Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hühner Voodoo (German Edition)

Hühner Voodoo (German Edition)

Titel: Hühner Voodoo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hortense Ullrich
Vom Netzwerk:
verstehen würde. Tat sie natürlich nicht. Er blieb reglos, während sie ihm um den Hals fiel.
    «Ich hatte mir schon solche Sorgen um Sie gemacht!»
    «Danke», sagte er vage.
    Sie strich ein paar Mal über die linke Schulter seines Anzuges, als müsste sie dort etwas richten. «Ich habe Muffins für Sie gebacken.» Sie drückte ihm ein Körbchen in die Hand und lächelte.
    Er sah sie überrascht an. Sie wirkte nicht hausfraulich. «Sie backen?»
    Judith schien etwas gekränkt, deshalb beeilte er sich hinzuzufügen: «Das ist … sehr nett, ähm, danke.»
    Judith lächelte.
    Er lächelte zurück.
    Judith intensivierte ihr Lächeln.
    Und überschritt damit Fredericks Wohlfühlzone. Er brach den Blickkontakt ab.
    «Frau Kallmeyer wollte, dass ich sie in Ihre Wohnung lasse. Aber ich habe gesagt, das geht nicht.» Chantal Fischers vorwurfsvoller Unterton war nicht zu überhören.
    «Damit ich Ihnen die Muffins persönlich geben kann. Ich wusste ja nicht, dass Sie gar nicht in Ihrer Wohnung sind», verteidigte sich Judith.
    Frederick nickte Chantal zu. «Das war in Ordnung. Danke.»
    Judith sah ihn empört an.
    «Es ist meine Privatwohnung», erklärte Frederick freundlich.
    «Ich wollte Sie ja auch privat besuchen.»
    Frederick lächelte süßsauer und atmete tief durch. Nein, er würde nicht unhöflich werden «Wissen Sie, private Besuche während der Geschäftszeiten sehen wir nicht so gerne.»
    «Aber Sie sind doch der Chef.»
    «Deshalb muss ich ja mit gutem Beispiel vorangehen.»
    «Ich kann heute Abend wiederkommen.»
    «Das ist … Nein, danke.»
    Er ging mit den Muffins zu Chantal und gab ihr das Körbchen. «Das ist für die Belegschaft.» Dann wandte er sich an die junge Frau. «Guten Tag, mein Name ist Frederick Ackermann. Wie kann ich Ihnen helfen?»
    Die junge Frau hielt ihm einen Zettel vors Gesicht.
    «Komme wegen Arbeit.»
    Den Zettel konnte er nicht lesen, aber er erinnerte sich, dass er eine Reinigungskraft suchte. «Kommen Sie aufgrund der Anzeige?»
    Die junge Frau fuhr entsetzt zurück. «Anzeige? Ich nix gemacht!»
    «Nein, ich meine die Anzeige in der Zeitung. Wir suchen eine Reinigungskraft.»
    «Nix Reinigung. Putzfrau.»
    «Nun, wir sagen Reinigungskraft.»
    «Nein. Putzfrau.»
    «Okay.» Frederick lächelte. «Sie wollen hier als Putzfrau arbeiten?»
    «Przecież.»
    Da die junge Frau dabei heftig nickte, ging Frederick davon aus, dass es «Ja» bedeutete.
    «Wie ist denn Ihr Name?»
    «Ewa. Ewa Lewandowski.»
    Frederick nickte. «Also, Frau Lewandowski …» Er deutete auf Chantal. «Frau Fischer wird Sie herumführen und Ihnen die Räumlichkeiten zeigen. Wenn Sie Interesse haben, können Sie morgen anfangen.»
    Judith war hinter ihn getreten. «Sie stellen einfach so jemanden ein? Ohne Referenzen?»
    Frederick sah Judith kurz an und wandte sich an Ewa. «Haben Sie Referenzen?»
    Ewa hielt ihm wieder den Zettel hin. In krakeliger Schrift stand dort, dass sie Ewa Lewandowski hieß und aus Polen kam. Bei Verständigungsschwierigkeiten konnte er ihre Cousine Eliana Lewandowski anrufen.
    «Das ist wohl die Referenz», meinte er zu Judith und reichte Chantal Fischer den Zettel. «Wenn Sie nicht weiterkommen, rufen Sie hier an. Und geben Sie ihr einen Arbeitsvertrag mit. Den kann ihre Cousine ihr dann vorlesen und erklären. Weisen Sie sie bitte darauf hin, dass es eine halbe Stelle ist. Arbeitszeit von 15 bis 20 Uhr.» Und wieder an Judith gewandt fügte er hinzu: «Wissen Sie, Frau …»
    «Kallmeyer», presste Judith gekränkt hervor.
    «Frau Kallmeyer, es ist nicht leicht, in unserer Branche Personal zu bekommen. Wir können nicht sehr wählerisch sein. Viele Leute möchten nicht in einem Bestattungsinstitut arbeiten.»
    «Also mir würde es nichts ausmachen, hier zu arbeiten.»
    «Als Putzfrau?»
    «Nein, natürlich nicht. Ich will damit sagen, dass es ein sehr ehrenvolles und respektables Gewerbe ist, was Sie da betreiben.»
    «Es freut mich, dass Sie das so sehen.»
    Ewa hatte inzwischen verstanden, dass Frederick bereit war, ihr den Job zu geben. Sie sah ihn strahlend an. «Dziękuję!»
    Frederick hoffte, dass es «Danke» hieß, und nickte Ewa aufmunternd zu. Daraufhin ergriff sie seine Hand und schüttelte sie sehr herzlich. Judith sah das äußerst ungern. Und warf Ewa einen feindseligen Blick zu. Ewa war noch keine 30, und man konnte erkennen, dass unter der dicken Schminkschicht ein hübsches Gesicht war. Judith hoffte, dass es ewig unter der Make-up-Schicht verborgen bleiben

Weitere Kostenlose Bücher