Hühner Voodoo (German Edition)
Beziehung beendet hat?»
«Ja.»
«Wer hat Schluss gemacht? Sie oder die Freundinnen?»
«Unterschiedlich.»
«Hm. Da ist also kein Muster zu erkennen. Aber während der ganzen Zeit, also wenn Sie eine Freundin haben, fühlt sich Ihre Freundin wohl?»
Er sah sie verständnislos an.
«Keine körperlichen Symptome? Schwindel? Unwohlsein in Ihrer Nähe? Beinahe-Unfälle? Krankheiten?»
Nun schien er zu verstehen, worauf sie hinauswollte.
«Nein. Alles bestens. Auch bei den drei Frauen, die ich heiraten wollte, gab es vorab keine Anzeichen.»
Gwendolyn nickte nachdrücklich. Sie hatte absolut keine Ahnung, was sie mit diesen Informationen anfangen sollte. Aber irgendeine Art von Defekt musste sie ihm bescheinigen, damit er weiterhin zu ihr kam. Um Zeit zu gewinnen, fasste sie zusammen: «Es passiert also wirklich immer nur in dem Moment, in dem Sie ihr einen Heiratsantrag machen?»
Frederick schluckte, nickte und sagte kläglich: «Ja. Es ist, als ob ein Fluch auf mir liegt.»
Fluch! Das gefiel ihr. Damit konnte man arbeiten. Das klang vielversprechend.
«Wieso glauben Sie das?»
Er wurde ärgerlich. «Das hab ich Ihnen doch bereits gesagt! Die Frauen, die ich heiraten will, sterben alle.»
Weil sie es für einen psychologisch wertvollen Satz hielt, sagte sie: «Es ist gut, dass Sie Ihrem Ärger Ausdruck geben.»
Aber das interessierte Frederick nicht. Er war am Ergebnis orientiert.
«Können Sie mir helfen?»
«Aber ja, ich bin Spezialistin für Flüche.»
«Sie glauben tatsächlich, es liegt ein Fluch auf mir?»
«Nun, das werden wir herausfinden.»
Frederick schüttelte den Kopf. «Das ist doch absurd!»
«Wenn Sie meinen. Aber wenn ich Ihnen mal einen psychologischen Rat geben dürfte …» Sie machte eine kleine Kunstpause, in die er sehr ärgerlich hineinsprach: «Deshalb bin ich ja hier. Und dafür bezahle ich Sie auch.»
«Ah, der Ärger, die Wut, sehr schön. Lassen Sie Ihren Emotionen freien Lauf!»
Er knurrte. «Was für einen Rat?»
«Machen Sie keine Heiratsanträge mehr.»
«Danke. Auf die Idee bin ich auch schon selbst gekommen!»
Hm. Das war wohl nicht so überzeugend. So würde sie ihn als Patienten nicht halten können.
«Entspannen Sie sich erst mal, legen Sie sich hin, alles wird gut», versuchte sie ihn aufzumuntern.
Aber er war nicht aufzumuntern. Er schleppte sich zur Couch und ließ sich erschöpft in die Polster fallen. Dann stützte er die Ellbogen auf seine Oberschenkel und vergrub seinen Kopf in den Händen. Ein Anflug von Mitleid überfiel Gwendolyn. Unangenehmes Gefühl. Sie schüttelte sich kurz, dann war es wieder weg. Die Fluch-Variante gefiel ihr gut. Dabei würde sie bleiben. Das war ein nebulöses Gebiet, und sie konnte dafür Extragebühren verlangen. Einen Fluch-Zuschlag sozusagen.
Sie stand auf, kam hinter dem Schreibtisch hervor und wollte sich eigentlich ihm gegenüber auf einen Sessel setzen. Aber dann kamen ihr doch wieder Bedenken. Sie lehnte sich an den Schreibtisch und sah Frederick an. Erneut erfasste sie eine Mitleidswelle. Armer Kerl. Schade, dass sie ihm nicht helfen konnte. Aber zumindest sollte sie so tun als ob. Wie sollte sie vorgehen? Psychologisch. Klassisch. Die meisten Probleme liegen in der Kindheit begründet. Sie würde ihn erst einmal damit beschäftigen, eine gedankliche Reise in seine Vergangenheit zu machen.
«So, dann wollen wir mal. Legen Sie sich hin. Atmen Sie tief in den Bauch. Gehen Sie in Gedanken zurück in Ihre Kindheit, noch ein Stück weiter. Gut so. Atmen Sie gleichmäßig weiter. Immer tief ein und aus. Erinnern Sie sich, ob bei Ihrer Geburt eine Fee an Ihrer Wiege gestanden und etwas gesagt hatte? Vielleicht eine Drohung?»
Er setzte sich auf. «Eine Fee?»
«Eine böse Fee natürlich.»
«Eine böse Fee an meiner Wiege? Was soll das?»
«Wenn wir von einem Fluch ausgehen, müssen wir feststellen, woher und wie der Fluch in Ihr Leben kam.»
Frederick schnaubte leicht, und Ironie war aus seiner Stimme herauszuhören, als er sagte: «Ich habe sehr wenig Erinnerungen an meine Zeit in der Wiege, und es wurde nichts überliefert. Aber wir können natürlich mal in unserer Familienchronik nachsehen. Oder bei Grimms Märchen.»
«Sie haben eine Familienchronik?» Das klang nach netter Lektüre und bezahlten Lesestunden. «Bringen Sie sie vorbei, ich werde sie studieren. Allerdings muss ich Ihnen das in Rechnung stellen. Stellt das ein Problem dar?»
Er schien etwas genervt zu sein. «Hören Sie, das geht klar mit
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