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Hühner Voodoo (German Edition)

Hühner Voodoo (German Edition)

Titel: Hühner Voodoo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hortense Ullrich
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Bluse; an beidem war eigentlich nichts auszusetzen. Dann hob sie ihren Pferdeschwanz in die Höhe und sagte: «Mit der Frisur?!»
    Auch darin sah Gwendolyn kein Problem. «Es war ein Kunde. Du kannst dich doch nicht verstecken, wenn ein Kunde kommt.»
    «Tu ich ja normalerweise auch nicht. Nur wenn es ein toller Mann ist und ich nicht gut aussehe.»
    «Aha. Und wie soll diese Lovestory weitergehen?»
    «Ich warte, bis er wiederkommt.»
    «Und wenn er nicht wiederkommt?»
    «Er wird wiederkommen. Er kommt öfter in den Laden.»
    «Das hast du dem Klang seiner Stimme entnommen?»
    «Ja.»
    «Britta!»
    «Er hat nach Frau Mertens gerufen. Also kennt er sie. Und ist wohl öfter da. Dann ging er wieder.»
    «Was hast du jetzt vor?»
    «Beim nächsten Mal werde ich vorbereitet sein. Ich werde umwerfend gut aussehen.» Sie schüttelte ärgerlich den Kopf. «Nicht zu fassen, dass mir so ein Anfängerfehler passiert. Aber das kam nur, weil ich eigentlich allen Männern abgeschworen hatte.»
    «Wovon redest du jetzt?»
    «Na, dass ich ungeschminkt und in ganz normaler Kleidung das Haus verlassen habe.»
    «Das heißt, ab jetzt trägst du zur Arbeit Cocktailkleider und legst Abend-Make-up auf?»
    «So in etwa. Man muss allzeit bereit sein. Man weiß ja nie, wann einem der richtige Mann über den Weg läuft. Und der erste Eindruck ist entscheidend. Ich will, dass ihm der Atem stockt, wenn er mich sieht. Er muss auf der Stelle hin und weg sein von mir.»
    «Verstehe.» Gwendolyn überlegte, welchen Grund sie angeben könnte, um nun so schnell wie möglich ihr Haus zu verlassen, denn Britta würde keine Ruhe geben. Sie war zu aufgedreht und würde ihr einen Knopf an die Backe reden.
    «Wir müssen das perfekte Outfit für mich finden. Ich hab ja bloß einen Koffer dabei, alle meine anderen Sachen sind ja noch in meiner Wohnung.»
    Wohnung. Das war das Stichwort für Gwendolyn. Sie stand auf und suchte nach der Zeitung. «Schau mal bei den Immobilienanzeigen nach einer Wohnung für dich.»
    Bevor Britta reagieren konnte, flüchtete Gwendolyn. Ihr war eingefallen, dass sie Britta keine Erklärung schuldete, wieso sie ihr Haus verließ.
    Sie spazierte einmal um den Block und schlich dann sehr leise und auf Zehenspitzen wieder zurück. Im Schlafzimmer ließ sie sich erschöpft auf ihr Bett fallen.

    Am nächsten Morgen lauschte Gwendolyn, bis sie hörte, dass die Haustür ins Schloss gefallen war, dann erst verließ sie ihr Schlafzimmer. Sie wollte ein Gespräch mit ihrer Nichte vermeiden. Dafür war es noch zu früh am Morgen. Aber wenigstens hatte Britta nun eine Motivation, tagsüber das Haus zu verlassen und zur Arbeit zu gehen. Und sie war bestens gelaunt.
    Als Gwendolyn das Wohnzimmer betrat, erschrak sie regelrecht, denn es war aufgeräumt. Picobello. Brittas Hang zur Unordnung schien unmittelbar mit ihrer Laune zusammenzuhängen. Nun gut, das machte das Zusammenleben wesentlich erträglicher.
    Als sie in die Küche kam und der Frühstückstisch gedeckt war und ein Zettel von Britta dalag, auf dem sie ihr guten Morgen und guten Appetit wünschte, war Gwendolyn vollends versöhnt.

[zur Inhaltsübersicht]
    SIEBEN
    Judith Kallmeyer wählte mit sehr viel Bedacht ihre Kleidung aus. Sie hatte sich freigenommen. Für eine Beerdigung. Sie entschied sich für ein schwarzes Kostüm, eng geschnitten, mit kurzem Rock. Die Farbe war der einzige Kompromiss, den sie machen wollte. Schließlich hatte sie vor, gut auszusehen. Der Aspekt des Trauerns war zweitrangig. Sie kannte die Verstorbene ja gar nicht. Dafür aber den hinterbliebenen Freund. Genau genommen kannte sie ihn auch nicht wirklich gut, aber sie hoffte, dass sich das nun ändern würde, da er nach dem Tod seiner Freundin ja wieder «auf dem Markt» war.
    Sie war Frederick Ackermann zum ersten Mal begegnet, als er die Beerdigung ihres Ehemannes organisierte. Dass sie Witwe wurde, dafür hatte sie selbst gesorgt, denn ihr Ehemann murmelte nach einem halben Jahr Ehe immer wieder etwas von Scheidung. Nein, geschieden wollte sie nicht sein. Dann lieber verwitwet. Denn es stellte sich heraus, dass die Immobilien, die er verwaltete und die der Grund für Judiths Ja-Wort gewesen waren, gar nicht ihm gehörten und sie ihm im Falle einer Scheidung womöglich Unterhalt zahlen müsste. Judith fühlte sich betrogen. Und bekam sehr schlechte Laune. Sie begann sich für nicht nachweisbare Gifte und die Zubereitung von Pilzomeletts zu interessieren. Als Judiths Mann plötzlich, aber doch

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