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Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Titel: Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Anhang!«
    »Lohnt sich doch gar nicht mehr für die kurze Zeit«, winkte Tobias ab. Vorhin erst war ihm erschreckend klargeworden, daß sie in vier Tagen schon wieder die Heimreise antreten mußten. »Dabei habe ich überhaupt noch nichts erlebt.«
    »Dann wird es aber höchste Zeit, damit anzufangen«, hatte Karsten gesagt, und folgerichtig machte sich Tobias nach dem Frühstück auf die Suche nach den Törtchen, wo er zu seinem Ärger bereits das Taucherteil aus Uelzen vorfand. Der Kerl ließ wohl nichts anbrennen! Kaum war Julia zwei Tage lang nicht da, baggerte er schon das nächste Opfer an. Den Spaß würde er ihm aber gründlich versalzen! Tobias machte seine Kamera schußbereit und drückte zweimal auf den Auslöser. »Die Abzüge schicke ich dir«, versprach er, »du mußt nur aufpassen, daß sie deiner Frau nicht in die Hände fallen.«
    »Paß du bloß auf, daß du nicht gleich mit zwei blauen Augen herumrennst!« giftete Wolfgang.
    »Wie ist denn das passiert?« Eines der beiden Mädchen, eine schlanke Blondine mit Strubbelhaar und einem lustigen Grübchen am Kinn, stand auf und unterzog Tobias einer genauen Musterung. »Das sieht aber nicht sehr gut aus.«
    »Och, ist nicht so schlimm. Jedenfalls ist es eine lange Geschichte«, sagte er verheißungsvoll. »Komm mit runter zum Strand, dann erzähle ich sie dir.«
    Kaum außer Hörweite, fragte das Mädchen: »Kannst du den Wolfgang nicht leiden? Er ist doch eigentlich ganz nett.«
    »Natürlich ist er nett, deshalb verbindet uns ja auch eine herzliche Antipathie«, versicherte Tobias im Brustton der Überzeugung. »Ich bin aber noch viel netter. Wie heißt du überhaupt?«
    »Anja.«
    »Und ich Tobias. Weißt du, daß du toll aussiehst?«
    »Wenn du nichts anderes draufhast als eine Anmache wie um achtzehnhundertsiebzig, kehre ich gleich wieder um. Kannst du surfen?«
    Selbstverständlich könne er das, behauptete er, hoffte aber gleichzeitig, seine noch reichlich dilettantischen Fähigkeiten nicht beweisen zu müssen.
    »Prima, dann laß uns mal loslegen. Ich habe mein eigenes Brett dabei.«
    Er staunte. »Im Handgepäck mitgenommen?«
    »Quatsch. Das steht immer hier unten. Eigentlich gehört es meinem Vater, aber der kommt erst übermorgen zurück.«
    »Safari?«
    »Nee, Pilot. Ab Freitag hat er mal wieder vier Tage frei. Deshalb mache ich ja auch Urlaub, sonst kriege ich ihn kaum mal zu Gesicht.«
    Das erklärte natürlich manches, auch das Surfbrett. Piloten brauchten ihr Gepäck bestimmt nicht auf die Waage zu stellen. So einen sollte man als Vater haben! Verbilligte Flüge nach überallhin, preiswerte Einkaufsmöglichkeiten in aller Herren Länder und vielleicht auch mal ein Wochenendtrip nach Hongkong oder Istanbul, wenn Papa gerade diese Route flog. Es war ja bekannt, daß Flugzeugbesatzungen immer in den besten Hotels wohnten. Und was hatte sein Vater zu bieten? Ein Gratisabonnement von seinem Käseblatt und gelegentlich mal eine Freikarte fürs Theater, wenn gerade ein Stück lief, das niemanden interessierte.
    Während Tobias bemüht war, sich von seiner besten Seite zu zeigen, wozu Surfen nun nicht gerade gehörte, durchforstete Tinchen ihre Garderobe. Immer wieder schob sie sie auf der Stange hin und her auf der Suche nach einem Kleid, das sowohl Anspruch auf Festlichkeit erheben konnte als auch ihren eigenen Vorstellungen von Sauberkeit genügte. Sie fand nichts. Alles, was da hing, war angeschmuddelt und zerdrückt, und was noch halbwegs sauber war, eignete sich nicht für das anberaumte Herbstfest. Mitten im europäischen Winter! Doch hier neigte sich der Sommer dem Ende zu, manchmal tauchten sogar schon größere Wolkenansammlungen am Himmel auf, und die Eingeborenen sahen schon jetzt fröstelnd der bevorstehenden Kältewelle entgegen. Im vergangenen Jahr sollte das Thermometer doch tatsächlich bis auf vierundzwanzig Grad plus abgesunken sein! Dazu noch der Regen, die tropische Variante der heimischen Schneefälle – kein Wunder, daß bei den Souvenirhändlern vorne im Dorf Sweatshirts und möglichst gefütterte Windjacken derzeit zu den begehrtesten Tauschartikeln gehörten.
    Das nächstemal würde sie diesen Aspekt berücksichtigen.
    Ihr bis auf dreihundert Shilling zusammengeschrumpftes Barvermögen verbot Tinchen einen Abstecher in die Boutique, wo sie vielleicht doch noch einen passenden Fummel bekommen hätte. Also würde sie notgedrungen noch mal das Gelbe anziehen müssen. Bestimmt hob es sich gut ab von ihrer gebräunten

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