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Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Titel: Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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dem Vorhang. Es war eine Nachbildung des Union Jack. Der erste Stoppelhopser schwebte schon in der Luft, und wenig später hob auch der andere ab. Das letzte, was Tinchen sah, waren die langen Staubfahnen der Landrover.
    Julia zählte ihre Moskitostiche. Sie kam auf insgesamt elf. Florian konnte nur zehn aufweisen, dafür zwei besonders große. »Die zählen doppelt, also habe ich mehr als du.« Tinchen verschob die genaue Nachprüfung ihrer blauen Flecke auf später. Sie befanden sich fast ausschließlich an jenen Stellen, die man als Frau gemeinhin bedeckt hält.
    »Ich glaube, ein paar Flöhe habe ich mir auch noch eingehandelt, jedenfalls juckt es überall.« Wie zum Beweis kratzte sich Julia erst am Kopf, dann auf dem Rücken und schließlich auch noch dort, wo sich Damen nie kratzen.
    »Das ist bloß der Dreck«, sagte Tobias.
    »Aus dir spricht wohl der Kenner?« gab sie zurück.
    Durch den nicht ganz geschlossenen Vorhang hatte Tinchen beobachtet, wie der Pilot immer wieder die beiden Propeller kontrollierte. Weit nach vorn beugte er sich, um durch das Glas der Kanzel erst den linken zu inspizieren und dann wieder den rechten. Noch schnurrten beide gleichmäßig vor sich hin, doch ein ungeübtes Ohr würde etwaige Unregelmäßigkeiten sowieso nicht gleich bemerken. Angestrengt lauschte sie dem eintönigen Brummen. »Warum guckt der da vorne bloß dauernd raus? Hast du das auch gesehen, Flori?«
    »Warum soll er nicht gucken? Muß er ja, sonst landen wir am Ende in Nairobi.«
    Sie landeten in Mombasa. Und das erste, was der bis dahin so schweigsame Pilot von sich gab, waren die bedeutungsvollen Worte: »We are the first.«
    »Ich Trottel!« sagte Tinchen lachend, als sie endlich wieder festen Boden unter den Füßen hatte. »Dem waren seine Propeller ganz egal, der hat bloß den Himmel nach der anderen Maschine abgesucht.«

Kapitel 15
    D ie Medizin kennt kein Leiden, das Freunde und Bekannte so sehr interessiert wie ein blaues Auge. Diese Erfahrung machte Tobias, als er am nächsten Morgen zum Frühstück erschien. Aus gutem Grund hatte er den Canossagang so lange wie möglich hinausgeschoben in der Hoffnung, die meisten Gäste würden schon wieder auf ihren Liegen grillen, doch es gab immer noch genug Nachzügler, deren Unterhaltung bei Tobias’ Anblick erst verstummte und dann flüsternd fortgesetzt wurde.
    Eine reichlich abenteuerliche Geschichte hatte er sich zusammengebastelt. Auf der Suche nach einem gegabelten Stock, mit dem er die ihn verfolgende Mamba – darunter machte er es nicht! – am Boden festhalten wollte, sei er gegen einen Baum gelaufen. Ein vorspringender Ast habe ihn genau am Auge getroffen. Oma hatte das geglaubt und sogar versucht, essigsaure Tonerde oder wenigstens ein frisches Schnitzel aufzutreiben, aber die Küche war schon geschlossen gewesen, und in der Notapotheke des Hotels gab’s nur Borwasser. »Nun ja, Junge«, hatte Frau Antonie gesagt und sich die Blessur ganz genau angesehen, »für eine vorbeugende Behandlung dürfte es ohnehin zu spät sein, die muß man sofort einleiten. Du wirst wohl eine Zeitlang mit dem unschönen Fleck herumlaufen müssen.«
    Karsten dagegen hatte nur gegrinst. »Wem bist du denn in die Quere gekommen?« Und als sich Tobias energisch gegen diese Unterstellung wehrte, hatte er mitfühlend gefragt: »Ist das dein erstes blaues Auge?« Tobias hatte genickt, woraufhin Karsten ihm den guten Rat gegeben hatte, lieber etwas näher bei der Wahrheit zu bleiben. »Das Märchen von der Schlange nimmt dir sowieso keiner ab, weil Schlangen nur angreifen, wenn sie sich bedroht fühlen. Und wenn du gegen einen Baum rennst, schrammst du dir schlimmstenfalls das Gesicht auf oder holst dir eine Beule, aber niemals ein Veilchen. Sag einfach, du habest dich mit einem Eingeborenen geprügelt, weil der dir Geld geklaut hat oder Julia an die Wäsche wollte. Das kann niemand nachprüfen, und du stehst sogar noch als Held da. Und jetzt erzähl mal dem lieben Onkel Karsten, was wirklich passiert ist!«
    Das tat Tobias denn auch. »Woher hätte ich wissen sollen, daß die Tussie ihren Stenz dabeihatte?« schloß er kläglich. »Ich habe die nie zusammen gesehen. Bloß im Flugzeug, und das konnte Zufall sein.«
    »In Zukunft vergewisserst du dich vorher. Jedenfalls hast du etwas gelernt. Aus Schaden wird man klug, und Klugheit schadet nichts«, sagte Karsten weise. »Übrigens ist gestern ein Haufen neuer Leute angekommen, darunter zwei süße Törtchen. Ohne

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