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Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Titel: Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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verstummten allmählich. Er hatte wohl eingesehen, daß die Herrschaften auf eine Begegnung mit ihm keinen Wert legten.
    Plötzlich trat Mloleve mit beiden Füßen auf die Bremse. »Da drüben in Baum!« Der Baum war eine der sattsam bekannten Schirmakazien, nicht mal besonders groß, aber verstaubt wie alles andere hier auch. Nur einen flüchtigen Blick warf Tinchen hinüber. »Ja, und?«
    Julia sah es zuerst. Irgend etwas lag auf der untersten Astgabel. Normalerweise hätte niemand den Geparden bemerkt, weil er sich fast gar nicht von seiner Umgebung abhob, doch Mloleve hatte ihn sofort erspäht. »Machen Foto.«
    Der Gepard schien sich seiner Rolle als Modell bewußt zu sein. Als die erste Kamera klickte, hob er den Kopf und ließ ihn erst wieder sinken, nachdem die letzte Aufnahme im Kasten war. Später behauptete Tinchen steif und fest, das Tier habe sogar gelächelt.
    In Mloleve war nun der Ehrgeiz erwacht. Irgendwo mußten die verflixten Löwen doch stecken! Bisher hatte er sie immer gefunden, nur heute ließen sie sich nicht sehen. Kurz entschlossen bog er von der Piste ab und folgte einem kaum sichtbaren Pfad quer durch eine mit hüfthohem Gras bestandene Ebene. Und genau auf dieser Strecke kam ihnen ein anderer Wagen entgegen. Der Fahrer rief etwas, Mloleve wendete, dann ging es zurück auf die Straße und gleich wieder rechts ab auf den nächsten Trampelpfad. Nach einigen hundert Metern endete er vor einem Dornbuschdickicht. Und da lag er nun wirklich, der Löwe, König der Savanne, majestätischer Herrscher der Steppe – und schlief. Weder das Knattern des defekten Auspuffs noch lautes Geschrei vermochten ihn zu wecken. Nur mit Mühe konnte Mloleve verhindern, daß Naldo aus dem Wagen kletterte und sich neben dem Tier in Positur stellte. Der sähe doch ganz harmlos aus, behauptete er; seine beiden Katzen zu Hause seien bestimmt gefährlicher, und weshalb Rico nicht ein Foto von ihm machen solle, wenn er dem Löwen den Kopf kraule.
    »Lebt der überhaupt?« zweifelte Julia. »Bei dem Krach kann doch keiner weiterschlafen.«
    »Natürlich lebt er«, sagte Tobias. »Wenn er tot wäre, dann wären schon die Hyänen und Schakale über ihn hergefallen.«
    »Hast du denn welche gesehen?«
    »Nein«, gab er zu. Dann kam ihm die Erleuchtung. »Vielleicht ist er schwerhörig?«
    »Oder ausgestopft.«
    Die Frage wurde nie geklärt, weil Mloleve auf Weiterfahrt drängte. Fünf Minuten Löwe seien genug, man müsse ja noch das Flußpferd besichtigen.
    Richtig zufrieden war nur Naldo. Er hatte seinen Leone gesehen, ob lebendig, tot oder ausgestopft, war ihm egal, glücklich schmetterte er eine italienische Arie aus der Dachluke, die allerdings sehr schnell in einem Hustenanfall endete, weil der vorausfahrende Wagen eine dicke Staubwolke hinter sich herzog. Sofort nestelte Rico eine Sprayflasche aus seiner Tasche und ließ Naldo inhalieren.
    Das Flußpferd fanden sie auch noch. Aus einem Tümpel ragten seine Nüstern und die Glubschaugen heraus, mehr war nicht zu sehen.
    »Na, toll!« sagte Julia bissig. »Und für so was fahren wir nun stundenlang durch die Pampa, holen uns blaue Flecke und einen Haufen Mückenstiche, frieren, schwitzen, schlukken zentnerweise Dreck und sehen aus wie die Schweine. Heia Safari!«
    Ganz so negativ sah Tinchen das nicht, aber auch sie war enttäuscht. Sicher, die Elefanten hatten ihr viel Spaß gemacht, leider hatten sie nur zwei Herden getroffen, doch diese ständige Suche nach den einzelnen Raubtieren, die sich nicht einmal wie solche benahmen, hatte sie doch ziemlich zermürbt. »Unter keinen Umständen dürfen wir Toni etwas von diesem Reinfall erzählen, es würde sie nur kränken. Wir haben den Trip in vollen Zügen genossen, haben viel gesehen und viel erlebt, und damit basta.«
    »Und wenn sie Einzelheiten wissen will?«
    »Dann erzählst du welche.«
    »So viel Phantasie habe ich nicht«, sagte Julia.
    Zweimal hielten sie noch an, bevor sie zur Lodge zurückkehrten. Das erste Mal, weil nun endlich der gesamte Auspuff heruntergefallen war und eingesammelt werden mußte, und das zweite Mal in einem Massaidorf. »Souvenirs kaufen«, erklärte Mloleve, bevor er in einer der Hütten verschwand, wo er vermutlich seine Provision kassierte.
    Das Warenangebot erschöpfte sich in Schilden, Speeren, billigem Schmuck und Holzfiguren. Tinchen kaufte zwei Ketten und liebäugelte bereits mit einer dritten, als Florian dazukam. »Hör mal, Tine, die kriegen hier auch Wirtschaftshilfe. Du mußt

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