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Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Titel: Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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zurückkommen?«
    Florian versprach es.

Kapitel 16
    B ei vielen Menschen beginnt das Morgengrauen mit einem Blick in den Spiegel. So auch bei Florian. Entgeistert betrachtete er sein verschwiemeltes Gesicht. Er hätte gestern abend doch nicht mehr zurückgehen sollen!
    Nachdem er sein beschwipstes Tinchen ins Bett gebracht hatte, wo es sofort eingeschlafen war, hatte es ihn noch einmal an die Bar zurückgezogen. Warum auch nicht? Es hatten alle noch an der Theke gesessen, eine Bombenstimmung hatte geherrscht, und müde war er sowieso noch nicht gewesen. Er hatte noch zwei Gin Tonic getrunken und ein bißchen mit der kleinen niedlichen Schweizerin geflirtet. Bis Tobias ihm gedroht hatte, bei Tinchen zu petzen.
    »Ich bin zwar auf Diät gesetzt«, hatte sein Vater erklärt, »aber ein Blick auf die Speisekarte wird ja wohl noch erlaubt sein.« Er war dann aber doch gegangen.
    Um halb zwei hatte ihn Frau Antonie aus dem Bett geklopft. Julia sei noch nicht da, und wie er sich das denn vorstelle, sie jedenfalls lehne es ab, die Verantwortung für ihre Enkelin zu übernehmen, der Apfel falle bekanntlich nicht weit vom Stamm, und ob er denn schon mal in den Spiegel gesehen habe?
    Hatte er nicht. Zum Zähneputzen hatte er kein Licht gebraucht, dank der Orgelpfeifenordnung hatte er die Tube auch so gefunden, warum also hätte er Tinchen stören sollen? Unter Frau Antonies drohendem Blick hatte er das Versäumte nachgeholt. Zugegeben, die Lippenstiftspuren auf seiner Wange waren nicht zu übersehen gewesen, doch was Frau Antonie in sie hineingedichtet hatte, war natürlich maßlos übertrieben. Ein Küßchen in Ehren … und so weiter.
    Im übrigen war ihm Frau Antonies Meinung ziemlich gleichgültig. Viel mehr hatte ihn die Tatsache beunruhigt, daß Julia noch nicht in ihrem Bett lag. Er würde sie wohl suchen müssen, doch wo? Schnell hatte er Shorts und ein T-Shirt angezogen – später mußte er feststellen, daß er eins von Tinchen erwischt hatte – und war losgegangen. Lange hatte er nicht zu suchen brauchen. Schon von weitem hatte er Musik, Gelächter und Gekreische gehört, Plätschern und Juchzen, und schließlich hatte er das ganze Jungvolk und sogar ein paar ältere Semester im Pool gefunden. Überall am Rand hatten volle und leere Gläser gestanden, ein Kassettenrecorder hatte gedudelt, und auf dem Sprungbrett hatte Herr Dr. Schneider gesessen, bekränzt mit Blümchen und in der Hand einen Palmenzweig. Ein bißchen wie Cäsar hatte er ausgesehen, wenn er mit huldvollem Lächeln eins der Mädchen zu sich auf den Thron gewunken hatte, wo es mit einem Kuß und einer Blüte aus seinem Kranz beglückt wurde.
    »Was ist denn hier los?«
    Nur Birgit hatte Florian bemerkt und war an den Rand geschwommen. »Die Kiste hat heute Geburtstag.«
    »Und nun feiert ihr eine Orgie?«
    »Sieht beinahe so aus, nicht wahr?« hatte sie lachend gesagt. »Machen Sie doch mit, hier im Wasser ist es herrlich.«
    Doch dazu hatte sich Florian nicht entschließen können. Er hatte nur beruhigt festgestellt, daß nicht nur Julia, sondern auch Tobias im Pool herumtobte, und Frau Antonies Verdacht mal wieder völlig unbegründet gewesen war. Anstandshalber hatte er dem Geburtstagskind gratulieren wollen, aber bis zum Sprungbrett war er erst gar nicht gekommen. Nur einen kurzen Stoß hatte er verspürt, und dann hatte er auch schon im Wasser gelegen.
    »Hey, Paps! Bist du noch da oder schon wieder?« hatte ihn Julia begrüßt und gleich noch seinen Kopf untergetaucht. Dabei war ihm aufgefallen, daß sie einen ihm unbekannten Badeanzug getragen hatte. »Den kenne ich ja gar nicht. Ist der neu?«
    »Den hat mir Birgit geliehen, sonst hätte ich Oma stören müssen.«
    »Das hättste auch besser getan«, hatte er grimmig gesagt, war mit dem jetzt triefenden rosa T-Shirt aufs Sprungbrett geklettert und hatte seine Glückwünsche angebracht. Weil ihm nun doch ein bißchen kalt geworden war, hatte er dankbar den Whisky angenommen und auch nicht nein gesagt, als Dr. Schneider ihm das Glas ein zweites Mal vollgeschenkt hatte. Mit dem dritten hatten sie Brüderschaft getrunken. Und dann war Florian in den Pool gefallen. Er konnte sich nur noch erinnern, daß ihn jemand herausgefischt und zum Bungalow gebracht hatte.

    »Ich fühle mich belemmert«, sagte er zu Tinchen.
    »Ich auch.« Tropfnaß stieg sie aus der Dusche und knipste die kleine Leuchte über dem Spiegel aus. »Wenn nichts wissen angeblich selig macht, sollten wir es heute dabei

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