Hühner Voodoo (German Edition)
Freundinnen. Sie würde recherchieren und überprüfen, ob polizeiliche Ermittlungen gegen ihn liefen. Denn falls er ein Serientäter war, würde sie ihr Honorar verdreifachen.
Honorar! Genau.
«Bevor wir weitermachen, müssen wir das Finanzielle regeln. Mein Stundensatz ist jeweils vor der Behandlung fällig. In bar.»
Frederick nickte, ungerührt griff er in seine Jackentasche und holte seinen Geldbeutel raus.
«Den Hausbesuch rechnen wir auch gleich mit ab. Heute ist Ihre dritte Sitzung. Und für die erste Behandlung hatten wir das doppelte Honorar vereinbart.»
Er zögerte. «Als Sie bei mir waren, haben wir uns kaum eine Viertelstunde unterhalten.»
«Schon, aber es war ein Hausbesuch. Dafür berechne ich den vollen Stundensatz.»
Er holte eine Reihe von Geldscheinen aus seinem Portemonnaie, und bevor er fragen konnte, wie viel er ihr denn nun schuldete, nahm ihm Gwendolyn das Geld aus der Hand. Es gab ihr Sicherheit, und es motivierte sie weiterzumachen. Gut, er war verrückt, hatte Wahnvorstellungen, aber eine tadellose Zahlungsmoral. Letzteres war für sie die Priorität, alles andere würde sich finden.
Sie schob ihm einen Block und einen Bleistift über ihren Schreibtisch. «Und nun schreiben Sie doch mal bitte die Namen Ihrer … ehemaligen … Freundinnen auf.»
«Wozu brauchen Sie die Namen?»
«Onomatologie.»
Er runzelte die Stirn.
«Namenskunde», übersetzte sie. «Um eine Namensanalyse durchzuführen.»
«Und was soll das bringen?»
«Wir loten jede erdenkliche Möglichkeit und Ursache aus. Und schreiben Sie auch gleich das Geburtsdatum und das Ster… Geburtsdatum reicht.» Das Sterbedatum würde sie ja erfahren, wenn sie seine ehemaligen Freundinnen überprüfte. Google sei Dank! Und bei Namensdopplungen reichte ihr das Geburtsdatum als Anhaltspunkt.
«Und wieso das?»
«Numerologie. Sie wissen schon.»
«Nein.»
«Zahlenmystik. Zahlen haben mystische Bedeutungen. Wir müssen schließlich alles in Betracht ziehen.»
Frederick sah sie erst leidend, dann kritisch an.
Gwendolyn hatte das Gefühl, etwas Erklärendes sagen zu müssen.
«Sie haben Glück, dass Sie bei mir gelandet sind, denn ich beschäftige mich nämlich auch mit den Randgebieten der Psychologie: Mystik und Esoterik.»
«Mystik und Esoterik sind Randgebiete der Psychologie? Das wusste ich gar nicht.»
Sie auch nicht.
«Nun, man lernt nie aus, nicht wahr?» Gwendolyn lächelte vertrauenerweckend. Sie tippte auf den Block. «Die Namen bitte.»
Frederick nahm den Stift, schrieb drei Namen auf den Block, riss das Blatt ab und reichte es ihr.
«Nun setzen Sie sich», wies sie ihn an.
Als er auf die Couch zuwankte, fragte sie in freundlichem Plauderton: «Wie lautet denn Ihre Erklärung für diese … ähm … unerfreulichen Zwischenfälle.»
«Zwischenfälle? Unerfreuliche Zwischenfälle?», schnappte er, blieb stehen und drehte sich zu ihr um.
«Nun, ich bevorzuge eine nicht wertende und undramatische Betrachtung Ihres Problems.»
Frederick sah sie ärgerlich an, sie sah unbeeindruckt zurück. Schließlich meinte er: «Ja. Natürlich. Sie haben recht. Sie müssen das ganz professionell angehen.»
Gwendolyn nickte bestätigend. «Also, erzählen Sie mir, was Ihnen so durch den Kopf geht.»
Er begann wieder, vor der Couch auf und ab zu laufen.
«Bitte setzen Sie sich, Sie machen mich ganz wuschig mit Ihrem Gerenne.»
Er setzte sich zwar nicht, blieb aber wenigstens stehen. Er sah sie verzweifelt an. «Ich weiß wirklich nicht, wieso mir das immer wieder passiert. Ich lerne eine Frau kennen, verliebe mich in sie, mache ihr einen Heiratsantrag, und sie stirbt. In den letzten sechs Jahren ist das drei Mal passiert.»
«Aber nur, wenn sie die Frau heiraten wollten?»
«Ja.»
«Hatten Sie früher oder auch zwischen diesen … ähm … Vorfällen andere Freundinnen?»
«Ja.»
«Viele?»
«Ja. Aber meist nur bis zu dem Moment, in dem sie erfahren haben, was ich beruflich mache. Das schreckt die meisten ab.»
Gwendolyn nickte nachdrücklich. «Verstehe ich.»
Frederick warf ihr einen gekränkten Blick zu.
«Vom Standpunkt einer jungen Frau gesehen ist Ihr Beruf … na ja … eher ungewöhnlich. Aber einige ließen sich nicht abschrecken, sagten Sie. Wie endeten diese Beziehungen?»
«Wie meinen Sie das?»
«Na ja, hatten Sie Beziehungen, die auf, sagen wir mal, natürliche Art und Weise endeten?» Da Frederick sie etwas fragend ansah, erklärte sie: «Nicht durch Tod, sondern weil einer von beiden die
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