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Hühner Voodoo (German Edition)

Hühner Voodoo (German Edition)

Titel: Hühner Voodoo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hortense Ullrich
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kam er denn auf die Idee, dass ein Fluch auf ihm lastet?»
    «Jedes Mal, wenn er heiraten will, geht etwas schief.»
    «Was denn?»
    «Er behauptet, wenn er einer Frau einen Heiratsantrag macht, kommt sie auf der Stelle zu Tode.»
    Bernadette sah Gwendolyn zweifelnd an. «Meinst du, das stimmt?»
    «Das werden wir gleich mal überprüfen. Ich hab die Namen der Frauen.»
    Sie zog ihr Smartphone hervor und den Zettel mit den Namen und begann mit der Recherche. Nach einer Weile schluckte sie und verlor ein klein wenig an Farbe. Leider hatte Frederick nicht gelogen. Aber zumindest wurde nicht polizeilich gegen ihn ermittelt; alle drei Todesfälle galten als Unfälle ohne Fremdverschulden. Sie blickte auf und sah Bernadette an. «Es stimmt. Sie sind tot.»
    «Wer?»
    «Die Frauen, denen er Heiratsanträge gemacht hat.»
    «Ach du liebes Lottchen!», rief Bernadette. «Das ist ja furchtbar.»
    «In der Tat.»
    Gwendolyn war ein wenig aus dem Konzept. Die Idee, dass er einfach nur verrückt war, hatte ihr besser gefallen. Änderte die Tatsache etwas, dass es diese Frauen wirklich gegeben hatte? Sollte sie ihn als Patienten aufgeben?
    Nein. Schließlich bezahlte er anstandslos. Sie würde seine Familienchronik durchforsten. Das würde viele Stunden Zeit in Anspruch nehmen. Bezahlte Stunden.
    «Was machen wir denn jetzt?», fragte Bernadette.
    «Wir werden seine Familienchronik studieren.»
    Bernadette hatte ihren Kuchen aufgegessen. «Möchtest du noch ein Stück?»
    Gwendolyn dachte kurz nach und überlegte, welche Antwort sie geben müsste, um Bernadettes Hüften zu schonen. «Ja. Aber pack mir das Stück ein, ich nehme es mit nach oben.»
    Bernadette war etwas enttäuscht. Bevor Gwendolyn wieder nach oben ging, um nach Britta zu sehen, wies sie Bernadette noch an, Hühnerknochen zu bemalen. Sie wollte die Knochen, die sie von nun an ihren Kunden mitgeben würde, aufpeppen und ihnen Namen geben. Sie dachte da an Beruhigungsknochen, Energieknochen, Liebesknochen, Glücksknochen und so weiter. Bernadette war begeistert und machte sich mit Feuereifer an die Arbeit.

    Britta war nicht da. Gwendolyn sah in allen Zimmern und Ecken nach, und als sie sie nirgends fand, wollte sie sich erleichtert auf die Couch fallen lassen. Ging aber nicht. Britta hatte sich dort ihr Schmollnest gebaut. Alles lag voll mit Zeitschriften und leeren Pralinen- und Kekspackungen. Außerdem schien ihr Koffer auf der Couch explodiert zu sein, überall lagen Kleider herum, auf dem Couchtisch stapelten sich benutzte Kaffeetassen, ein Teller mit Spaghettiresten und zwei Mineralwasserflaschen. Beide halbleer. Gwendolyn seufzte tief.
    Sie mochte Britta. Ihre Nichte war ein chaotischer Wirbelwind. Verträumt, enthusiastisch, mit einem Hang zur Dramatik und immer in Bewegung. Nun ja, gestern nicht unbedingt, da bewegte sie nur Dinge in ihrem Haus hin und her und verbreitete damit Unordnung. Aber Britta war durchaus liebenswert. Wenn man gute Nerven hatte. Sie war ein hübsches Mädchen. Und sie wirkte auch mit Mitte 30 immer noch mädchenhaft. Aber um mit Britta zusammenzuleben, musste man sich von klassischen Vorstellungen von Ordnung und Sauberkeit verabschieden. Sie wollte sich jedoch lieber von Britta verabschieden.
    Ein Gedanke schoss ihr durch den Kopf. Sie rief bei einem Schlüsseldienst an. «Wie schnell können Sie ein Schloss austauschen?», fragte sie. Doch bevor sie eine Antwort bekam, hörte sie, wie sich der Schlüssel, den sie Britta gegeben hatte, im Schloss drehte.
    «Vergessen Sie’s», sagte sie ins Telefon und legte auf. Es war auch zu spät, schnell in ihr Schlafzimmer zu flüchten und so zu tun, als würde sie ein Nickerchen machen.
    Ergeben wartete sie neben der Couch, bis ihre Nichte ins Wohnzimmer kam.
    «Tante Gwendolyn», rief Britta mit vor Lebensfreude berstender Stimme. «Du glaubst nicht, was passiert ist!»
    Gwendolyn war zwar äußerst erfreut darüber, dass Britta wieder zu ihrem normalen Temperament zurückgefunden hatte, aber zu viel Enthusiasmus vertrug sie nicht. Betont sachlich fragte sie: «Woher willst du wissen, dass ich es nicht glaube?»
    Erwartungsgemäß kam Britta etwas aus dem Konzept. «Ähm, na ja, also …»
    Gwendolyn winkte ab. «Schon gut. Also was ist passiert?»
    «Etwas ganz Großartiges. Aus heiterem Himmel! Du wirst es nicht glauben!»
    «Kind, an dieser Stelle waren wir bereits.»
    «An welcher Stelle?»
    «Dass du postulierst, ich würde etwas nicht glauben, mir jedoch nicht sagst, worum es geht.

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