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Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Titel: Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Warteschlange gehörte, erwischte sogar einen Teelöffel zum Umrühren. Für den Kuchen brauchte man keinen. Er nannte sich Teegebäck, sah aus wie Bienenstich, schmeckte leicht salzig und staubte aus den Ohren. Lediglich Neuankömmlinge pflegten sich auf die Kuchenplatte zu stürzen, und das auch nur zwei Tage lang. Tinchen hatte zwischendurch immer mal wieder versucht, ob sich an Geschmack oder Konsistenz etwas geändert hatte, aber es blieb ewig das gleiche staubtrockene Gekrümel. Die Katzen fraßen es auch nicht. Doch der Kaffee war gut. Sie holte sich gerade die zweite Tasse, als Ichglaubsnicht auf sie zustürzte. »Haben Sie nicht wen draußen beim Tauchen?«
    »Ja, die Kinder sind mitgefahren. Eigentlich sollten sie schon zurück sein. Warum fragen Sie? Ist etwas passiert?«
    »Das weiß man noch nicht so genau. Eben ist ein Hochseefischerboot gekommen, und einer hat gesagt, daß die Taucher draußen festliegen. Mit ’m Motor soll was sein. Wenn die nun ins offene Meer treiben? – Ist noch Kaffee da?«
    »Sie können meinen haben.« Tinchen stellte ihre Tasse wieder hin. »Ich erkundige mich mal, was los ist.«
    An der Rezeption wußte man noch gar nichts, die Mamba war nicht aufzufinden, der Manager in Mombasa, und Kasulke, der normalerweise immer über alles informiert war, konnte diesmal auch nicht dienen. »Ick bin zu spät jekommen, die hatten jrade abgelegt.«
    »Wer hat was abgelegt?«
    »Det Boot. Wie der Käpt’n von dem Fischdampfer rüberjebrüllt hat, det der Tauchkahn Maschinenschaden hat, ha’m se natürlich sofort den schnellen Flitzer klarjemacht und sind losjebrettert. Inzwischen wer’n se wohl an die Unfallstelle sein, det is ja schon vor’n Riff passiert. Von hier aus jesehn.«
    Beunruhigt war Tinchen nicht, zumal Kasulke ihr versicherte, daß die Dhau generalüberholt sei und nach Wochen der Reparatur heute quasi ihre Jungfernfahrt angetreten habe. »Absaufen tut die bestimmt nicht, und det der Motor nu schon wieder kaputt is, is nich Schuld von die Jungs hier. Mit Holz könn se jut umjehn, bloß nich mit die Technik.«
    Es dauerte aber doch noch fast eine Stunde, bevor die Havaristen den rettenden Steg erreichten. Die Dhau lag ziemlich tief im Wasser, fand Tinchen, schief hing sie auch im Schlepp, über die rechte Seite schwappten die Wellen, der Mast schien abgebrochen zu sein, und die ganze Crew klebte an der Reling auf der linken Seite – später erfuhr Tinchen, daß man »Backbord« sagen müsse –, um den Kahn wenigstens noch halbwegs im Gleichgewicht zu halten. Vergnügt winkten sie den Zuschauern oben auf der Liegewiese zu.
    »Na also, sind ja alle wohlbehalten zurück«, sagte Kasulke befriedigt, »die janze Uffrejung war mal wieda umsonst.«
    So wohlbehalten sah Julia aber gar nicht aus, als sie, gestützt auf Tobias und Herbert, zu ihrer Liege humpelte. »Ich bin auf der Ölplempe ausgerutscht, als ich dem Joe die Bleigürtel rübergegeben habe. Die Preßluftflaschen haben als Anker nicht ausgereicht, da wollte er noch die Gürtel ranhängen. Erst bin ich mit dem Fuß an den Mast geknallt, den hatten wir zum Abstoßen nämlich schon flachgelegt, und dann bin ich noch auf dem Öl ausgerutscht und gegen den Eisenkasten gebrettert. Es tut ganz schön weh.«
    »Zeig mal her!« Von dem reichlich verworrenen Bericht hatte Tinchen nichts verstanden, das hatte ja auch noch Zeit, erst mal mußte Julia verarztet werden. Um den Knöchel herum war das Bein geschwollen. »Kannst du auftreten?«
    »Ja, aber nur mit den Zehenspitzen.«
    »Dann ist wenigstens nichts gebrochen«, sagte Tinchen erleichtert. »Wir kühlen erst mal.« Sie tauchte ein Handtuch in den Pool und wickelte es um Julias Bein. »Besser so?«
    Julia nickte, meinte aber, daß Oma sich den Knöchel mal ansehen sollte. Immerhin sei sie doch während des Kriegs vorübergehend Hilfsschwester beim Luftschutz gewesen und als solche sicher etwas kompetenter als Tinchen.
    »Oma schläft.«
    »Noch oder schon wieder?« Über das Ruhebedürfnis seiner Großmutter wunderte sich Tobias immer wieder. Zu Hause war sie nie müde. »Na ja, wer ständig pennt, führt auch ein geregeltes Leben.«
    »Könnt ihr nicht mal den zu kurz Gepflückten holen?« kam es kleinlaut von den Liegen. »Ich habe das Gefühl, mein Fuß schwillt allmählich auf doppelte Größe an.«
    »Richtig, an den habe ich gar nicht gedacht.« Tobias entwetzte und kam auch bald mit Dr. Meierling zurück. Der beäugte das Bein, drückte ein bißchen herum, was

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