Hühner Voodoo (German Edition)
Ihrem Honorar. Geld ist zurzeit meine geringste Sorge.»
«Das ist schön, das freut mich», sagte sie.
Sie sah aus dem Fenster und bemerkte, dass Bernadette die Straße entlangkam. In wenigen Minuten würde sie die Praxis betreten. Da Geld bei dem Herrn keine Rolle spielte, könnten sie auch gleich noch eine Hühner-Voodoo-Sitzung abhalten. Doch dafür sollte sie vielleicht erst einmal die Parameter ihrer Behandlungsmethoden mit Bernadette absprechen. Besser einen Extratermin ausmachen, beschloss sie.
«Für heute sind wir fertig. Ich rufe Sie an und sage Ihnen, wann Sie wiederkommen können.»
Frederick schien nicht gewillt zu gehen. «Wir sind aber keinen Schritt weitergekommen.»
«Oh doch. Wir kennen jetzt die Ursache Ihres Problems.»
«Sie glauben ernsthaft an einen Fluch?»
«Es ist die einzig logische Erklärung.»
Er schien nicht sehr glücklich damit zu sein.
«Nur Mut, wir sind auf dem richtigen Weg. Bald wissen wir mehr und können etwas dagegen tun.»
Er stand widerstrebend auf. «Können Sie mir denn irgendetwas verschreiben? Gegen die Ängste und die Panikattacken?»
«Natürlich», sagte sie, drehte sich zum Schreibtisch um und suchte nach einem Stückchen Traubenzucker oder einem Atemminz. Dann schoss ihr eine viel bessere Idee durch den Kopf. Sie sauste rüber in Bernadettes Zimmer, kam mit ernster Miene zurück und überreichte Frederick einen Hühnerknochen.
«Wenn Sie eine Panikattacke haben, dann nehmen Sie bitte diesen Knochen in die Hand und atmen ganz ruhig und gleichmäßig in den Bauch. So wie wir es vorhin geübt haben.»
Er sah ungläubig auf seine Hand.
«Aber am besten ist es, sie vermeiden eine Panikattacke.»
«Das ist ja ein guter Ratschlag. Danke.»
Gwendolyn ignorierte den ironischen Unterton. «Wir verrechnen den Knochen bei der nächsten Sitzung. Und bitte vergessen Sie nicht, Ihre Familienchronik mitzubringen.»
Frederick ging, sein Schritt war schwer, den Hühnerknochen drehte er mehrmals in seiner Hand.
Gwendolyn strahlte. «Bernadette, es geht los! Wir haben einen Fluch.»
«Oh Gott, was für einen?», rief Bernadette erschrocken.
«Einen Fluch-Patienten», stellte Gwendolyn klar. «Perfekt für Hühner Voodoo!» Da Bernadette immer noch kein erleuchtetes Gesicht machte, ergänzte sie: «Ich habe einen Patienten, Frederick Ackermann, der glaubt, dass auf ihm ein Fluch liegt. Und da kommst du ins Spiel. Mit deinem Hühner Voodoo. Wir müssen nur noch entscheiden, wie du das machst. Wir sollten ein paar Fluch-Sitzungen üben.»
«Das ist nicht nötig, ich mach das wie immer. Ich stelle eine Frage, werfe die Knochen und lese dann die Antwort aus der Lage der Knochen.»
«Nein, ich meine, was du ihm sagst.»
«Ich sage ihm das, was mir die Knochen sagen.»
«Auf alle Fälle solltest du ihm sagen, dass er wöchentlich herkommen muss.»
«Aber sicher, wenn die Knochen das sagen, dann sage ich es ihm natürlich.»
Gwendolyn seufzte. Bernadette ließ wohl nicht mit sich handeln. Na gut, dann würde sie eben Frederick Ackermann neben den normalen Sitzungen bei ihr noch eine wöchentliche Hühner-Voodoo-Behandlung verordnen.
Bernadette ging in die Küche und schnitt zwei Stück Marmorkuchen ab. Gwendolyn war ihr gefolgt.
«Kuchen?», wandte sich Bernadette an Gwendolyn.
«Nein, du kannst mein Stück haben.» Gwendolyn kannte die Prozedur inzwischen.
Bernadette legte die beiden Stücke auf einen Teller, ging zum Küchentisch, setzte sich und begann genüsslich den Kuchen zu futtern. «Das ist echt eine Erholung, nach all den Hühnchen.»
Gwendolyn setzte sich zu ihr. «Um auf den Fluch zurückzukommen. Wenn du deine Sitzung mit Frederick Ackermann hast, musst du es etwas geheimnisvoll und rätselhaft machen. Ihm vielleicht auch anbieten, dass du einen Gegenfluch aussprichst oder so.»
«Ich würde niemals Leute verfluchen.»
Leute verfluchen. Hm. Gwendolyn überlegte. Das könnte eigentlich auch ein ganz vielversprechendes Geschäft sein. Und amüsant. Nun, darauf würde sie später zurückkommen.
«Also, du sagst ihm, dass ein Fluch auf ihm lastet.»
«Ich denke, das weiß er schon.»
«Er glaubt es. Und du bestätigst ihm das.»
«Wenn es stimmt.»
«Das ist doch egal. Es geht doch darum …» Nein, das würde sie nicht ausführen.
«Hat er was Unrechtes getan?», fragte Bernadette.
«Wieso?»
«Schließlich wird man ja nicht ohne Grund verflucht.»
Gwendolyn lächelte. «Na, das werde ich herausfinden. In vielen langen Sitzungen.»
«Wie
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