Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Titel: Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
Vom Netzwerk:
schüttelte sie auf der Terrasse die leere Tasche aus. Und was fiel mit einem dumpfen Klirren auf den Steinboden?
    »Ich hab doch gewußt, daß ich die Schlüssel mitgenommen habe! In einem wohlgeordneten Haushalt findet sich nach längerem Suchen alles mal wieder!«
    Als Florian sich mit energischem Fußtritt Einlaß verschafft hat und triumphierend seine Ausbeute vorwies, die aus einem Meißel bestand, mit dem man Särge aufhebeln konnte, und einem Vorschlaghammer mittlerer Größe, räumte Tinchen gerade die letzten Badetücher in den Schrank.
    »Wie hast du denn …?«
    Sie nahm ihm das Werkzeug aus der Hand und zog ihn neben sich aufs Bett. »Sag mal, Flori, wann bist du eigentlich zum letztenmal beim Arzt gewesen?«
    »Weiß ich nicht, muß schon eine Weile her sein. Warum?«
    »Och, nur so.« Sie wußte nicht recht, wie sie auf den Kern der Sache kommen sollte. »Hast du in letzter Zeit irgendwelche Beschwerden gehabt, Kopfschmerzen oder so was in der Richtung?«
    »Ja. Neujahr.«
    So ging das nicht. Er nahm sie ja gar nicht ernst. Erst mal Abstand gewinnen. Psychiater saßen bekanntlich auch nicht in Tuchfühlung mit ihren Patienten. Tinchen stand auf und begann die Kleiderbügel hin- und herzuschieben. Jetzt brauchte sie Florian wenigstens nicht mehr anzusehen. »Ich dachte mehr an akuten Kopfschmerz mit zeitweiliger Bewußtseinstrübung. So etwas kann ganz plötzlich kommen.«
    »Jetzt fällt es mir wieder ein! Das war, als ich die Malariapillen brauchte.«
    Ganz ruhig bleiben, Ernestine, wenn man es rechtzeitig erkennt, läßt sich bestimmt etwas dagegen tun. Fast alle Krankheiten sind im Anfangsstadium heilbar, psychische sowieso, man muß nur die Ursache finden. Sie setzte sich wieder aufs Bett und strich sanft über Florians Kopf. »Was war mit den Malariatabletten? Hast du sie gekauft, weil du Kopfschmerzen hattest?«
    Unwillig schüttelte er die Hand wieder ab. »Spinnst du? Oder hast du dir schon einen Sonnenstich eingefangen? Du benimmst dich so komisch?« Nun war er es, der eine besorgte Miene aufsetzte. »Ich war das letztemal im Januar beim Arzt, als ich von Dr. Schlipke das Rezept für unsere Malaria-Prophylaxe geholt habe. Ich soll dich übrigens schön von ihm grüßen.«
    »Grüß ihn wieder«, kam es automatisch von Tinchens Lippen.
    Prüfend betrachtete Florian seine Frau. Anscheinend machte ihr der Klimawechsel zu schaffen. »Weißt du was, Tine, du legst dich jetzt ein bißchen hin, packst dir einen kalten Waschlappen auf den Kopf, und nachher geht es dir schon wieder besser. Du bist bloß übermüdet.«
    Sie hörte das Wasser gluckern und gleich darauf Florians Lachen. »Die Eier haben ja tatsächlich den Transport heil überstanden. Ich hab aber auch deinen ganzen Wattevorrat geplündert.«
    Jetzt oder nie! Ihre Stimme klang ganz beherrscht: »Wozu brauchst du denn die Eier, Flori? Hier gibt es doch auch Hühner.«
    »Na klar, aber wenn ich dem Kellner erkläre, wozu ich rohe Eier haben will, hält der mich doch glatt für übergeschnappt. – Du, das Wasser wird gar nicht richtig kalt, es kommt immer noch lauwarm aus dem Hahn. Ich lasse es erst mal ein bißchen ablaufen.« Er setzte sich zu Tinchen aufs Bett. »Die Erklärung ist ebenso einfach wie albern. Karsten hat mit mir gewettet, es werde hier um die Mittagszeit so heiß, daß man auf einem Stein Spiegeleier braten könne. Na ja, und das wollen wir nachher mal ausprobieren.«
    Tinchen prustete los. »Und deshalb schleppst du … Und ich habe gedacht …« japste sie, »nein, ich sage dir lieber nicht, was ich gedacht habe.« Schüttelnd vor Lachen rollte sie über das Bett und landete schließlich auf dem Fußboden. »Autsch!«
    »Schadet dir gar nichts«, sagte Florian, ihr den triefenden Waschlappen aufs Gesicht drückend, »dir bekommt die Hitze ganz offensichtlich nicht. Nächstes Jahr fahren wir in den Westerwald.«

    Erste Kommunikationsversuche ergaben sich während des Mittagessens. Herr Kurz vom Nebentisch bat um den Salzstreuer. In der Pause zwischen Suppe und Hauptgericht stellte er seine Familie vor, die allerdings zur Hälfte durch Abwesenheit glänzte. Frau Kurz, mit Vornamen Annemarie, nickte gemessen herüber, während Herr Kurz erläuterte, daß auf den beiden leeren Stühlen seine Tochter Birgit, Beamtin im öffentlichen Dienst der Stadt Hamburg, sowie ihre Freundin Susi, Justizangestellte beim Landgericht, zu sitzen pflegten. Beide Mädchen seien jedoch auf einer Bustour ins Landesinnere.
    Da sich nach

Weitere Kostenlose Bücher