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Hühner Voodoo (German Edition)

Hühner Voodoo (German Edition)

Titel: Hühner Voodoo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hortense Ullrich
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sie auch Voodoo und Katholizismus.»
    Gwendolyn betrachtete Bernadette nachdenklich. Erfand sie solche Geschichten? Sie deutete auf die weibliche Figur.
    «Und sie? Was ist mit ihr? Wieso hat sie einen Drachen an der Leine? Oder ist das ein genmanipulierter Hund?»
    «Das ist Martha von Bethanien. Sie hat den Drachen mit Weihwasser gezähmt und ihm das Leben gerettet.»
    «Also ist sie die Schutzheilige der Drachen», spottete Gwendolyn.
    «Eher der Hausdrachen», kicherte Bernadette. «Das war ein Witz. Sie ist die Schutzheilige der Hausfrauen. Sie hat einen Kochlöffel in der Hand. Martha hat Jesus mal bewirtet.»
    «Und wie heißen der Elefant und die Giraffe? Fritz und Frieda? Gibt’s dazu auch eine Geschichte?»
    «Nein.»
    Gwendolyn betrachtete die Requisiten. «Das ist ja eine traurige Ausbeute.»
    «Oh, warte, hier ist noch mehr.»
    Aus einem Karton beförderte Bernadette eine Kuckucksuhr hervor und hielt sie Gwendolyn hin.
    «Und darüber soll ich mich jetzt freuen?»
    Bernadette strahlte: «Wir werden den Kuckuck entfernen und stattdessen ein kleines Huhn einsetzen. Dann haben wir eine Hühneruhr.»
    Gwendolyn lächelte gequält.
    «Hühner-Voodoo-Uhr», korrigierte Bernadette. Doch das besserte Gwendolyns Laune auch nicht. Was hatte sich Frau Gärtner nur bei ihrer Auswahl gedacht? «Haben die denn keine Möbel geschickt?»
    «Nein. Aber Möbel brauchen wir nicht, die hab ich doch. Meinen Campingtisch und die Campingstühle. Damit hab ich bisher doch auch immer gearbeitet.»
    Zum Beweis oder zum Schutz setzte sie sich schnell auf ihren Stuhl und legte die Arme auf den Tisch.
    «Voodoo für Camper, na bravo», murmelte Gwendolyn. Doch in Ermanglung einer Alternative segnete sie es ab.
    Sie sah in dem anderen Karton nach und fand dort eine großzügige Auswahl an Stoffen. Dunkle gemusterte und leuchtend bunte. Mit afrikanischer Anmutung. «Schon besser», murmelte sie. «Leg davon welche über deinen Tisch und die Stühle, das hilft. Und hänge ein paar an die Wände, das macht was her.» Sie sah sich im Raum um.
    «Ein paar große Pflanzen wären gut. Ich besorge die.» Gwendolyn überlegte weiter. «Deine Hühnerknochen bindest du an Fäden, wie eine Girlande, und die hängen wir als Dekoration auf.»
    «Ich könnte auch eine Kette für mich machen, die ich mir um den Hals hänge.»
    «Ja, wieso nicht.»
    «Soll ich auch eine für dich machen?»
    «Nein danke.» Bernadette sah, dass Gwendolyn alles in allem nicht sehr zufrieden war. «Warte, da war noch etwas dabei, du wirst begeistert sein.» Aus dem dritten Karton zog sie einen schwarzen Stoff, huschte aus dem Zimmer und stand kurz darauf im Habit einer Nonne vor ihr. Obwohl das Gewand zu lang war und sie es beim Gehen leicht hochhalten musste, rief sie beglückt: «Ist das nicht großartig? Das ist doch perfekt.»
    «Nein, ganz und gar nicht. Das ist albern.»
    Bernadette sah Gwendolyn gekränkt an. «Du bist eine Spielverderberin.»
    «Oh bitte, also wirklich! Du willst hier doch nicht etwa als Nonne herumlaufen?»
    «Wieso denn nicht?»
    Gwendolyn fiel keine Entgegnung ein.
    «Aber nicht immer. Nur manchmal.» Sie wollte wenigstens eine kleine Einschränkung durchsetzen.
    Bernadette strahlte. «Weißt du, Katholizismus und Voodoo ist nämlich gar nicht so weit voneinander entfernt, zum Beispiel …»
    «Gab es schon Anrufe? Terminanfragen?», wechselte Gwendolyn das Thema.
    «Nein.»
    «Macht nichts. Heute Nachmittag kommen meine Möbel, und dann kann’s losgehen.»

[zur Inhaltsübersicht]
    FÜNF
    Frederick Ackermanns Taktik, den Kontakt zu Sandra zu meiden, kam bei ihr nicht gut an. Sandra war eine No-nonsens-Frau, die keine Spielchen spielte, sondern geradeheraus sagte, was sie dachte. Das schätzte Frederick. Sie war klug, durchschnittlich hübsch und zeigte, nach einer gewissen Eingewöhnungszeit, auch Verständnis für seinen Beruf. Allerdings ging ihr Verständnis nicht so weit, dass sie sich seinen Arbeitstag schildern ließ.
    «Ich finde es schön, dass du einen Beruf hast, der dir Freude macht. Aber ich habe da gewisse Berührungsängste, daher wäre ich dir sehr dankbar, wenn wir dieses Thema auf ein Minimum reduzieren könnten.» Frederick gefiel diese Art von Aufrichtigkeit. Leider führte die übergroße Begeisterung für seinen Beruf dazu, dass er es gelegentlich wieder vergaß. Kein Problem, Sandra erinnerte ihn daran. Sie war sehr geduldig. Diese Eigenschaft kam ihr auch in ihrem Beruf zugute. Sandra war Grundschullehrerin. Diese

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