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Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Titel: Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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sogar taktlos genug, sich unaufgefordert dem Spaziergang mit Herrn Dr. Meierling anschließen zu wollen. Sehr deutlich hatte Frau Antonie werden müssen, bevor Ichglaubsnicht endlich begriffen hatte.
    Ähnlich ging es Julia mit Birgit. Noch am selben Tag ihrer schockierenden Entdeckung hatte Julia ihre Liege zwischen die von Florian und Frau Antonie geschoben und Birgits Frage, weshalb sie denn umgezogen sei, nur kurz mit »Da ist mehr Schatten« beantwortet.
    »Da drüben ist noch eine ganze Palme frei«, hatte Birgit gesagt, »legen wir uns doch dorthin.« Doch Julia hatte nicht gewollt, und Birgit hatte sie nicht weiter gedrängt. Wahrscheinlich war das Taucherteil aus Uelzen an dieser miesen Laune schuld, der hatte nämlich begonnen, die kleine kesse Italienerin, ein Neuzugang aus Mailand, anzugraben.
    Birgit konnte nur nicht verstehen, weshalb Julia sie auch weiterhin bei jeder Gelegenheit kalt ablaufen ließ, kaum ein Wort mit ihr wechselte und es strikt abgelehnt hatte, an den gemeinsamen Tisch zurückzukehren. »Was habe ich denn eigentlich verbrochen?« Eine Antwort hatte sie nicht bekommen.
    Bis heute. Da sah sie Julia allein zum Strand hinuntergehen, überzeugte sich, daß Uelzen noch bei seinem reichlich verspäteten Frühstück saß, und folgte ihr. Kurz vor der Treppe hatte sie Julia eingeholt. »So, jetzt will ich endlich wissen, was los ist. Bin ich dir irgendwann an den Karren gefahren? Stinke ich nach Knoblauch? Oder bist du beleidigt, weil ich den Wolfgang für einen Schleimi halte?«
    Erst druckste Julia herum, dann entschloß sie sich zum Angriff: »Ich stehe nicht auf Junkies.«
    »Wer ist denn einer? Etwa Wolfgang? Bist du deshalb so sauer?« Sie dachte einen Moment lang nach, dann schüttelte sie den Kopf. »Nee, glaube ich nicht, der hängt höchstens an der Flasche. Zumindest hat er ein beachtliches Stehvermögen. An der Bar.«
    »Ich meine ja auch nicht Wolfgang, sondern dich.«
    »Mich??? Willst du mich zur Säuferin abstempeln, weil ich zu den Mahlzeiten Wein trinke?« Sie lachte. »Dabei wäre mir ’ne Cola viel lieber.«
    »Und die verträgst du nicht, oder?«
    »Stimmt. Eine Flasche davon, und ich kippe garantiert aus den Latschen.«
    »Warum machst du nicht eine Therapie, Birgit? Es gibt doch genug Leute, die von dem Zeug losgekommen sind, und du gehörst bestimmt nicht zu den Schlaffis, die nach drei Tagen aufstecken. Außerdem hast du noch deine Eltern, die helfen dir bestimmt. Wissen sie überhaupt davon?«
    »Natürlich wissen sie es, und sie haben mir auch sehr geholfen, als ich im Krankenhaus lag und schon auf dem Weg ins Jenseits war. An alle möglichen Institutionen haben sie sich gewandt, sich nach den neuesten Forschungsergebnissen erkundigt, leider ist bei mir nichts zu machen. Ich muß spritzen.«
    »Du mußt? « Julia verstand nicht, wie jemand so ungeniert über seine Drogenabhängigkeit reden konnte. Sie hatte immer geglaubt, die Betroffenen würden ihre Sucht schamhaft verschweigen.
    »Die Ärzte haben versucht, mich auf Tabletten umzustellen, aber das hat nicht geklappt. Also jage ich mir morgens und abends eine Spritze rein, und wenn man sich daran gewöhnt hat, kann man damit leben.«
    Nun verstand Julia gar nichts mehr. »Aber wie finanzierst du das alles? Ich denke, das Zeug ist so wahnsinnig teuer?«
    »Wieso? Das bezahlt doch die Krankenkasse. Mein Diabetes ist ja nicht angeboren, den habe ich erst mit elf Jahren nach den Masern gekriegt.« Sie begriff gar nicht, weshalb Julia plötzlich schluchzend an ihrem Hals hing und immerzu stammelte: »’tschuldigung, das habe ich ja nicht gewußt, ich habe doch gedacht … es tut mir so leid … bitte, entschuldige. Ich bin ja so blöd gewesen … kannst du mir noch mal verzeihen …«
    Birgit verzieh großmütig, obwohl sie nicht wußte, was sie eigentlich verzeihen sollte, zumal sie ihre Krankheit nicht als Tragödie empfand. Ein zu kurz geratenes Bein hätte sie schlimmer getroffen.
    »Komm«, sagte Julia, »die Strandbar hat schon auf. Ich lade dich ein. Du kannst dir bestellen, was du willst.«
    »Danke«, sagte Birgit lachend, »aber es läuft ja doch nur auf ein Mineralwasser hinaus, etwas anderes Alkoholfreies darf ich nicht.« Aus Rücksichtnahme trank Julia auch eins, und dann erzählte sie von ihrem fürchterlichen Verdacht und den Konsequenzen, die sie daraus gezogen hatte. »Zum Glück habe ich nur meiner Mutter was gesagt, und die tratscht nicht. Jedenfalls nicht oft.«
    »Und deine Oma?«
    »Der hat

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