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Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Titel: Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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zwei Aufsehern, und die obligatorische Schranke zeigten an; daß hier der Nationalpark anfing.
    »Die haben ja nicht mal einen Zaun drum herum«, sagte Tinchen verwundert.
    »Wie willst du denn dreihundertachtzig Quadratkilometer einzäunen?«
    »Stimmt, Flori, das würde zu teuer werden«, gab sie zu. Bevor sie sich trennten, fuhren die Wagen noch eine Zeitlang hintereinander, dann schlug Mloleve einen Seitenweg ein. Und da tauchte sie auch schon in der Ferne auf, die erste Zebraherde. Gleich daneben Antilopen. Am Rand der Piste hockte ein Rudel Meerkatzen, unbeeindruckt von dem vorbeifahrenden Auto.
    »Dove leone?« rief Rinaldo ungeduldig.
    »Dopo«, sagte Tinchen. Glaubte dieser Mittelmeermensch etwa, die Löwen würden sich gleich zu seiner Begrüßung einfinden? Dazu mußte man sicher erst viel tiefer in den Park eindringen. Ein Warzenschwein steckte seinen Kopf aus einem Palmendickicht, stutzte, drehte ihnen sein Hinterteil zu und verschwand wieder.
    Tobias lachte laut auf. »Das hat deutlich gezeigt, was es von uns Störenfrieden hält. Was is’n das da drüben?«
    »Sieht aus wie ein Büffel«, tippte Florian, »könnte aber auch ein Gnu sein. Wozu geht ihr eigentlich in die Schule? Ihr müßt doch so was wissen.«
    »Denkste. Ich kann dir sagen, wie viele Chromosomen Säugetiere haben und wie es zu Mutationen kommt, aber nicht, wo die Viecher leben. Außerdem ist das weder ein Büffel noch ein Gnu, sondern ein Kudu.«
    »Woran erkennst du das?«
    »Das weiß man eben«, sagte Tobias. Behauptungen muß man einfach in den Raum stellen, dann werden sie auch geglaubt.
    Weiter ging es. Ab und zu sah man weit entfernt eine Staubfahne, sichtbares Zeichen eines anderen Wagens. Einer kam ihnen sogar entgegen. Kurzer Plausch zwischen den beiden Fahrern, dann preschte Mloleve los. Erst geradeaus, dann links ab auf einen schmaleren Weg. Tinchen stieß mal wieder an die Wagendecke, Julia flog seitwärts an die ungepolsterte Wand, aber das machte ihnen nichts aus, ein wildes Tier war gesichtet worden.
    »Leone?«
    »No, leopardo«, sagte Tinchen. Damit gab sich Rinaldo vorerst auch zufrieden. Leider hatte der Leopard bereits das Weite gesucht, als sie die angegebene Stelle erreichten. Sie sahen nur einige auf zarten Balletthufen flüchtende Gazellen und weiter hinten zwei Giraffen. Wie beschwipste Kräne stelzten sie zwischen den Dornbüschen einher. Immer wieder begegneten ihnen Zebras und Antilopen, und noch mehr Antilopen und noch mehr Zebras, dann wieder Kudus oder Springböcke.
    »Reichhaltig ist der Tierbestand wirklich«, sagte Tinchen gähnend, »nur leider etwas einseitig. Ich würde ganz gern mal einen Elefanten sehen.«
    Der stand plötzlich vor ihnen. Erschrocken trat Mloleve auf die Bremse und legte den Rückwärtsgang ein. »Elefant allein. Vielleicht böse.«
    So sah der aber gar nicht aus. Gemächlich überquerte er in seinem ewig zerknautschten grauen Anzug die Piste und suchte seinen Weg ins Dickicht.
    »Loxodonta africana«, dozierte Tobias, »frißt sechzehn Stunden am Tag und braucht durchschnittlich hundertfünfzig Kilo Nahrung.«
    »Du hast ja doch was in der Schule gelernt«, lobte Florian.
    »Nee, steht im Reiseführer.«
    »Wenigstens den hast du gelesen!«
    Allmählich wurde es warm. Etwas später heiß. Längst hatte Tinchen ihre Jacke ausgezogen, die Ärmel der Bluse hochgekrempelt, und nun hätte sie auch gern die Jeans gegen Shorts ausgewechselt, doch im Wagen ging das schlecht. Zu eng. »Können wir mal anhalten?«
    Mloleve vermutete einen anderen Grund für diese Bitte, hielt neben einem großen Dornbusch und stieg aus. »Mama warten!« Sorgfältig schritt er um das Dickicht, stocherte mehrere Male darin herum, dann kam er zurück. »Alles okay, kein Schlange, kein Löwe.«
    »Leone? Dove leone?«
    »Der Kerl macht mich noch wahnsinnig mit seinem Löwen!« schimpfte Julia. Aussteigen wollte sie nicht. »Ich bin doch nicht lebensmüde.«
    Tinchen hatte die Jeans noch nicht einmal halb ausgezogen, als Mloleve rief: »Einsteigen, schnell! Elefanten kommen!«
    Erst zögerte sie, dann klemmte sie sich die Hosen unter den Arm und spurtete zurück zum Wagen. Ihr Bikinihöschen war bestimmt noch kleiner als der Slip, den sie trug, und die Italiener interessierten sich ohnedies nicht für ihren aufreizenden Anblick. »Naldo, mio caro«, flüsterte Ricardo manchmal dem Dicken ins Ohr, und »Rico, caro mio«, kam es ebenso zärtlich zurück, bevor sie sich an den Händen faßten und einträchtig

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