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Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Titel: Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Damit hatte William offenbar nicht gerechnet. Ein bißchen druckste er herum, dann kam er mit der Sprache heraus. Der Bus führe erst wieder in zwei Stunden.
    »Stimmt ja«, erinnerte sich Karsten, »er hat doch neulich erzählt, daß die Bimboschaukel bloß dreimal täglich diese Strecke fährt.« Dann fragte er William, wie lange denn die Fahrt immer dauere. Ungefähr fünfundzwanzig Minuten, sagte der.
    »Na schön, ich spendiere ein Taxi.« Karsten suchte den am wenigsten heruntergekommenen Wagen aus und trat mit dem Fahrer in Verhandlungen.
    Die dauerten eine ganze Weile. Endlich war der Chauffeur bereit, statt der maximal vier Personen auch noch eine fünfte zu befördern. Nun wurde William heranzitiert, der ihm wort- und gestenreich die Route beschrieb und den Fahrpreis aushandelte. Nach einer Viertelstunde durften sie endlich einsteigen. Frau Antonie nahm auf dem Beifahrersitz Platz, die anderen quetschten sich hinten rein. Tinchen setzte sich auf Florians Schoß und legte ihre Beine quer über Karstens Knie. Es konnte losgehen.
    Aus vielen herumhängenden Drähten fischte der Fahrer zwei heraus und drückte sie aneinander. Der Motor sprang an. Zügig fädelte sich der Wagen in den Verkehr ein, allerdings nur, um an der nächsten Tankstelle wieder auszuscheren. Fahrer James redete auf William ein. Der schüttelte erst den Kopf, wandte sich dann aber kleinlaut an Karsten. James brauche einen Vorschuß, um Benzin zu kaufen.
    »How much?«
    Fünfzig Shilling würden erst mal reichen. Karsten zog den Geldschein heraus, und James tankte vier Liter Sprit. Dann wiederholte sich der Startvorgang, mit großen Augen von Tinchen verfolgt. »Mich wundert bloß, daß der immer die richtigen Strippen findet. Was passiert denn, wenn er mal eine falsche erwischt?«
    »Dann knallt irgendwas durch, es riecht brenzlig, und wir müssen uns schlimmstenfalls ein anderes Taxi suchen«, sagte Florian beruhigend. »In die Luft fliegen wir bestimmt nicht mit dem bißchen Benzin im Tank.«
    Sie hatten die Ausfallstraße erreicht. Die schmutzigweißen Steinhäuser gingen in Bretterbuden über, der Asphaltbelag wurde brüchiger, die Schlaglöcher größer, und Tinchen legte ihren Kopf an Florians Schulter, um nicht dauernd an die Decke zu stoßen. Auch die rote Christbaumkugel, die als Schmuck am Rückspiegel baumelte, rotierte immer heftiger. Karsten versuchte ständig, seine Sitzposition zu verändern, weil sich eine ausgeleierte Sprungfeder in seinen Oberschenkel bohrte, doch jedesmal, wenn er ein Stück nach rechts rückte, hatte er den halbabgerissenen Türgriff in den Rippen. »Die Mühle gehört aus dem Verkehr gezogen«, schimpfte er.
    »Sei nicht so anspruchsvoll«, meinte Florian, »wann hast du noch mal Gelegenheit, einen 53er Opel zu reiten?«
    Als die Asphaltstraße in eine Sandpiste überging und der linke Kotflügel laut scheppernd protestierte, schaltete James einen Gang zurück. Mit sichtlichem Vergnügen umfuhr er im Zickzackkurs die Schlaglöcher ohne Rücksicht auf seine Fahrgäste, die hinten von einer Seite auf die andere flogen.
    »Das hier erinnert mich sehr an unsere Safari.« Florian angelte nach der Halteschlaufe, bekam sie auch zu fassen und hielt sie nach dem nächsten Schlagloch in der Hand. Sie war abgerissen.
    »Wenn das noch lange so weitergeht, werde ich seekrank«, jammerte Tinchen. Keinen Blick hatte sie für die jetzt vereinzelt auftauchenden braunen oder auch weiß-gekalkten Eingeborenenhütten, die, von kleinen Gärtchen umgeben und beschirmt von Palmen, ein bißchen an deutsche Schrebergartenhäuschen erinnerten. Die Hütten wurden zahlreicher, und dann hatten sie auch schon den Mittelpunkt des Orts erreicht, deutlich erkennbar an dem Kramladen. Er war mit unzähligen Reklametafeln übersät, die überwiegend solche Dinge anpriesen, die es in diesem kleinen Lädchen gar nicht zu kaufen gab. Jedenfalls rechnete Tinchen nicht damit, Schuhe von Salamander oder Sarotti-Schokolade zu kriegen.
    Nein, das sei noch nicht sein Dorf, wehrte William ab, als Frau Antonie die Tür öffnen wollte. Bis hierhin fahre immer der Bus, jetzt gehe es erst mal links rein durch den Busch.
    Sogar James betrachtete zweifelnd den schmalen Pfad, auf den William gezeigt hatte, doch die in den trockenen Sandboden eingedrückten Reifenspuren überzeugten ihn schließlich. Mutig drehte er das Steuer herum.
    Ein dschungelähnliches Gestrüpp hatte Tinchen erwartet und keinen lichten Wald mit hohen Bäumen, die das Sonnenlicht

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