind Thaddäus und Martha.»
«Du hast ihnen bereits Namen gegeben?»
«Aber nein, sie heißen so. Er hier ist der heilige Judas Thaddäus. Er war ein Apostel und mit Jesus verwandt. Nicht zu verwechseln mit dem Judas, der Jesus verraten hat. Thaddäus ist der Schutzheilige der Verzweifelten und Hoffnungslosen.» Die jahrelange Arbeit als katholische Gemeindeschwester zahlte sich aus. Sie sah Gwendolyn an. «Das passt doch gut.»
«Zu Hühner Voodoo?»
«Ja.»
Gwendolyn verbiss sich eine Bemerkung.
«Wir können es ja kombinieren. In Haiti mischen
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