Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)
auch, sogar Mama Caroline, und die Neuangekommenen sahen ausnahmslos bieder, hausbacken und langweilig aus.
Mloleve trommelte seine Mannschaft zusammen. Es sei höchste Zeit zum Aufbrechen, sonst käme man zu spät zum Treffpunkt. Auf der Fahrt zur nächsten Zebraherde erläuterte er den Ablauf des bevorstehenden Picknicks nach Großwildjägerart. Es fände immer auf einer kleinen Anhöhe statt, einem freien Platz also, wo man sicher sei vor herumstreifendem Wild. Nur Schlangen kämen hin und wieder, doch bevor man ans Auspacken ginge, werde natürlich erst alles gründlich abgesucht. Worauf Julia beschloß, ihr Mittagessen im Auto einzunehmen.
Ob Massa schon bemerkt habe, daß es zwei verschiedene Arten von Safariwagen gäbe? Massa Florian hatte das nicht bemerkt. Bei einigen befände sich nämlich rechts außen direkt am Dach eine Vorrichtung, die es gestatte, eine Zeltplane einzuhängen. Massa prüfte das nach, konnte aber nichts finden.
»Wir gehören zu erste Gruppe«, erklärte Mloleve weiter. »Müssen aufbauen Zelte und Tische und Stühle, und wenn sind fertig, wir tauschen Autos mit andere. Kommen erst in eine Stunde und müssen dann nach Essen abräumen Zelte.«
»Wenn ich das richtig verstanden habe, gehören wir zu den Pionieren und die andere Gruppe zur Müllabfuhr«, übersetzte Tobias. »Ich frage mich bloß, wo das Mobiliar herkommen soll. Oder pflegen Großwildjäger die Autositze auszubauen?«
»Ein Picknick findet immer auf der Erde statt«, sagte Tinchen, »sonst hätten die Ameisen ja nichts davon.«
»Weshalb hat unser Sunnyboy dann etwas von Tischen und Stühlen geschwafelt?«
»Abwarten.«
Ein paar Elefanten sahen sie noch, eine Giraffe, viele Antilopen und sogar einen Vogel Strauß. Aber nur von weitem. Und dann sahen sie bloß noch Staubwolken. Fast zeitgleich trafen insgesamt vier Safariwagen auf der Lichtung ein. Ein Transporter wartete schon. Er war vollgepackt mit Klapptischen und Bänken, Kühltaschen, Getränkekisten und Zeltplanen. Unter den beiden fest installierten Grills glühten bereits die Holzkohlen. Auf einem danebenstehenden Tisch sortierten zwei Eingeborene rohe Steaks, ein dritter wedelte mit einem Palmenblatt die Fliegen weg. Der vierte zersäbelte Melonen in handliche Stücke, die er auf Pappteller verteilte.
»Jetzt alle müssen helfen«, kommandierte Mloleve. »Papas bauen Zelte und Tische, Mamas decken Tische.« Er selbst überwachte das ganze Manöver und dirigierte seine Hilfswilligen mit einer Bierdose in der Hand. Zuerst herrschte planloses Durcheinander, weil auch die Insassen der anderen Wagen nicht so recht wußten, wo sie eigentlich anfangen sollten, doch dann ergriffen zwei campingerfahrene Globetrotter die Initiative. Da Florian während seiner Sturm-und-Drang-Zeit auch schon mal gezeltet hatte, gesellte er sich dazu. Aus einer der zusammengerollten Planen fiel ein Zettel. »Hier, nimm mal!« Er reichte Tobias die Plane und bückte sich nach dem Papier. »Du trägst das Zelt und ich die Gebrauchsanweisung.«
Stangen wurden in den Boden gerammt, die Planen in die an den Landrovern angebrachten Haken gehängt – das war die ganze »Vorrichtung« –, sodann an den Stangen befestigt, und schon waren drei große Zeltdächer gespannt. Als Tische und Bänke standen, durften die Frauen ihren Pflichten nachkommen und Papiertücher drauflegen. Sogar Servietten gab es und Einwegbesteck. Getränke wurden verteilt, Pappbecher ausgegeben, ein Schwarzer stellte Zahnstocher auf die Tische, ein anderer Tütchen mit Pfeffer und Salz. Dazu jaulte aus einem Kassettenrecorder Phil Collins »In The Air Tonight«.
»Fehlt bloß noch der Kellner mit der Speisekarte«, sagte jemand, »dann isset wie in ’nem Ausflugslokal im Grunewald. Nee, Leute, das hatte ich mir anders vorgestellt, nicht so professionell. So macht das ja gar keinen Spaß.«
Dieser Ansicht war auch Tinchen. Ohne Begeisterung kaute sie auf ihrer Melone herum, die Großwildjäger bestimmt nicht in ihrem Reisegepäck hatten, genausowenig wie Avocados und Tomaten. Beides wurde zusammen mit frischen Brötchen als zweiter Gang serviert. Nur bei den Steaks war man der einhelligen Meinung, sie müßten von einem Beutetier stammen, wobei lediglich die Vermutungen auseinandergingen, ob es sich um einen Büffel, eine Antilope oder einen eines natürlichen Todes gestorbenen Elefanten gehandelt hatte.
Zum Dessert gab es frische Mangos sowie eine Arie von Rinaldo. Seine Stimme übertönte sogar die Klagelaute
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