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Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Titel: Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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sie um diese Zeit auf einem Barhocker zu sitzen, wo sie mehr trank, als sie vertragen konnte, was sie immer wieder vergaß und dann den Männern reihenweise in die Arme fiel.
    Nicht mal die Taschenlampe benutzte Tinchen, so wütend war sie. Sonst ging sie bei Dunkelheit keinen Schritt, ohne ihn vorher abgeleuchtet zu haben. Man konnte ja nie wissen, ob nicht doch mal eine Schlange im Gras lag oder einer dieser »Malindi-Expreß« genannten Tausendfüßler, die zwanzig Zentimeter lang wurden, einen daumendicken schwarzen Leib hatten und unzählige rote Beine. Angeblich waren die Viecher harmlos, aber eklig sahen sie trotzdem aus.
    Endlich hatte sie den Bungalow erreicht. Alles dunkel! Ihre Hoffnung, Florian hätte vielleicht diesen merkwürdigen Cocktail nicht vertragen und sich mit rebellierendem Magen ins traute Kämmerlein zurückgezogen – wie sehr hätte sie ihm das gegönnt! –, verflog. Wo und vor allem mit wem trieb sich dieser Weiberheld herum?
    Hektisch suchte sie in ihrer Handtasche nach dem Schlüssel, bis ihr einfiel, daß sie ihn gar nicht haben konnte. Florian hatte ihn eingesteckt. Auch das noch! Jetzt mußte sie an der Rezeption den Ersatzschlüssel holen, also den ganzen Weg zurücklaufen, quer durch den Speisesaal und natürlich auch an der Tanzfläche vorbei, vor sich fragende Gesichter und hinter sich die brodelnde Gerüchteküche. Hier entging doch niemandem etwas! Vermutlich hatte das ganze Hotel schon das Techtelmechtel zwischen Florian und diesem … diesem französischen Vamp mitgekriegt, nur sie nicht! Aber Ehefrauen erfuhren so was ja immer als letzte.
    Den Triumph gönne ich ihnen nun doch nicht! Sie schwang sich auf die Terrassenbrüstung, da war sie wenigstens vor krabbelndem Nachtgetier sicher, und brütete Rache. Wie die aussehen sollte, wußte sie noch nicht, aber ihr würde schon etwas einfallen.
    Eine Zigarettenlänge später war ihr noch immer nichts eingefallen. Dafür näherte sich das Ehepaar Kurz, Arm in Arm, wie Tinchen neidisch feststellte.
    »Ist das nicht wieder ein herrlicher Abend? Viel zu schade zum Schlafengehen.«
    »Deshalb sitze ich ja auch noch draußen«, sagte sie schnell, möglichen Fragen vorbeugend. »Ich habe mir sogar schon überlegt, ob ich nicht auf der Terrasse schlafe.«
    »Das würde wohl doch ein bißchen hart werden.« Herr Kurz warf einen beziehungsreichen Blick auf die Steinbank.
    »Gar nicht zu reden von den Moskitos«, ergänzte seine Frau, bevor die beiden mit einem freundlichen »Gute Nacht« weiterschlenderten. Aber Tinchen hörte noch seine oberlehrerhafte Stimme: »Um diese Jahreszeit gibt es hier keine Moskitos, Annemarie, oder hast du in den zwei Wochen schon eine einzige Mücke …«
    Und plötzlich wußte Tinchen, wie sie ihrem Florian eins auswischen konnte. Sie würde ihn ganz einfach ausquartieren! Sollte er doch draußen schlafen, erfrieren würde er bestimmt nicht, nur ein bißchen sehr unbequem würde es werden, und wie er morgens den quer durchs Gelände joggenden Frühaufstehern seine unmißverständliche Situation erklären würde, bliebe ihm überlassen. Um Ausreden ist er noch nie verlegen gewesen, bestimmt würde er nachher auch wieder eine parat haben, aber diesmal würde sie, Tinchen, ihm gar keine Möglichkeit dazu geben, weil sie nämlich jetzt gleich die Tür verrammeln … Der Schlüssel! Verdammt noch mal, wie kam sie an das Duplikat heran, ohne an der sensationslüsternen Meute vorbei zu müssen? Ob sie einen der herumlungernden Askaris zur Rezeption schicken sollte? Lieber nicht, dem würde man vermutlich den Schlüssel gar nicht aushändigen, da mußte sie schon selber gehen. Aber dann außen herum, wo ihr zwar kaum jemand begegnen würde, wo aber auch die Wege nicht beleuchtet waren und überall Spinnen oder Skorpione sitzen konnten. Oder Riesenkrabben. Erst gestern hatte Karsten so ein Vieh fotografiert, wie es mit seinen langen Stelzenbeinen die Treppe vom Strand heraufgestakst war. »Guck mal, die findet schon von allein den Weg in die Küche.« Woraufhin Tinchen vorsichtshalber auf die abendliche Vorspeise verzichtet hatte. Es hatte Krabbencocktail gegeben.
    Die Entscheidung, ob ein nur möglicher Tod durch Schlangenbiß dem allerdings garantierten Spießrutenlaufen quer durch den Speisesaal vorzuziehen sei, wurde ihr abgenommen. Schon an den heiser klingenden Geräuschen, die Florian immer als Pfeifen zu bezeichnen pflegte, erkannte Tinchen den Spätheimkehrer – lange, bevor er zu sehen war. Schade,

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