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Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Titel: Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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sie bestimmt nichts erzählt. Die erfährt von uns nie etwas, das geheim bleiben soll. Ich weiß auch nicht, weshalb sie trotzdem immer alles rauskriegt«, fügte sie kläglich hinzu.
    »So kann man sich täuschen«, sagte Birgit weise, »dabei habe ich sie für richtig vornehm gehalten. Ich hab gedacht, sie ist so eine Type, die sogar eine Zuckerzange benutzt, wenn sie zu Hause allein Kaffee trinkt.«
    »Ist sie auch. – Du, guck mal da rüber. Ob der Kahn hier anlegt?« Schon eine ganze Weile hatte Julia die sich nähernde schwarze Yacht beobachtet. »Auf so einem Schiff möchte ich mal eine Kreuzfahrt machen. Millionär sollte man sein«, seufzte sie sehnsüchtig, »oder wenigstens einen heiraten.«
    »Lieber nicht, die machen sich viel zuviel Sorgen um ihr Geld. Mir sind Männer lieber, die so leben, als wären sie Millionäre, die sind weniger kleinlich. Ich hatte mal einen Freund, der war wirklich großzügig, schick essen gehen, Theater, Presseball … na, du weißt schon, was ich meine. Erledigt war er für mich allerdings, als ich herauskriegte, daß er mich auf seinem Spesenkonto unter Verschiedenes führte.« Nachdenklich beobachtete sie die aufsteigenden Bläschen in ihrem Glas. »Die Männer von heute sind auch nicht mehr das, was sie nie gewesen sind.«
    Während die beiden Mädchen mit einer weiteren Runde Mineralwasser ihre wiederauferstandene Freundschaft begossen, streifte Florian durch das Hotelgelände auf der Suche nach den Muppets. Er hatte herausbekommen, daß sie die gleiche Flugsafari schon hinter sich hatten, die ihm noch bevorstand. Da war es doch verständlich, wenn er sich ein bißchen informieren wollte.
    Bei den Muppets handelte es sich um Mutter und Sohn; sie um die Fünfzig, etwas übergewichtig, sehr blond und meistens rosa gewandet, ihr Filius dagegen war lang und dürr und hätte dringend einen Haarschnitt gebraucht.
    Julia war die erste gewesen, der die Ähnlichkeit aufgefallen war. »Guck mal, Tobias, sieht die nicht aus wie Miß Piggy? Diese blonden Löckchen, die rosa Schweinsbäckchen, die Figur … zum Karneval braucht die nie ein Kostüm.«
    Tobias fand das auch. Und als er Miß Piggys Sohn zu Gesicht bekam, staunte er nur noch. »Mensch, diese Fresse kenne ich doch! Den habe ich bestimmt schon mal gesehen.« Erst später fiel ihm ein, wo das gewesen sein könnte. »In der Glotze! Auch bei den Muppets. Der muß Modell gestanden haben für diesen … diesen … wie heißt doch gleich der Assistent von dem verrückten Physiker?«
    »Ich glaube, Bika.«
    »Genau, das ist er! Sieh ihn dir mal richtig an! Das ulkige Kinn, und dann mümmelt er auch so wie Bika. Wenn er jetzt noch den Kittel anhätte …«
    Nein, Kittel trug er nicht, er wechselte sogar jeden Abend sein Hemd. Zwei hatte er zur Auswahl, ein weißes und ein dunkelpinkfarbenes, beide bügelfrei und beide mit dem gleichen eingewebten Kringelmuster. Wenn er Pink trug, hing weiß auf der Terrasse zum Trocknen und umgekehrt. Er war auch der einzige, der zum Abendessen in soliden Straßenschuhen erschien und mit Socken. Grünen. Davon mußte er jedoch mehrere Paare besitzen, sie baumelten nie auf der Leine.
    Nachdem Frau Antonie darüber aufgeklärt worden war, wer denn die Muppets überhaupt sind – außer »Dallas«, »Denver« und »Falcon Crest« mißachtete sie amerikanische Fernsehserien, weil die alle so realitätsfern seien –, gab sie zu, daß der als Miß Piggy bezeichneten Dame in der Tat eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Schweinchen nicht abzusprechen sei. Nur war im Gegensatz zur sehr kommunikationsfreudigen Fernseh-Piggy ihr lebendes Double äußerst zurückhaltend. Nie sah man sie auf dem Sonnengrill, niemals an der Bar, selten bei abendlichen Veranstaltungen; falls überhaupt, dann zusammen mit ihrem Sohn irgendwo im Hintergrund, still und unauffällig.
    »Die Muppets sitzen schon wieder auf dem Müll«, berichtete Julia oft, wenn sie vom Strand heraufkam. »Ich möchte bloß wissen, weshalb die stundenlang aufs Wasser starren.« Als Müllhalde bezeichnete sie die schon etwas räudige Palme, abseits der Badebucht und Lagerplatz für verdorrte Äste, heruntergefallene Palmwedel und ähnlichen, etwas unhandlichen Abfall. Sogar ein halbverrottetes Boot lag umgestülpt auf dem Sand. »Ewig hocken die auf dem Kahn und zählen die Wellen.«
    Ein einziges Mal nur hatte man sie mit einem Hotelgast reden sehen. Zwei Gemälde hatten sie bei den Strandhyänen gekauft, ziemlich große und ziemlich bunte.

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