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Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Titel: Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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erst mal seine Arie von wejen Frau und sechs Kinder – so ville hat er mindestens, ooch wenn er erst zwanzig is –, und denn jeht er runter mit ’n Preis, und Sie jehn ’n paar Shilling ruff. Dat jeht ’ne janze Weile so weiter, bis Se an Ihr selbstjesetztet Limit kommen. Wenn er denn immer noch nich will, jehn se einfach weg. Jarantiert rennt er Ihnen hintaher, und denn jeht die Feilscherei von vorne los, bloß hat er nu nich mehr nur Frau und Kinder, sondern noch ’n kranken Jroßvater zu versorjen und zwee Schwestern. Stimmt sowieso nie, is aber ’ne beliebte Mitleidswalze. Janz ejal, wat Se am Schluß für den Krempel bezahlen, für ihn isset immer zuwenig und für Sie isset immer zuviel. Übers Ohr jehaun wer’n wir allemal.«
    »Wieviel geben, Madame?« bohrte der Schwarze noch einmal, und als er Tinchens ratloses Gesicht sah, schlug er vor: »Zweihundert Shilling? Für ein Massai?«
    »Das sind ja zwanzig Mark«, rechnete Tinchen aus, kommt überhaupt nicht in Frage. »Hundert«, sagte sie entschlossen.
    »Ist okay, zweihundert für alle beide.« Unter dem Tisch zog er einen Bogen Zeitungspapier hervor und begann, die Figuren einzuwickeln.
    »Halt, ich habe kein Geld dabei«, protestierte Tinchen, »ich komme morgen wieder. Tomorrow, capito?« Wenn der Bursche ihr Angebot akzeptierte, mußte etwas faul sein. Der hatte ja überhaupt nicht zu handeln versucht!
    Der Eingeborene gab nicht auf. Nun hatte er endlich mal wieder ein absolutes Greenhorn an der Angel, das keine Ahnung von den Preisen hatte, und das wollte er nicht so ohne weiteres gehen lassen. »Heute kein Geld?« sagte er spitzbübisch grinsend. »Dein Mann kein Geld gegeben? Nicht schlimm, du nehmen Massai mit und mir geben etwas für Pfand bis morgen.« Er drückte ihr das Zeitungspapierpäckchen in die Hand. »Gib mir dein Uhr. Morgen du bringst Shilling und dann Uhr zurück.«
    »Du spinnst wohl!« Tinchen warf die Figuren auf den Tisch und rannte aus der Hütte, die Straße entlang bis zur rettenden Schranke. Erst dahinter fühlte sie sich einigermaßen sicher.
    Im Speisesaal saß Kasulke und schrieb Ansichtskarten. »Nanu, jar nischt jekooft? Dann sind Se aba standhaft jeblieben.« Er setzte schwungvoll seinen Namen auf die Karte, steckte den Kugelschreiber in die Brusttasche seines Hawaiihemdes und zog statt dessen eine Handvoll Briefmarken heraus. »So, det war die letzte für diesmal. Zwee mehr als vorijet Jahr, da hab ick bloß einunddreißig schreiben müssen. Aber nu sind noch welche dazujekommen für zwee Ehepaare, die ick letztetmal hier kennenjelernt habe. Die freu’n sich noch, wenn se ’n Jruß aus ihr altet Hotel kriejen. Diesmal sind die eenen nach die Malediven jeflogen, und die andern woll’n nach Irland. Schön dämlich sind die, freiwillig in ’n Rejen zu fahren. Davon ham wa doch zu Hause selber jenuch.« Sorgfältig beleckte er die Marken. »Die kosten jetzt ooch mehr als früher. Vasteh ick jar nich. Wo doch die Welt anjeblich immer kleener wird, kann doch det Porto nich dauernd teurer werden.« Er legte die Karten akkurat übereinander, bevor er sie in eine Plastiktüte steckte. »Morgen will ick nach Mombasa, denn bring ick se höchstpersönlich uffs Postamt. Stecken Se nie wat in die Briefkästen uff der Straße, die wer’n dauernd jeknackt. Meistens sind det Jugendliche, die bloß die Marken abreißen und allet andere wegschmeißen. Wahrscheinlich vahökern se die Dinger denn für ’n paar Cent billijer, da muß et ebent die Masse bringen. So, und nu erzähl’n Se mal, warum Se hier nich mit ’n jroßen Löwen untern Arm zurückjekommen sind oder wenigstens mit det allseits so beliebte Salatbesteck.«
    Also erzählte Tinchen, immer von dem zustimmenden Nicken ihres Gegenübers begleitet. »Det ham Se jenau richtich jemacht. Wie jroß war’n denn die Holzköppe?«
    »Ungefähr zwanzig Zentimeter hoch.«
    »Denn dürfen se nich mehr wie allerhöchstens siebzig Shilling kosten.«
    »Pro Stück?«
    »Ach wat, zusammen natürlich«, sagte Kasulke lachend. »Wenn Se noch mal zu die Knilche da vorne jehn, denn komm ick mit, einverstanden?«
    Und ob Tinchen einverstanden war! Am liebsten wäre sie sofort losgezogen, aber die Sonne verschwand gerade hinter dem großen Makutidach und signalisierte damit den Beginn des allabendlichen Rituals, das heute noch länger dauern würde als sonst. Tanz mit der Beach-Combo war angesagt. Da genügte es nicht, das Gemisch von Sand und Sonnenöl vom Körper zu spülen und die

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